The Killers – Imploding the Mirage

Die 2001 in Las Vegas gegründeten Killers sind längst als feste Indie-Pop-Rock-Größe etabliert. Mit „Imploding the Mirage“ liegt nun bereits das sechste Studioalbum des Quartetts vor – laut einem Statement von Sänger, Keyboarder und Songwriter Brandon Flowers orientierte sich die Produktion an der Aussage einer Illustration von Thomas Blackshear, „Dance of the Wind and Storm“. Das Bild, das zum Album-Cover wurde, kombiniert demnach eine amerikanische Wüstenlandschaft und spirituelle Motive. 

Typisch Killers: Kraftvoller, schneller Indie-Synthie-Pop

„My Own Soul’s Warning“ beginnt mit sich schnell vorwärts pflügendem Rhythmus, in einer Synthie-getriebenen Rock/Pop-Landschaft, teils mit verhallten Elementen, dazu der energetisch-laute Gesang von Flowers – eine gelungene Radiopop-Nummer mit melodischen Bassläufen und einem eingängigen Refrain. Ebenfalls eingängig, entspricht „Blowback“ fast melancholischem Midtempo, mit bedämpften Drums, Akustikgitarre und Slide-E-Gitarren-Melodie. Trotzdem fehlt der für die Killers typische leichte Hang zum Pathos nicht, mit verhallten Klanglandschaften und dem aus voller Kehle gesungenen Refrain, bei dem Brandon Flowers hier an Bono von U2 erinnert.  

Von minimalistischen Experimenten bis Chart-Pop

The Killers Copyright Olivia Bee 2020_1500x1003
The Killers (Copyright: Olivia Bee)

„Dying Breed“ erscheint zunächst als fast minimalistisch-experimentell produzierter Pop, mit kurzen Drum-Sounds, einzeln verhallten Worten und Sound-Effekten. Schließlich setzt nach knapp anderthalb Minuten dann doch brachialeres Rock-Pop-Schlagzeug ein, der Song entwickelt sich zum von den Killers gewohnten Pop-Emotionsfeuerwerk. „Caution“ erinnert mit schnellem, aber dezentem 1980er-Jahre-Rhythmus sowie Möwengeräuschen in der Strophe atmosphärisch an Don Henleys „The Boys of Summer“. Der Refrain gibt dann jede Zurückhaltung auf, mit gleißenden Synth-Sounds und brachial-hymnischen Tom-Läufen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„Lightning Fields“ – zusammen mit K. D. Lang gesungen – bietet kühle 1980er-Jahre-Anklänge mit stark verhallten Gesängen und Pianoklängen. Die leicht überfrachtete Gesangsrhythmik im Refrain stört jedoch beim Hören. Das stoische „Fire in Bone“ erinnert atmosphärisch an 1980er-Jahre-Songs rund um Wang Chungs „Dance Hall Days“ und A-has „Touchy“, Flowers zitiert hier zudem einige Bibel-Referenzen. Dabei bleibt der Song nahezu ruhig, verglichen mit den restlichen Stücken – ein eingängiger Höhepunkt. Bei „My God“ – zusammen mit der Sängerin Weyes Blood aufgenommen – greifen die Killers moderne Chart-Pop-Elemente auf. Allerdings ermüdet der allzu mitreißend inszenierte Refrain schnell. „When the Dreams Run Dry“ setzt wiederum auf langgezogene Synth-Klänge, dazu afrikanisch anmutende Percussion à la Paul Simons „Graceland“-Album. Das schnelle Tempo im Refrain wirkt seltsam unmotiviert.

Der wiederum erfrischend eingängige Titelsong schließt die zehn Stücke ab und bringt den Grundton des neuesten Albums der Killers auf den Punkt: 1980er-Jahre-Ästhetik mit modernen Indie-Einflüssen, schnelles Tempo, lange Hallfahnen, ‚große‘ Percussion-Einwürfe – gebündelt knapp vor der Reizüberflutung. Das Vorgänger-Album „Wonderful Wonderful“ ist im Vergleich fast sparsam arrangiert, was wiederum mehr Fokus auf die Songs richtet. „Imploding the Mirage“ enthält zwar viel solides Songmaterial, gleichzeitig stellt die unstillbare Suche nach Reizen die größte Gefahr dar, die gelungenen Ansätze in Effekten zu ersticken. Trotz scheinbarer Eingängigkeit bleibt am Ende nur wenig hängen. Ob die Assoziationen mit den einzelnen Songs die Optik des Covers abbilden, bleibt – wie so oft – dem Hörer überlassen.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Offenes Klangbild, allerdings ohne Bass-Impulse

Der Klang des neuen Killers-Albums „Imploding the Mirage“ erscheint, gemessen an besagtem Reizfeuerwerk, angenehm solide: offen, dabei ohne überbetonte Höhen oder Nebeneffekte durch Lautheits-Komprimierung. Die einzelnen Elemente wie etwa Percussion oder Piano mit langem Nachhall bleiben gut wahrnehmbar, ohne im Mix unterzugehen. Umgekehrt erscheinen Drums und Bass leider kaum plastisch greifbar, ohne wirkliche Tiefen-Impulse. Das erinnert an den eindimensionalen, flachen Sound vieler 1980er-Jahre-Pop-Produktionen.

THE KILLERS – IMPLODING THE MIRAGE

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 6
Klang 7
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie einen Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung. Achtung: Die Kommentare erscheinen erst nach einer manuellen Prüfung durch die Redaktion auf dieser Seite.