Seit Kurzem bietet Rosson Audio Design mit dem Rosson Audio Design MPL-0 eine kostengünstige Alternative zu seinem Erstling an. Der Zweitling schlägt mit knapp 2.000 Euro zu Buche und kostet also gut 1.000 Euro weniger als der RAD-0. Dabei setzt das Rosson-Team auf dieselben Kerntechnologien, sodass sich der Neue durchaus als Alternative für Audiophile anbietet.
Rosson Audio Design MPL-0: Ein Überblick
Der Rosson Audio Design MPL-O ist ein offener magnetostatischer Over-Ear-Kopfhörer der Spitzenklasse. Er deckt einen großen Frequenzbereich ab und kommt handgebaut aus den USA daher.
Mit magnetostatischen Treibern aus eigener Entwicklung, Ohrmuscheln aus selektiertem massivem Ahornholz sowie Ohr- und Kopfpolster aus hochwertigem Kunstleder, zeigt sich der Rosson Audio Design MPL-0 als perfekter Begleiter für Genusshörer und Tonschaffende
Top Features des Rosson Audio Design MPL-0
- Vorzügliches Impulsverhalten und Auflösung, herausragende Trennschärfe
- Sonore, stabile Bässe, präzise Raumdarstellung
- Hoher Tragekomfort
- Sehr gute Verarbeitung, hochwertiger Transportkoffer
Contra:
- Nur 6.3mm-Anschluss, generell etwas magerer Zubehörsatz
Zielgruppe des Rosson Audio Design MPL-0:
Der Rosson Audio Design MPL-0 ist ein Magnetostat der Spitzenklasse, geschaffen für audiophile Genusshörer und Tonschaffende.
Rosson Audio Design MPL-0: Magnetostatisch aus Überzeugung
Kopfhörerfans sehen den Rosson Audio Design MPL-0 und werden das Gefühl nicht los, ähnliche Hörer schon mal geschaut zu haben. Kein Wunder, denn das Design erinnert schon an die Modelle von Rosson Audio Design Chef Alex Rossons früherer Wirkungsstätte Audeze.
Wir haben es mit großen, ohrumschließenden Treibergehäusen zu tun, wobei auch deren Außengitter an die von Audeze erinnern. Warum auch nicht? Beispielsweise bauten in den 1990er-Jahren ehemalige Gibson-Gitarrenbauer unter dem Namen Heritage Les Paul-Modelle von erlesener Qualität. Doch anders als die Heritage-Gitarren, die so eine Art Edel-Kopie darstellten, geht Alex Rosson bei seinen RAD-Hörern konstruktiv andere Wege als Audeze.

Das fängt schon einmal beim Durchmesser der Membranen an. Der beträgt „nur“ 66 Millimeter – beim Audeze MM-500 sind es beispielsweise 90 Millimeter. Dass ein Könner wie Alex Rosson nichts aus Jux und Tollerei macht, dürfte klar sein. Grundsätzlich begünstigt eine große Oberfläche die Basswiedergabe, allerdings muss dann der Antrieb, der im Falle von Magnetostaten über besonders angeordnete Leiterbahnen in Kombination mit dem von Permanentmagneten bereitgestellten Magnetfeld erfolgt, besonders präzise sein.
Rosson Audio Design schweigt sich zu Details aus, verrät lediglich, dass die Membran aller seiner Kopfhörer aus einem eigens entwickelten Komposit-Material bestehe. Die Anordnung der Leiterbahnen sei ebenfalls besonders und zusammen mit tatsächlich elf N52-Neodym-Magneten in genau berechneter, kreisförmiger Anordnung ergebe sich ein hochpräziser Antrieb für bestes Impulsverhalten – im Bass-, Mitten- und Höhenbereich.
Ein RAD-Kopfhörer überzeuge deswegen mit sauberem Tiefbass, einem präzisen Mittenband und sauberen Höhen. Nichts weniger als eben dies erwarten wir von einem Magnetostaten, den ein hochdekorierter Mastering-Ingenieur – Alex Rosson war unter anderem einer der Mastering-Stars bei Technicolor – erdacht hat.

