„Wie jetzt, Kopfhörer von DALI?!“ dürfte sich der eine oder andere gefragt haben, als der renommierte dänische Lautsprecher-Hersteller auf der IFA 2019 seine allerersten Kopfhörer präsentierte. Mit den beiden Modellen IO-4 und IO-6 stellten die Dänen dort zwei kabellose Kopfhörer für anspruchsvolle Hi-Fi- und Musikfans vor. Wir waren besonders neugierig auf den DALI IO-4 mit seiner bärenstarken Akkuleistung und haben uns diesen einmal genauer angeschaut.
Danish Audiophile Loudspeaker Industries, kurz: DALI, steht seit jeher für einen harmonischen und detailreichen Klang seiner Lautsprecher. In unserem Test des Wireless Over-Ear-Kopfhörers DALI IO-4, für den knapp 300 Euro aufgerufen werden, sind wir der Frage nachgegangen, ob sich dies auch auf einen der beiden ersten Hi-Fi-Kopfhörer der 35-jährigen Firmenhistorie von DALI übertragen lässt – und ob der Akku mit seiner rekordverdächtigen Laufzeit von bis zu 60 Stunden auch in der Praxis hält, was er auf dem Datenblatt verspricht.
Bauweise des DALI IO-4

Der DALI IO-4 ist in den Farbvarianten „Iron Black“ und „Caramel White“ erhältlich. In unserer karamelweißen Testvariante präsentiert sich der Kopfhörer in einem stylishen und auf Anhieb wertig wirkenden Mix aus Beigetönen und Karamelbraun. Dabei fällt der Kopfbügel sowohl durch seine mit fein genarbtem Kunstleder bezogene Oberseite als auch durch die crèmefarbene Kopfpolsterung ins Auge, die auf der Unterseite mittig zwischen den beiden Bügelenden-Verstärkungen aus stabilem Kunststoff liegt. Das wirkt hochwertig und stabil – und setzt hübsche Farbakzente. Selbst die stufenlos verstellbaren Kunststoff-Schienen tragen zu diesem Eindruck bei. Und auch bei den runden Ohrmuscheln zeichnet sich dieses Bild fort: Sie wirken zum einen robust und hochwertig verarbeitet und zum anderen edel und mit ihren Features hochfunktional.
Die Features, das sind der Bluetooth- und On/Off-Schalter samt zweier Status-LEDs an der rechten Ohrmuschel sowie der ebenfalls dort sitzende USB-C-Ladeanschluss und die beiden beigefarbenenen Treiberabdeckungen mit silbern abgesetztem Innenkreis, den jeweils das Firmenlogo ziert, das auf der rechten Muschel zusätzlich als Multifunktionstaste fungiert. Mittels des darum verlaufenden Außenrings lässt sich an der rechten Muschel zudem die Lautstärke regeln. Das einseitig geführte Klinkenkabel wiederum wird bei Bedarf mit der linken Muschel verbunden. Und die Ohrmuscheln des DALI IO-4, die den eigens für den Hersteller gefertigten Treiber mit einer 50-Millimeter-Papierfaser-Membran beherbergen, haben noch mehr zu bieten: So sind sie insgesamt um ganze 180° drehbar. Außerdem verfügen sie über großzügig dimensionierte, aus Memory Foam bestehende und mit Kunstleder bespannte Ohrpolster. Diese sind zudem frei von den Muscheln und flexibel zum Kopf hin ankippbar.

Akku, Bluetooth und Funktionalität

Eines der Highlights des Hörers ist der verbaute, bärenstarke Lithium-Ionen-Akku mit 1.100 mAh, dank welchem es der DALI IO-4 laut Herstellerangaben mit aktiviertem Bluetooth auf eine kabellose Spieldauer von sagenhaften 60 Stunden bringt und damit Maßstäbe in seiner Kategorie setzt. Die Ladedauer des Kopfhörer-Erstlings von DALI wird herstellerseitig mit zwei Stunden angegeben. Und auch ohne Stromversorgung lässt sich der Kopfhörer zum Musikhören nutzen; im „Off“-Modus mittels des mitgelieferten 3,5-Millimeter-Klinkenkabels.
Auf Active Noise Cancelling (ANC) muss der User beim DALI IO-4 allerdings verzichten. Hierzu hat der Hersteller das artverwandte Modell IO-6 im Produktsortiment, das es allerdings auch ’nur‘ auf 30 Stunden Akkulaufzeit bringt – der direkte Gegenspieler zum Sony WH-1000XM3 also gewissermaßen. Unser Proband, der DALI IO-4, wiederum hat weiterhin die neueste Bluetooth-5.0-Generation an Bord. Außerdem unterstützt er die Audio-Codecs AAC sowie aptX und aptX HD von Qualcomm.

