Das Indie-Elektro-Trio Two Door Cinema Club aus Nordengland hat mit „False Alarm“ sein viertes Album veröffentlicht. Nach einem kurzen, ruhigen Intro schlägt im ersten Song „Once“ nach zehn Sekunden unvermittelt ein Beat praktisch mit Vollpegel ein – das darf als Ansage zum weiteren Verlauf verstanden werden: Fast durchweg werden tanzbare, melodische Elektro-Pop-Nummern mit Indie-Charakter geboten.
Der erwähnte Opener kommt mit einem eingängigen Refrain in Richtung Coldplay daher. Dabei erinnert der Gesang von Alex Trimble grob an Andy McCluskey von OMD und New Order-Sänger Bernard Sumner. „Talk“ setzt mit der Kombination aus fast dissonanten Melodie-Einwürfen und 1980er-Jahre-Elektropop à la Heaven 17 noch deutlicher auf ‚Tanzfläche‘. Das Paket aus Lautstärke und vielen Sound-Einwürfen erscheint mitunter nahe der Reizüberflutung.
Auch in „Satisfaction Guaranteed“ finden sich typische 1980er-Drumcomputer-Sounds, Synthesizer-Klänge sowie eine geslappte E-Bass-Linie, doch bleibt hier der rote Faden im Arrangement greifbarer. Das Stück stellt einen der Höhepunkte dar. Bei „So Many People“ setzt die Band auf ein akustisches Schlagzeug: In Verbindung mit leicht reduziertem Tempo, einer eingängigen Basslinie und einem ebenso einprägsamen Gitarrenriff wird Disco-Funk-Feeling vermittelt – ein weiterer Hinhörer, wenngleich im Refrain das Arrangement überfrachtet wirkt und teilweise zu zerfleddern droht.
„Think“, eine entspannte Midtempo-R&B-Pop-Nummer – bietet unerwartet Abwechslung: Hier setzen Two Door Cinema Club stark verfremdeten, angezerrten Gesang mit Auto-Tune-Elementen und kräftigen Synthesizer-Pulsen ein, – das kombiniert Lounge- und Pop-Stilistik. „Nice to See You“ bietet hingegen New Order-ähnlichen unmittelbaren Elektro-Pop mit hartem Rhythmus und eingängig-rhythmischem E-Bass. Das Synth-Arpeggio in der Strophe erinnert entfernt an Grandmaster Flashs „The Message“, gefolgt von einem „groß“ aufgehenden Pop-Refrain.
Darauf folgt ein gut zweiminütiges Song-Fragment: „Break“ wartet mit verfremdeten Gitarren- und Synth-Klängen auf. Die soften E-Drum-Sounds und experimentellen Streicher-Einwürfe erinnern an Phoenix, ebenso wie der ruhige Gesang an deren Sänger Thomas Mars erinnert – naturgemäß ohne dessen französischen Akzent. „Dirty Air“ bietet eine flinke Rhythmik à la Franz Ferdinand, allerdings mit interessanten Hall-Effekten auf Gesangsschnipseln – die gelungenen Harmoniewechsel laden unmittelbar zur Bewegung ein. Zum Refrain hin wird der Gesang – ähnlich wie bei den Strokes – verzerrt. „Satellite“ bleibt vergleichsweise minimalistisch mit sparsamer Rhythmik und erinnert atmosphärisch erneut an Phoenix. Das zunächst ruhigere, später hymnisch anmutende „Already Gone“ beschließt die zehn Songs. Hier singt Trimble mit Kopfstimme, der Gesang steht weit über der Musik – eine Kombination, die auf die Dauer irritierend wirkt.
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Die Experimente im Arrangement von „False Alarm“ verleiten zunächst zum Hinhören, pendeln allerdings zwischen nahender Reizüberflutung und gefühlter Beliebigkeit. Im Vordergrund der Produktion steht antreibende, tanzbare Rhythmik – obwohl einzelne Melodien eingängig erscheinen, will keiner der Songs wirklich hängenbleiben.
Klanglich setzt das Album ebenfalls auf Extreme: Einige Songs sind fast mono gehalten im Stereo-Panorama, andere wie „So Many People“ werden durch überzogen breit strukturierte Klänge im Panorama ergänzt. Die äußeren Signale, Gitarren-Licks und Synthesizer, erscheinen teilweise phasenverschoben und dadurch irritierend. Auch die Abmischung der einzelnen Songs zueinander wirkt seltsam inkonsistent – so sticht „Already Gone“ deutlich laut heraus, auch die erwähnte Gesangslautstärke erscheint gewöhnungsbedürftig. Das Album ist insgesamt LAUT produziert – falscher Alarm dürfte hier jedenfalls nicht gegeben sein.
BEWERTUNG TWO DOOR CINEMA CLUB – FALSE ALARM
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 6 |
Klang | 6 |