Hat der kostengünstigere Rosson Audio Design MPL-0 den gleichen Treiber wie der RAD-0? Die Frage können wir mit einem klaren „Jein“ beantworten. Soll heißen: In puncto Materialdurchmesser, Anordnung der Leiterbahnen und der elf Magnete gibt es keine Unterschiede. Im Kern ist also dieselbe Toptechnik verbaut.
Allerdings ist die Membran im Falle des Rosson Audio Design MPL-0 anders eingespannt und die interne Dämpfung des Gesamtsystems unterscheide sich vom RAD-0. Daraus soll sich ein etwas anderer Klang ergeben. Der neue Kopfhörer sei etwas wärmer als der RAD-0 abgestimmt, wobei Signaltreue oder Neutralität immer noch oberstes klangliches Leitbild seien. Wie das zusammen geht, klären wir im Rahmen des Hörtests.
Mit taktilem Feingefühl
Dass die Treiber komplett von Hand am Unternehmenssitz in Resada, also im sonnigen Kalifornien, unter größter Sorgfalt gefertigt werden – allein das Einspannen der Membranen erfordert sehr viel taktiles Feingefühl – muss betont werden. Ebenso, dass die neugeborenen Treiberpaare eines jeden Hörer-Individuums eine etwa zweiwöchige Einspielphase durchleben müssen.
In dieser Zeit werden sie dauerhaft einem hohen Schalldruck von 120 Dezibel ausgesetzt und lernen, auf Schallereignisse angemessen zu reagieren. Jeder fertig montierte Hörer muss schließlich noch einen Abschluss-Test über sich ergehen lassen. Dabei wird ermittelt dass die Kanalgleichheit professionellen Ansprüchen genügt: Abweichungen werden nur toleriert, wenn diese kleiner als +/- 3 dB sind.
Rosson Audio Design MPL-0: Viel Holz um die Ohren
Magnetostaten sind bauartbedingt keine Leichtgewichte. Auch der Rosson Audio Design MPL-0 macht mit seinem Lebendgewicht von 600 Gramm keine Ausnahme. Dabei haben die Ringe um die magnetostatischen Treiber – die per se schon gewichtig sind – ebenfalls ihren Anteil. Die sind aus massivem, hübsch gemasertem Ahornholz, das sehr sauber hochglänzend lackiert ist.
Daraus ergibt sich übrigens auch der Name des Hörers: „MPL“ steht für „Maple“, das englische Wort für Ahorn. Da für jeden Rosson Audio Design MPL-0 selektiertes Ahornholz Verwendung findet und kein Stück Holz dem anderen exakt gleicht, ist jeder MPL-0 in gewisser Weise auch ein Einzelstück. Wenngleich der Hersteller lediglich den RAD-0 als solches bewirbt und verkauft, ist auch ein MPL-0 alles andere als ein Hörer von der Stange.

Aber zurück zum Gewicht. Ein hohes Gewicht steht bekanntlich dem Tragekomfort entgegen. Das wissen auch Alex Rosson und sein Team, folglich tun sie viel, um den Rosson Audio Design MPL-0 tragbar zu machen – eben auch für längere Hörsitzungen. Die eigene Formung des Kopfbügels sowie die Ohr- und Kopfpolster sorgen laut Hersteller für einen hohen Tragekomfort.
In der Tat schmiegen sich die sehr groß dimensionierten Ohrpolster aus feinem, sehr weichem Kunstleder – Tiere müssen für einen RAD-Kopfhörer nicht ihr Leben lassen – perfekt an den Kopf. Dabei gestattet der Rosson Audio Design MPL-0 auch das Tragen einer Brille, was andere, auch hervorragende Hörer nicht erlauben.
Einen Druck auf den Kopf spürte niemand vom Mobilefidelity-Team und auch unsere Kollegen vom Schwester-Magazin „Professional Audio“ behalten den Edel-Amerikaner gerne auf. Also einen Daumen hoch für den Tragekomfort. Allerdings wollen wir nicht verhehlen, dass ein konstruktionsbedingt leichterer Dynamiker oder auch ein Elektrostat von Stax in dieser Disziplin einen ganzen Daumen vorne sind.
Das mitgelieferte, zweifelsohne hochwertige Anschlusskabel wird in die Ohrmuscheln via Mini-Klinke rechts und links eingestöpselt. Markierungen am Kopfhörer selbst suchen wir vergeblich. Die gibt es bei RAD nicht. Die asymmetrische Gestaltung der Treiber genüge zur Ermittlung von rechtem und linkem Kanal.
