Die 1998 gegründete New Yorker Indie-Rock-Formation The Strokes hat mit „The New Abnormal“ nach sieben Jahren nunmehr ein neues Album veröffentlicht. Der Nachfolger zum 2013er „Comedown Machine“ steht im Titel ganz in der typischen Strokes-Tradition: Bereits das Debüt „Is This It“ von 2001 zeigte den Hang zu damals aktueller abgeklärter Ironie und Distanzierung auf, so nun auch das sechste Studioalbum „The New Abnormal“.
Typisch Strokes: Retro-Pop und Indie-Rock
Der Eröffnungssong „The Adults Are Talking“ wirkt musikalisch überraschend liebevoll, mit minimalistisch anmutenden Drums, die 1980er-Jahre Casio-Drum-Computer-Wave-Charme à la Trio versprühen. Dazu stakkatohafte, eingängige Gitarren-Licks, die sich gegenseitig zuspielen und fast zärtlicher Gesang von Frontmann Julian Casablancas. Der melodische Refrain macht den Song zum Highlight.
„Selfless“ ist mehr in Richtung Indie-Rock getrimmt, allerdings nicht minder ‚mellow‘ und eingängig – es klingt musikalisch, als hätten Travis ein Fuzz-Pedal und einen Synthesizer für sich entdeckt, gemischt mit harmonisch interessanten Bassfiguren. Dazu singt Casablancas laut klagend. „Brooklyn Bridge to Chorus“ ist flotter gehalten, grob mit Referenzen an die frühen Strokes-Nummern sowie Disco-Anklängen, ebenfalls eingängig mit tollen Melodien und Bassfiguren. Auch Franz Ferdinand mag manch einer hier heraushören, allerdings erscheint der Strokes-Song zugänglicher. Darüber erscheint Casablancas Stimme distanziert, fast gelangweilt, ähnlich wie etwa bei Cake. Selbstreferenzialität bleibt auch nicht aus: Kommentare verweisen beispielsweise auf den „Break“.
Ein Album zwischen Punk-Pop und Crooner-Gesang
„Bad Decisions“ mischt Pop-Punk mit angezerrtem Crooner-Gesang, der an The Stranglers erinnert. „Eternal Summer“ setzt wiederum elektronische 1980er-Jahre-Akzente, zusammen mit Kopfstimmengesang und punkiger Strophe, in denen Casablancas ähnlich wie Billy Idol klingt. „At the Door“ und „Why Are Sundays So Depressing“ wirken wie halb-launische Experimente, „Not the Same Anymore“ klingt hingegen nach einer spannenden halbmelancholischen Pop-Erzählung, stilistisch zwischen Weezer und Nada Surf. Der neunte Song, „Ode to the Mets“, schließt das Album eingängig und experimentell, mit Mellotron- und Synth-Sound-Bett sowie Midtempo-Drumbeat.
„The New Abnormal“ – Ein lautes Album
Klanglich erscheint die Balance von „The New Abnormal“ grundsätzlich gelungen, das neue Album von The Strokes ist allerdings LAUT produziert und wirkt beim Hören leicht aufdringlich im Hochmittenbereich, dazu fehlen Bassfundament und Feindynamik – eigentlich schade, das Album derart zeitgemäß abzumischen, denn das Songmaterial erweist sich teilweise als verblüffend zeitlos.
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THE STROKES – THE NEW ABNORMAL
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 8 |
Klang | 7 |