Und soll es mit dem hier getesteten Hörer dann mal bei Wind und Wetter nach draußen gehen, stellt auch das durch die IP53-Zertifizierung, die der Bluetooth-Over-Ear mitbringt, auch kein Problem dar. Schließlich ist er dieser gemäß vor Staub und Spritzwasser geschützt. Außerdem ist der DALI IO-4 mit der sogenannten „Clear Voice Communication“ (CVC) ausgestattet, die für eine optimale Sprachqualität bei der Telefonie mit dem Hörer sorgt und Umgebungsgeräusche im Zusammenspiel mit den die Ohren komplett umschließenden Ohrpolstern effizient außen vor lässt. Klasse: Da hat sich DALI für seine Kopfhörer-Premiere also schon einmal so einiges einfallen lassen.
Er spielt und spielt und spielt… Der DALI IO-4 im praktischen Gebrauch
Mit einer derart üppigen Akkulaufzeit ausgestattet, spielte der DALI IO-4 in unserem Praxistest in unermüdlicher Manier vor sich hin, und spielte weiter und weiter und weiter… bis er tatsächlich irgendwann bei ziemlich genau 60 Stunden Laufzeit angekommen war und dann doch einmal wieder an die Steckdose wollte. Nach gut zwei Stunden war er dann – auch hierbei ließen sich die Herstellerangaben verifizieren – bereits wieder vollständig aufgeladen. Die Bluetooth-Connection mit dem IO-4 nimmt sich wie folgt aus: Im Betrieb mit dem MacBook Pro bestand im Test eine stabile Funkverbindung bis zu einer Distanz von 18 Metern, bevor bei 19 Metern erste Störgeräusche auftauchten und die Verbindung bei 20 Metern ganz abbrach. Im Betrieb mit Digital Audio Playern traten vereinzelte Störgeräusche bei sieben bis neun Metern auf; endgültiger Signalverlust je nach Zuspieler bei maximal 16 Metern.

Und der Tragekomfort? Die im Vergleich zu anderen Hörern seiner Klasse schon relativ schweren 320 Gramm des DALI IO-4, mit denen er sogar noch etwas über den beiden mit knapp unter 300 Gramm schon nicht ganz leichten Modellen Technics EAH-F70N und Jabra ELITE 85h liegt, merkte man ihm auf dem Kopf dank seiner ergonomischen Bauweise nicht im Geringsten an. Und so saß der Proband selbst bei Hörsessions von mehreren Stunden stets sehr angenehm am Kopf, ohne dabei schwer zu wirken oder unangenehmen Anpressdruck auszuüben. Auch die sehr weiche Kopfpolsterung am Bügel sowie die großen, angenehm weichen Ohrpolster aus Memory Foam trugen zu diesem langfristig hohen Tragekomfort des Hörers bei – und schirmten den Nutzer trotz fehlender ANC-Technik erstaunlich gut von Außengeräuschen ab.
Darüber hinaus ließen sich die drei an der rechten Ohrmuschel befindlichen Bedienelemente des DALI IO-4 – das heißt das als Multifunktionstaste für „Play/Pause“, „Vor/Zurück“ sowie „Anruf annehmen/Auflegen“ fungierende DALI-Logo und die unter dem das Logo umschließenden Außenring liegenden Drucktaster zur Lautstärkeregelung – in der Praxis nach kurzer Eingewöhnungszeit stets wie selbstverständlich finden und leichtgängig bedienen. Da die Ohrmuscheln des IO-4 zudem in beide Richtungen um 90° eindrehbar sind, kann der Hörer, etwa zum leichteren Transport, flach zusammengelegt und kompakt verstaut werden. Auch um den Hals hängen lässt er sich dadurch noch bequemer. Und bei der Nutzung unterwegs war auch die Tonqualität beim Telefonieren mit dem DALI IO-4 auf beiden Seiten stets erstklassig.
Außerdem sehr praktisch: Beim Einschalten des Testkandidaten verkündet eine klar und deutlich zu verstehende Männerstimme nicht nur „Power On“, sondern auch den aktuellen Ladestand sowie den Pairing-Status des Hörers. Außerdem weisen die beiden mehrfarbigen LEDs auf der rechten Ohrmuschel auch optisch auf den Akkustand des Bluetooth-Kopfhörers hin. Ein freundliches „Power Off“ verabschiedet den Nutzer beim Ausschalten des IO-4 schließlich bis zur nächsten Hörsession.
So klingt der dänische Dauerbrenner

