Der Name des Albums ist Programm: Das Transatlantic Guitar Trio, bestehend aus dem britischen Fingerstyle-Gitarristen Richard Smith, dem deutschen Gypsy-Jazz-Gitarrist Joscho Stephan und dem US-amerikanischen Multiinstrumentalisten Rory Hoffman tat sich 2019 für Auftritte in den USA zusammen. Aktuell folgt ein erstes Album, aufgenommen in Goodlettsville, Tennessee – und Mönchengladbach.
Enthalten sind instrumental performte Jazz- und Pop-Standards sowie Eigenkompositionen. Das Trio wird durch Bass, Schlagzeug/Percussion und Cello ergänzt.
Gypsy-Jazz
Mit dem „Dusseldorf Stomp“ beginnt das selbstbetitelte Album im Django-Reinhardt-Stil: eine flinke Eigenkomposition mit rhythmischen Akzenten, bei der sich die Gitarren mit flotten, virtuosen Soli abwechseln. Hier wirft besonders Richard Smith geschmackvolle Läufe zwischen Gypsy-Jazz und Blues ein, Joscho Stephan und er spielen gelegentlich gemeinsam reizvolle harmonische Abgänge.
Schwermütige Latin-Ballade
Der „Transatlantic Bolero“ – ebenfalls ein eigenes Stück – erscheint als schwermütige, leicht getragene Latin-Ballade, mit typischer Percussion und Cello. Darüber soliert Joscho Stephan getragen. Den Beatles-Song „Here, There and Everywhere“ covern die drei Musiker im Sinne einer Easy-Listening-Variante – gut anhörbar und interessant arrangiert, sodass die übliche Problematik instrumental arrangierter Popsongs, die Gesangsmelodie vergleichsweise monoton am Instrument umzusetzen, etwas weniger ins Gewicht fällt. Das Problem fällt bei „Always on My Mind“ deutlicher auf: Hier ‚zieht‘ sich die per Gitarren umgesetzte Gesangsmelodie, insgesamt bewegt sich die Ballade gefährlich nahe der Easy-Listening-Kitschgrenze.
Der eigene „Rattlesnake Reggae Shuffle“ sowie das Ralph-Flanagan-Cover „Hot Toddy“ setzen Offbeat-Reggae-Akzente, von den Drums entsprechend untermalt. Das fließt einerseits entspannt und zieht sich gleichsam durch die geschäftigen Gitarren-Einlagen nach vorne durch. Rory Hoffmann spielt bei „Hot Toddy“ reizvolle E-Gitarren-Melodien, irgendwo zwischen Ry Cooder und Django Reinhardt angesiedelt. Das Stück stellt einen der Höhepunkte des Albums dar.
Den schnellen Klassiker „I Wonder Where My Baby Is Tonight“ setzt das Trio wiederum in Gypsy-Jazz-Ästhetik um. Das spiritual-artige „Going Home“ von Komponist Antonín Dvořák beginnt elegisch mit sich ergänzenden Gitarren-Einwürfen, bevor es als Uptempo-Nummer Fahrt aufnimmt. Auch das lässt sich gut hören – ein weiteres Highlight.
„Transatlantic Guitar Trio“ im Klang-Check
Das Klangbild des self-titled Albums „Transatlantic Guitar Trio“ erweist sich grundsätzlich als gelungen, teilweise jedoch zwiespältig: Die drei Instrumente sind im Panorama gut ortbar verteilt, der Klang ergibt einen ‚ganzheitlichen‘ Guss. Die einzelnen Instrumente sind in eine angenehm ‚luftige‘ Räumlichkeit getaucht. Drums und Percussion wirken jedoch ‚verschoben‘ breit aufgezogen, etwa beim Song „Sabrosa“ des Komponisten und Pianisten Renè Touzet. In den Höhen zieht sich eine betonte Präsenzspitze durch das Album, die bei vielen Stücken nicht sofort auffällt, allerdings das Durchhören etwas unangenehm gestaltet. Die Gitarren klingen dadurch leicht hart. Bei der Percussion im erwähnten „Sabrosa“ ist die Schärfe noch deutlicher wahrnehmbar. Bass und Bassdrum wirken in den jeweiligen Stücken zurückhaltend, fast ‚versteckt‘ gemischt – hier könnten die einzelnen Signale plastischer, dreidimensional ‚greifbarer‘ produziert sein, um die Produktion ‚nach unten‘ abzurunden. Ungeachtet dessen hat das Transatlantic Guitar trio mit seinem ersten Longplayer „Transatlantic Guitar Trio“ ein beachtliches gemeinsames Erstlingswerk vorgelegt.
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TRANSATLANTIC GUITAR TRIO – TRANSATLANTIC GUITAR TRIO
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 7 |