Aufgesetzt müssen die Treiber nach vorne, zur Nase des Trägers hin zeigen. Daraus ergibt sich dann automatisch die rechte und linke Seite. Ja, stimmt, wenngleich wir nichts gegen eine eindeutige Markierung einzuwenden hätten. Aber alles eine Frage der Gewohnheit, weswegen wir insoweit keinen Minuspunkt vergeben mögen.
Weniger gefällt uns, dass das ansonsten ausgesprochen unauffällige, mikrofoniearme Kabel als Anschlussstecker für den Kopfhörerverstärker lediglich die große 6,3 Millimeter-Stereoklinke anbietet. Der RAD-0 hat dagegen einen 3,5 Millimeter-Stecker nebst Adapter, ist mithin sehr viel anschlussfreudiger. Somit können wir den Rosson Audio Design MPL-0 nicht mit dem sehr guten Mini-HPA Audioquest Cobalt – als solcher eine pfiffige Kombination aus DAC im USB-Stick-Format und Kopfhörerverstärker – testen.
Es kann kaum daran liegen, dass ein solches Gerätchen unter der Würde eines RAD-Magnetostaten wäre. Denn der Rosson Audio Design MPL-0 ist wie übrigens auch der RAD-0 ein wirkungsgradstarker Kopfhörer, der zwar einen Verstärker mit einer Leistung ab 250 Milliwatt haben sollte, gleichwohl nicht zwingend nach der Power eines üppig dimensionierten Kopfhörerverstärkers wie unseres Referenz-HPAs Violectric V281 verlangt.

So fühlt er sich klanglich auch am Mittelklasse-Kopfhörerausgang des Mytek Digital Stereo192DSD-DAC wohl. Dass sich von der Impedanz eines Hörers nicht zwingend auf seine Lautstärke schließen lässt, belegt der Rosson Audio Design MPL-0 ohrenfälligerweise: Mit seinen 29 Ohm ist er nämlich lauter als der Audeze MM-500, dessen Impedanz lediglich 18 Ohm beträgt. Deutlich leiser ist außerdem unser Chef-Dynamiker, der AKG K702 Studio – obschon der einen frequenzabhängigen Widerstand von geringen 32 Ohm hat.
Nochmal zurück zu den Kabeln: Für den RAD-0 packt der Hersteller ein symmetrisches Anschlusskabel bei und ein ebensolches wünschen wir uns auch für den MPL-0. Dann hätten wir ein etwaiges Klangplus am Violectric V281, der selbstverständlich auch über einen symmetrischen Eingang verfügt, ermitteln können. Vielleicht bietet Rosson Audio Design künftig auch für seine Nummer Zwei mehr Kabellage an? Nicht nur wir würden es begrüßen.
Klasse ist hingegen, dass auch der Rosson Audio Design MPL-0 im extrem robusten, schwimmfähigen und mit Druckausgleichsventil ausgestattetem Kunststoffkoffer geliefert wird. In ein solches Behältnis würden Tonschaffende auch ihre Edelschallwandler oder Fotografen ihre sündhaft teuren Mittelformat-Kameras verstauen. Ja, das ist absolut professionell, keine Frage.
Rosson Audio Design MPL-0: Sehr süffiger Klang
Doch am Ende interessiert uns und Euch, was hinten raus kommt. Weniger salopp ausgedrückt: Genügt der Rosson Audio Design MPL-0 auch höchsten audiophilen Ansprüchen? Tatsächlich ist diese Frage differenziert zu beantworten. Grundsätzlich gilt: Das Impulsverhalten und die Auflösung des Amerikaners macht dem Namen seines Schöpfers alle Ehre.
Mit den ersten Takten des Yes-Klassikers „Yours Is No Disgrace“, selbstverständlich in der vorzüglichen Remix-Fassung von Steve Wilson, lässt der Rosson Audio Design MPL-0 nichts anbrennen: Die ultraschnellen Treiber folgen allen Impulsen auf den Anschlagknack, die Trennschärfe zwischen Steve Howes kraftvoller Gitarre, dem Knackbass Chris Squires und Bill Brufords Rimshots ist auf Spitzenniveau.

