Raumakustik verbessern in Wohnräumen – Interview mit Lukas von GIK Acoustics

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Sie wollen in Ihrem Wohnzimmer Kinosound genießen oder das Beste aus Ihren Musikraum herausholen? Dann sollten Sie in Ihrer Hörstube die Raumakustik verbessern. Selbst die beste Anlage klingt nicht, wenn der Raum akustisch nicht optimal behandelt wurde.

Wir haben Lukas Rimbach von GIK Acoustics zum Gespräch getroffen und mit Ihm über optisch ansprechende Akustikplanungen für Wohnräume gesprochen. Am Ende des Artikels erklärt Lukas anhand eines von uns erstellten Beispielraumes ausführlich, wie er diesen akustisch optimieren würde.

Ach ja, Sie können unseren Beispielraum auch virtuell Betreten und sich die verwendeten Akustikmodule genauer ansehen.

Raumakustik verbessern: Interview mit Lukas Rimbach von GIK Acoustics

MF: Wie unterscheidet sich deine Herangehensweise an die Akustikplanung für Wohnräume von der für professionelle Studioumgebungen und sind die klanglichen Ziele/Herausforderungen gleich?

Lukas: Die Planung unterscheidet sich immer je nach Ziel, Nutzung und natürlich auch Möglichkeiten. Generell kann man sagen, dass Studios viel stärker behandelt werden als Wohnräume und vor allem ein viel größerer Fokus auf den Bassbereich gelegt wird.

Bei Wohnräumen ist dann die Frage wichtig ob der Raum beispielweise als Hifi-Zimmer oder Heimkino genutzt werden soll oder ob tatsächlich nur der Nachhall des Raums als unangenehm empfunden wird. Zweites bezieht sich dann vor allem auf die Sprachverständlichkeit – vielleicht auch noch die Verständlichkeit beim Fernsehen oder dergleichen.

Das ist die selbe Thematik wie in Büros oder anderen öffentlichen Räumen und ein relativ einfaches Thema. Man definiert die Nachhallzeit entweder über eine Messung oder rechnerisch und berechnet dann die Zahl der nötigen Absorber. Diese können sehr dünn sein und müssen im Frequenzspektrum nicht weit herunter reichen.

Wichtig ist wie viel Fläche bedeckt wird. Ist aber doch der Einsatz von Lautsprechern das Thema kommen ähnliche Maßnahmen wie bei Tonstudios zum Einsatz, nur oft natürlich weniger und diskreter bzw. optisch ansprechender.

MF: Gibt es einen Unterschied bei der Planung eines Musikraums oder eines Filmraums?

Lukas: Das kommt vor allem auf das Lautsprecher-System an, das genutzt werden soll. Es gibt Unterschiede zwischen Surround- und Stereoräumen.

In einem Surroundraum wird die Räumlichkeit vor allem durch die Surroundlautsprecher erzeugt. Hier möchte ich wenig Raumklang und eine möglichst trockene, lineare Wiedergabe damit das Surroundkonzept aufgeht.

In einem Stereoraum würde ich relativ viel mit Diffusion arbeiten um den Raumklang angenehm aber wahrnehmbar zu gestalten.

MF: Nicht für alle Menschen ist ein mit Akustikmodulen zugestelltes Wohnzimmer etwas Erstrebenswertes. Was für schicke und/oder unauffällige Lösungen gibt es für Wohnräume und kann ich auch schon mit wenigen Anpassungen beziehungsweise Modulen einen Unterschied erreichen?

Lukas: Wir haben viele optisch ansprechende Produkte und bieten über 70 Farben und Stoffe an, können Module mit Bildern bedrucken und haben verschiedene geometrische Formen zur Auswahl. Ausserdem gibt es bei uns Module mit dekorativen Holzplatten im Angebot. Hier kann man aus verschiedenen Mustern und Plattenfarben wählen.

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Kinosound im Wohnzimmer? Kein Problem – mit einer professionellen Akustikplanung.