Wie jeden Kopfhörer, ließen wir auch den DALI IO-4 vor unserem ausführlichen Hörtest etwa 72 Stunden einbrennen, bevor wir den dänischen Bluetooth-Over-Ear sowohl kabelgebunden als auch drahtlos über unterschiedliche mobile Zuspieler mit diverser Musik bespielten, um einen möglichst genauen Eindruck von seiner Klangleistung zu erhalten. Hierbei kamen unter anderem unsere beiden Referenz-DAPs iBasso DX220 und Questyle QPM zum Einsatz, aber auch Modelle wie der neue FiiO M11 und der Pioneer XDP-300R sowie der ultrakompakte FiiO M5. Und so schnitt der DALI IO-4 im Hörtest ab:
Das insgesamt sehr natürliche und vor allen Dingen äußerst ausgewogen-homogene Klangbild des Testkandidaten hat uns sehr beeindruckt. Aus den Tiefmitten heraus aufgebaut, gab der drahtlose Däne eine blitzsaubere, detailreiche und sich nicht in den Vordergrund spielende Hochtonwiedergabe zum Besten und legte zudem ein sattes Fundament aus nicht überbetonten, aber dennoch voluminösen und dabei präzise konturierten Bässen darunter.
So kamen mittenbetonte Titel wie Mumford & Sons‘ „Little Lion Man“ oder Rocksongs mit breiten Gitarrenwänden mit dem DALI IO-4 sehr fein aufgelöst und klangen sehr angenehm. Selbst die höchsten Frequenzen spielte der Hörer zudem mit Leichtigkeit und völlig unaufgeregt aus, etwa den Höhepunkt des Saxophon-Solos im Foreigner-Klassiker „Urgent“ oder die hoch gesungenen Passagen von Anita Brevik im Stück „Et misericordia“ von Kim André Arnesens MAGNIFICAT-Zyklus. Außerdem verlieh der IO-4 sowohl aktuellen Popsongs wie Dua Lipas aktueller Single „Don’t Start Now“ als auch Electronic Tracks wie Farays „Anger“ ‚unten herum‘ ordentlich Schub und bildete somit sehr schön den Drive ab, der diese Titel auszeichnet. Der Song „No Sanctuary Here“ von Marian Herzog feat. Chris Jones machte mit dem IO-4 besonders viel Spaß. Und auch der Kontrabass in Jazzstücken wie Max.Babs „Tricycle“ kam über den DALI-Erstling gut zur Geltung.
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Ins Bild passte dabei weiterhin, dass sich der DALI IO-4 auch mit größeren Dynamik-Sprüngen im klassischen Bereich kein bisschen schwertat. Dasselbe gilt für die Abbildung schnell aufeinander folgender Impulse: Die gezupften Saitenanschläge in Avishai Cohens „Arvoles“ gab der Hörer beispielsweise blitzschnell, sauber und mustergültig wieder. Besonders imposant erschien im Hörtest die Weite und Räumlichkeit, mit welcher der Testkandidat glänzen konnte – und die für einen geschlossenen Kopfhörer schon herausragend ist. Nicht nur Orchester-Stücke und Live-Musik stellte er damit sehr realistisch und transparent dar, sondern bildete auch Hallräume wie in Pop- und Rocksongs, etwa in Lordes „Royals“ oder „Pressure Point“ von den Zutons, sehr gut ab. So war es auch über längere Hörsessions hinweg und immer wieder aufs Neue eine große Freude, mit dem DALI IO-4 hochauflösender Musik jeglicher Couleur zu fröhnen.
Fazit
Der Wireless Over-Ear-Kopfhörer DALI IO-4 hat sich in unserem Praxis- und Hörtest direkt einmal als überaus respektabler Einstieg in den Kopfhörermarkt erwiesen: Nicht nur, dass der dänische Dauerbrenner rekordverdächtige 60 Stunden Drahtlosbetrieb leistet. Nein, er wusste konsequenterweise auch mit dauerhaft hohem Tragekomfort und großer Flexibilität sowie mit hochwertigem Zubehör zu überzeugen. Und den von der Marke bekannten Spitzenklang hat der IO-4 auch noch mit im Gepäck – was für ein starkes Kopfhörer-Debüt!
STECKBRIEF DALI IO-4
Gewicht 320 g (ohne Kabel)
Preis 299 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip 1x 50-mm-Treiber aus Papierfaser-Membran
Bauweise geschlossen, Over-Ear
Frequenzgang 10 Hz – 20 kHz
Anschlusskabel Audiokabel (abnehmbar, einseitig geführt, 130 cm)
Stecker 3,5-mm-Miniklinkenstecker
Adapter USB-Ladekabel (Tyb C; 130 cm)
Impedanz 25 Ohm
Bluetooth V 5.0 – unterstützte Profile: k. A.
Reichweite bis zu 10 Meter (laut Hersteller); im Test 7 – 19 Meter
Audio Codec AAC / apt X / aptX HD
Akkulaufzeit bis zu 60 Stunden
Akkuladezeit 2 Stunden
Besonderheiten abnehmbares Kabel (einseitig geführt); Muscheln um 180° eindrehbar; austauschbare Ohrpolster; Clear Voice Communication (CVC); IP53-zertifiziert (Staub- und Spritzwasser-Schutz); branchenführende Akkuleistung; außergewöhnlich langes USB-Kabel
ZUBEHÖR
abnehmbares Audiokabel; USB-C-Ladekabel; Stoff-Tragebeutel
AUFBEWAHRUNG
Stoff-Tragebeutel
BEWERTUNG DALI IO-4
KLANG | Punkte |
Neutralität (2x) | 81 |
Feinzeichnung (2x) | 84 |
Impulsverhalten | 84 |
Räumlichkeit | 85 |
Dynamikverhalten | 84 |
Basstiefe | 83 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 83 |
Tragekomfort (25%) | 83 |
Verarbeitung (15%) | 86 |
Ausstattung (10%) | 85 |
Testurteil | 83,7 |
Preis-Leistung | sehr gut – überragend |