Die walisische Alternative-Rock-Band Stereophonics existiert bereits seit 1992; mit „Kind“ veröffentlichte das Quartett sein mittlerweile elftes Album.
Wer mit der Band noch frühe Hits in Richtung „Pick a Part that’s New“ verbindet, wird vom Opener „I Just Wanted the Goods“ überrascht – gradliniger, fast stoischer Rhythmus untermalt ebenso stoischen Konsumwahn, der seelenloses „Bling Bling“ gegenüber „echten“ Werte positioniert. Das treibt voran, geht’s ins Ohr und wird im Refrain durch offene Harmonien und akustische Slide-Gitarre konterkariert – ein interessantes, besonders Pop-lastiges Experiment.
„Fly like an Eagle“ klingt dann typischer nach „Ursprungstagen“, eine gelungen getragene Akustikgitarren-Ballade im Dreivierteltakt, bei der die Reibeisen-Stimme von Kelly Jones dann auch ausführlich – nun – „reibt“, kombiniert mit Midtempo-Schlagzeug und E-Gitarren-Licks mit Leslie-Effekt. Ähnlich „Hungover for You“, ebenso im Dreivierteiltakt gehalten, dazu mit Streichern und Klavier untermalt, vereint den scheinbaren Gegensatz einer treibenden Ballade. Das stellt ein Highlight dar.
„Stitches“, das mit Dur-lastigem Grundton und oft verwendeten Akkord-Verbindungen allerdings vergleichsweise platt erscheint. Auch die Midtempo-Ballade „This Life Ain’t Easy (But It’s the One That We All Got)“, verbleibt gerade in der Strophe in gewohnten Akkordwechseln. Ähnliches gilt für „Street of Orange Light“, das bis auf den Refrain mit langgezogenen grundtönigen Gesangslinie und Harmonien monoton wirkt.
Bei „Make Friends with the Morning“ verbreitet die Band Gospel-Feeling mit Claps, Stomping und passendem Harmoniegesang. „Bust this Town“ erinnert vom R&B-Indie-Flair an frühe Sheryl-Crow-Aufnahmen („All I Wanna Do“), mit Disco-Rhythmus, dazu ein Streicher-Bordun-Sound im Hintergrund und tollen, unaufdringlich eingängigen Harmonien – ein weiterer Höhepunkt. „Don’t Let the Devil Take Another Day“ alterniert zwischen beschwingt und melancholisch, mit gelungenen Gitarrenmelodien. Mit „Restless Mind“ schließt eine langsame Ballade mit Konzertgitarren-Fingerpicking die zehn Songs des Albums, mit den für Jones typischen gedehnten Gesangsphrasierungen. Kurz gesellt sich eine Mundharmonika und eine Westerngitarre hinzu – hier erinnert das Stück an typische Folk-Strukturen, interessant umgesetzt.
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Klanglich erscheint das Album solide im positiven Sinne: deutlich „rockig“ komprimiert, aber ohne auffällige Lautheitsartefakte. Stattdessen überzeugt die Produktion mit kräftigem Bass- und Tiefmitten-Fundament, ohne störende Frequenzanteile im Mitten- oder Höhenbereich. Nur in „I Just Wanted The Goods“ irritiert die geschäftige, hart rechts positionierte Akustikgitarre im Mix – was umgekehrt wiederum gut zur leicht „verstörten“ Aussage des Texts passt. Bei der Ballade „This Life Ain’t Easy (But It’s the One That We All Got)“ klingt Jones‘ Gesang etwas belegt, bei „Street of Orange Light“ erscheint das Konzertgitarren-Picking unangenehm scharf. Davon abgesehen wirkt „Kind“ klanglich stimmig und bietet musikalisch neben einzelnen gleichförmigen Songs besonders mit „Bust This Town“ und „I Just Wanted the Goods“ tolle Stücke mit stilistischen Weiterentwicklungen, „Hungover For You“ hingegen liefert ein Highlight, das für die Band typisch klingt.
STEREOPHONICS – KIND
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 8 |