Die Durchhörbarkeit des Musikmaterials ist, sofern die Mischung stimmt, mit diesem Kopfhörer fraglos bestens. Gleichzeitig deckt der Kopfhörer so manche überladene Produktion, bei der wohl weniger mehr gewesen wäre, gnadenlos auf. Nein, es werden keine Namen genannt. Nur so viel: Mit einem Kopfhörer wie dem Rosson Audio Design MPL-0 macht das Detektivspielen Spaß.
Doch Obacht. Wie bereits an früherer Stelle erwähnt, ist der Rosson Audio Design MPL-0 „wärmer“ abgestimmt. Konkret hört sich das so an: Der Hörer dickt im Tiefmittenbereich etwas an, was durchaus gut ins Ohr geht. So klingt das wundervolle Arrangement von „Here’s That Rainy Day“ auf dem Album „In Tune“ vom Vokalensemble „The Singers Unlimited“ mit dem Oscar Peterson Trio noch eine Spur fetter, als es diese Spitzen-Produktion eigentlich hergibt.
Die Vokal-Sätze von Genie Gene Puerling – im Overdubverfahren realisiert –, tönen noch eine Spur sonorer als wir es kennen. Wie gesagt, dass geht sehr gut ins Ohr, ist aber nach unserem Verständnis nicht mehr neutral. Weswegen wir den Rosson Audio Design MPL-0, trotz seines sicherlich audiophilen Klanges nicht als unbestechliches Werkzeug betrachten würden.
Eher als Kopfhörer für das luxuriöse Genusshören von Spitzenproduktionen. Dass der Edel-Amerikaner dabei wie jeder wirklich gute Kopfhörer keine stilistischen Grenzen kennt, sollte klar sein. Deswegen lässt sich mit diesem Edelhörer der vom großen Martin Birch produzierte Iron Maiden-Klassiker „The Number of the Beast“ ebenso wie das 2022 in den Dorian Gray Studios ausgesprochen audiophil aufgenommene Quadro Nuevo-Album „December“ genießen. Nicht nebenwirkungsfrei allerdings.
Denn dieser ausgesprochen süffige Kopfhörerklang ist zum Festhören geeignet. Deswegen ist der Rosson Audio Design MPL-0 definitiv eine Alternative für audiophile Mitmenschen, denen das Musikgenießen fest ins Gehör implantiert ist. Dazu zählen trotz unserer geringfügig einschränkenden Erkenntnisse auch Tonschaffende, die den Rosson Audio Design MPL-0, betrieben an einem erstklassigen Kopfhörerverstärker, wegen seiner herausragenden Detailverliebtheit lieben werden.
Rosson Audio Design MPL-0: Das Fazit
Der MPL-0 von Rosson Audio Design ist ein magnetostatischer Kopfhörer der Spitzenklasse für den audiophilen Musikgenuss. Mit seinem erstklassigen Impulsverhalten, der exzellenten Trennschärfe und Feinauflösung zieht er auch Profihörer in seinen Bann.
STECKBRIEF Rosson Audio Design MPL-0
Gewicht 600 g
Preis (UVP) 1.999 Euro
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip Magnetostatisch/orthodynamisch
Bauweise Offen, Over-Ear
Frequenzgang 20 Hz – weit oberhalb der Hörschwelle
Membrandurchmesser 66 mm
Magnete 11 N52-Neodymium-Magnete
Impedanz 29 Ohm
Anschlusskabel 2x 3,5mm Klinke auf 6,3 mm Stereoklinke, zweiseitig geführt
Zubehör Transportkoffer
Besonderheiten handgebaut in den USA, magnetostatische Treiber eigener Entwicklung, Ohrmuscheln aus selektiertem massivem Ahornholz, Ohr- und Kopfpolster aus hochwertigem Kunstleder
BEWERTUNG Rosson Audio Design MPL-0
KLANG | Punkte (von 100) |
Neutralität (2x) | 84 |
Feinzeichnung (2x) | 90 |
Impulsverhalten | 91 |
Räumlichkeit | 89 |
Dynamikverhalten | 90 |
Basstiefe | 91 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 89 |
Tragekomfort (25%) | 83 |
Verarbeitung (15%) | 89 |
Ausstattung + Bedienung(10%) | 85 |
Testurteil | 86,91 |
Preis-Leistung | Sehr gut |