MF: Gibt es auch Räumlichkeiten die sich nicht für eine akustische Optimierung eigenen und wenn ja, welche Faktoren spielen eine Rolle?

Lukas: Zum einen gibt es Räume die durch Ihre Maße relativ schwierig sind. Es ist sowohl in einem fünf Quadratmeter großen Raum schwierig eine vernünftige Akustik für Lautsprecher zu kreieren als auch in einem 100 Quadratmeter Raum mit sechs Meter hoher Decke.

Letzterer wäre mit wahnsinnigem Materialeinsatz zwar noch eher machbar aber realistisch gesehen passiert sowas nicht. Generell spielen die Maße, auch im Bezug zueinander eine Rolle – Länge, Breite und Höhe sollten einfach gesagt unterschiedlich sein. Ein Würfel ist immer das Worst-Case-Szenario.

MF: Ihr bietet persönliche akustische Beratungen, einen 3D Raumplaner, einen Akustikmodulrechner und ein Akustikvergleichstool an. Kannst du uns diese Tools erklären und wie sollten man mit der Planung beziehungsweise Optimierung eines Raumes beginnen?

Lukas: Mit unserem 3D-Tool kann natürlich jeder der möchte erstmal seinen Raum rendern und darin mit Modulen und deren Platzierung experimentieren. Ansonsten nutzen wir das Tool aber auch um Render für Interessenten zu erstellen.

Der Akustikmodulrechner bezieht sich vor allem auf Fälle in denen einfach nur der Nachhall gesenkt werden soll. Büros, Konferenzräume, Wohnzimmer mit schlechter Sprachverständlichkeit. Wenn es nur darum geht, reicht eine Berechnung um festzulegen wie viele Absorber ein Raum braucht.

Das Vergleichstool hingegen bietet erfahreneren Kunden die Möglichkeit Produkte in Ihrer Leistung zu vergleichen.

Ich würde dem unerfahrenen Nutzer raten als erstes unser Beratungsformular auszufüllen. Meistens kann ein erfahrener Berater eine bessere Idee davon geben was benötigt wird als wenn man versucht sich auf die Schnelle einzulesen.

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Auch das eigene Heimkino profitiert von einer Verbesserung der Raumakustik.

MF: Mit welchem Budget muss man rechnen, wenn man einen Raum akustisch optimieren möchte?

Lukas: Das ist natürlich von Raum zu Raum unterschiedlich. Jedoch kann ich durchaus einen Preisbereich für verschiedene Ausstattungsstufen definieren:

  • Einfach: 500-1.500 Euro
  • Besser: 1.500-3.000 Euro
  • Optimal: 3.000-5.000 Euro (Natürlich sehr abhängig von der Raumgröße)

MF: Viele Baumärkte verkaufen derzeit unter dem Deckmantel „Akustikmodule“ schicke Wandpaneele, also aneinandergereihte Holzlatten mit kleinem Abstand auf schwarzem Filzstoff. Bringt das was und wie finde ich heraus, ob ein Akustik-Modul etwas taugt oder nicht?

Lukas: Ob man das noch Akustikmodul nennen sollte ist fraglich. Diese Produkte haben einen Einfluss auf den sehr hochfrequenten Bereich und den gehörten Nachhall im Raum. Die Holzlatten streuen irgendwie ein bisschen und der Filz absorbiert dann auch ein wenig.

Mit professioneller Akustik hat das wenig zu tun und die gerade für Lautsprecher wichtigen Frequenzen werden hier nicht beeinflusst. Akustikprodukte vergleicht man am besten mit Messdaten, allerdings ist das oft schwierig, auch weil viele Anbieter berechnete Ergebnisse als Graphen darstellen und so den Eindruck eines getesteten Produkts erwecken.

Möchte man wirklich wissen, was ein Produkt leisten kann, sollte man sich zertifizierte Testergebnisse anschauen.

