Snow Patrol – Wildness

Das siebte Album der 1994 gegründeten Alternative-Band Snow Patrol aus Schottland und Nordirland, „Wildness“, erschien sieben Jahre nach dem Vorgänger und handelt dem Vernehmen nach von Depressionen und durchgestandenem Alkoholentzug des Sängers Gary Lightbody. Dafür klingen die zehn Songs zwar melancholisch, aber gleichzeitig aufmunternd, wie ein Fazit nach überstandener Erkrankung.

Das erste Stück, „Life On Earth“, erinnert mit geschlagenen Akustikgitarren-Akkorden und opulenten, fast orchestralen Drum-Kaskaden, vereinzelten Synth-Sounds und Mellotronklängen sowie 1970er-Jahre-Folk-Touch grob an eine atmosphärische Mischung aus Jonathan Wilson und dem amerikanischen Gesangs-Slang der Band Of Horses. Melodisch wirkt der Song spannend und eingängig – ein untypisches Highlight.

„Don’t Give In“ geht mit künstlich-rauchigem Gesang, vertracktem, poppigem Drum-Beat und Stakkato-E-Gitarren noch mehr in Richtung moderner Pop, ebenso wie das Synth-lastigere, stark rhymthmische „Heal Me“ und das Clap-geprägte Song „Wild Horses“. Einzelne Songs erscheinen betont als Stadionhymne à la Coldplay angelegt – etwa „Empress“ mit gradlinigem Schlagzeug samt Tom-Beat – bleiben jedoch seltsam farblos. Interessanter erscheint hingegen das fast stoische, aber eingänge „A Dark Switch“, produziert als Akustik-Elektro-Pop-Song samt rhythmischer Cellopassagen. Eine gelungene Wendung stellt auch der Ausklang dar – die letzten acht Takte sind in ihrer Lautstärke gleichbleibend abgesenkt, die Akustikgitarre wird zum Ende wiederum lauter.
„A Youth Written In Fire“ verknüpft wiederum einen Popsong mit betonten 1980er-Jahre Drum- und Synth-Elementen, das anschließende „Soon“ bietet hingegen erfrischend ungewöhnliche Harmonien mit dynamischem Aufbau samt Streichern und Effekten.

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Mit getragenem Gesang, den hymnischen Refrains samt teilweise opulenter Arrangements, Befindlichkeitslyrik statt „klassischem“ Storytelling, sowie Synthesizer-Elementen setzt sich eine Alternative-Band heute fast unweigerlich dem Vorwurf aus, automatisch breitengängig erprobte Coldplay- oder U2-Sentimentalitäten zu bedienen (oder bedienen zu wollen). Auf „Wildness“ liefern Snow Patrol abseits jener Anklänge genügend Abwechslung, und verzichten am Ende auf ganz große Hymnen oder unmittelbar eingängige Pop-Nummern.

Verglichen mit „Fallen Empire“ erweist sich „Wildness“ als Folk-lastiger und etwas dunkler, gleichzeitig führt die Platte die Entwicklung der Band weiter, weg vom „straighten“ Britpop der ersten Alben.

Im Gegensatz zu Indie-Folk-Bands setzt die Truppe allerdings mehr auf klassische Pop-Song-Strukturen, die aus kleinen Melodien und Motiven bestehen, statt über eher belanglos gespielten Akkorden lediglich aus der Gesangsmelodie Spannung zu beziehen.
Klanglich bleibt „Wildness“ etwas rau, trotz deutlich vorhandener Lautheit allerdings recht ausgewogen, ohne unangenehme Frequenzspitzen.

BEWERTUNG SNOW PATROL – WILDNESS

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 7
Klang 7
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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