Mit „Monster“ erschien 1994 das neunte Album von R.E.M., als Nachfolger des sehr erfolgreichen „Automatic for the People“. 2017 wurde letzteres als erweiterte Ausgabe zum 25-jährigen Jubiläum remastert und mit zusätzlichen Live-Versionen und Demos neu veröffentlicht. Zum Jubiläum von „Monster“ folgt die passende Äquivalenz: Neben dem neu gemasterten Studioalbum hat der damalige Produzent und Tontechniker Scott Litt auch eine neu gemischte Version erstellt, die ebenfalls mitgeliefert wird.
Zunächst das neue Mastering: Der Klang ist im Vergleich zur alten Version lauter, mit stärkerer Kompression und etwas angehobener Präsenz in Bass und Höhen. Das wirkt zunächst eindrucksvoll, bringt aber im Direktvergleich bei korrigierter Lautstärke nicht immer Vorteile: Bei „What’s The Frequency, Kenneth?“ etwa steht zwar die Hauptgitarre durch die Tiefmittenpräsenz etwas dreidimensionaler und freier im Mix, umgekehrt sind die Höhen im Original-Mastering minimal unaufdringlich, sodass die Version gelungene Geschlossenheit vermittelt. Hier wippen die Zehen tendenziell unmittelbarer beim Original. „Crush with Eyeliner“ wiederum profitiert vom neuen Mastering: Hier erscheinen die Höhen plötzlich etwas transparenter, die Becken „schweben“ über dem Rest, Michael Stipes Gesang klingt weniger nölig, stattdessen fülliger und plastischer wahrnehmbar. Insgesamt „rockt“ der Song nun kräftiger, der Groove erreicht den Hörer direkter.
Bei „I don’t Sleep, I Dream“ ist das Panorama klarer aufgefächert: Das Synth-Stakkato wandert deutlicher zwischen linkem und rechtem Kanal hin und her, die Gitarre klingt sphärischer und freier in der Mischung. Bei der Ballade „Strange Currencies“ klingt einerseits Stipes Stimme wieder stärker unterfüttert, gleichzeitig sind HiHat und Akustikgitarre nun dominanter wahrnehmbar durch die angehobenen Höhen – hier gewinnt im Vergleich das unaufdringlichere Höhenspektrum der alten Version. Bei „Bang and Blame“ sind die Unterschiede überschaubar, ohne einen klaren Favoriten.
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Ein Mehrwert hingegen liefert das Remix-Album: Dem Bekunden nach war Litt wohl schon immer unzufrieden mit den originalen Mischungen und nahm nun die Gelegenheit wahr, die Songs neu abzumischen. „What’s The Frequency, Kenneth?“ klingt fülliger, mit klareren Bassdrum-Impulsen, treibenderer Bassgitarre, besser wahrnehmbaren Gesang, und dreidimensionaler E-Gitarre. Auf den Tremolo-Lick-Overdub im Refrain verzichtet Litt im Sinne einer durchgängigeren Performance. Das scheint zunächst gewöhnungsbedürftig, funktioniert allerdings ebenfalls gut. „Crush with Eyeliner“ erscheint ebenfalls besser geordnet, mit fülligem, präsentem Gesang, „I don’t Sleep, I Dream“ wirkt mystischer, mit klarer wahrnehmbaren Klavier-Elementen und Hall-Atmosphären. „Strange Currencies“ wirkt bedrohlich-melancholischer, reißt mehr mit. Ebenso „Bang and Blame“: Hier werden die Background-Vocals plötzlich dezidiert wahrnehmbar, die Echo-Licks der Gitarre sind im Panorama geordnet wahrnehmbar – atmosphärisch ebenfalls sehr gelungen. Das entwertet freilich die Original-Mischungen, die zum Zeitkolorit der Veröffentlichung gehören, nicht – sondern bietet vielmehr einen stimmigen zusätzlichen Blickwinkel.
Die Bewertung der Musik steht aufgrund des lang etablierten Albums praktisch außer Frage. Neben dem Doppel-CD-Set ist auch eine größere Box-Edition erhältlich, mit zusätzlichen Demo-Skizzen und einem Set aus Live-Aufnahmen der folgenden Tour (aufgenommen bei einem Konzert in Chicago) einem Begleitbuch und einer Blu-ray, samt Videos, hochauflösenden Mischungen sowie 5.1-Surround Mix.
R.E.M. – MONSTER – 25TH ANNIVERSARY EDITION
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 9 |
Klang | 9 |