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Mit genug Platz und etwas mehr Budget, lässt sich der eigene Hörraum bis ins kleinste Detail akustisch planen.

MF: Gehen wir einmal davon aus, wir haben einen recht großen Kellerraum mit parallelen Wänden zum Musikhören und Filmschauen zur Verfügung und Budget spielt keine Rolle. Wie würdest du an so ein Projekt herangehen?

Lukas: Bevor ich erkläre, wie ich bei einer akustischen Beratung vorgehen würde, können Sie sich den ausgestatteten Beispielraum unter folgendem Link anschauen:

Hier geht es zum Beispielraum!

Thema Eckbassfallen:

Bass staut sich an jeglichen Begrenzungsflächen wie Wänden, dem Boden oder der Decke. In Ecken staut sich tieffrequente Energie besonders intensiv, da hier zwei oder sogar drei Begrenzungsflächen aufeinander treffen.

Bassfallen in so vielen Ecken des Raums wie möglich anzubringen, ist daher nur logisch. Dadurch wird die tieffrequente Nachhallzeit, der Frequenzgang und das Imaging im Raum verbessert.

Hier ein paar Informationen zum Thema Bassfallen:

Ich habe in unserem Beispiel die Alpha CT Eckbassfallen eingesetzt. Diese absorbiert bass und diffundiert mittlere und hohe Frequenzen. So vermeiden wir zu viel zu absorbieren und erhalten einen kontrollierten aber angenehmen Raumklang.

Bassfallen an der Rückwand

Die Rückwand erzeugt viele Auslöschungen und Überbetonungen im gesamten Frequenzbereich. Anders als Raumecken haben wir es hier mit einer einzigen Fläche zu tun und benötigen deshalb andere Akustikmodultypen.

Ausserdem werden hier natürlich auch hohe Frequenzen reflektiert und zurück zum Abhörplatz geworfen.

Wir verwenden hier 6A Alpha Panels, welche bis in in den Bassbereich absorbieren und hohe Frequenzen diffundieren. Wir nutzen ein zweidimensionales Diffusionsmuster, welches sowohl horizontal als auch vertikal streut.

Seitlich von den Alpha Modulen platzieren wir unsere Gotham Diffusoren, diese streuen auch zweidimensional und das über einen sehr breiten Frequenzbereich.

Frühe und Erstreflexionspunkte

Diese Punkte müssen akustisch behandelt werden, um Probleme mit der Stereo Abbildung und Kammfiltereffekte zu vermeiden.

Grundsätzlich haben alle Reflexionen, welche kurz nach dem Direktsignal bei Ihren Ohren ankommen, eine negative Beeinträchtigung der Abhörsituation zur Folge. Die Reflexionspunkte findet man an den Seitenwänden, sowie an der Raumdecke.

Fogend ein Artikel, der erklärt, wie man Erstreflexionspunkte findet:

Die Erstreflexionen sollte man immer Absorbieren, man kann hier auch mit recht dünnen Absorbern arbeiten, ich nutze aber unsere 244 Bassfalle, um möglichst einen breiten Frequenzbereich abzudecken.

Hintere Seitenwände

Abschliessend müssen wir uns noch mit den hinteren Seitenwänden beschäftigen. Hier kommt es zu Reflexionen der “Mitten“ und hoher Frequenzen, was unter anderem zu Flatterechos führt.

Flatterechos entstehen immer zwischen zwei schallharten, parallelen Oberflächen. Je nach Größe des Raums können wir hier mit Absorption, Diffusion oder einer Kombination aus beidem arbeiten.

Hier haben wir nochmal ein paar 6A Alpha Panels. Zum einen helfen diese mit stehenden Wellen zwischen den Seitenwänden, zum anderen haben wir hier auch eine Diffusionswirkung die harsche Reflexionen vermeidet.

MF: Vielen Dank Lukas für das interessante Gespräch!

Mehr Infos zu GIK-Acoustics finden Sie hier!

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