Der britische Gitarrist und Sänger Peter Frampton gilt als Classic-Rock-Legende, nicht zuletzt dank den Hits „Show Me The Way“ und „Baby, I Love Your Way“ in den 1970er Jahren. Über die Jahrzehnte hat er immer wieder Cover-Interpretationen bekannter Klassiker ins eigene Programm eingeflochten. 2006 erschien mit „Fingerprints“ ein Album mit Instrumental-Coverstücken, das einen Grammy gewann. Jenen Ansatz setzt Frampton mit seiner Band auf der aktuellen Veröffentlichung „Frampton Forgets The Words“ – auf dem Cover passend dazu eine Schreibmaschine abgebildet mit einem eingespannten, aber leeren Blatt Papier – fort. Die Platte enthält laut Frampton seine zehn Lieblingsstücke, er covert unter anderem Radiohead, Roxy Music oder David Bowie. Letzteren hat er beispielsweise live als Gitarrist begleitet.
Die „Revolution“ der Fahrstuhlmusik?
Die Sly & The Family Stone-Nummer „If You Want Me To Stay“ präsentiert er im leichtgängigen Funk-Blues-Gewand, dezent fließender als das Original. Dabei wirkt das Arrangement dicht, mit teils geschäftig umspielender Melodiegitarre im Wah-Sound. Der Song ist angenehm hörbar, bleibt aber nicht wirklich in Erinnerung. Anders die zweite Nummer: „Reckoner“, ein Radiohead-Cover, lässt als atmosphärisches Midtempo-Stück mehr Raum, die Gitarrenmelodien und Keyboard-Sounds erscheinen tragender – das erreicht beim Hören, ein Anspieltipp. Auch das Problem, dass Gesangsmelodien oft nur ideal für die Modulation der Stimme funktionieren und allzu eintönig als Instrumentallinien daherkommen, umspielt Frampton gekonnt. Der Musiker liefert mit seiner behutsam zuspielenden, nie überspielenden Band damit zumindest in Ansätzen die Revolution instrumentaler Fahrstuhlmusik, die sonst oft genug die verzweifelte Inszenierung der Belanglosigkeit darstellt; ein Zeit-Totschläger, der dem Hörer ein oft überfrachtetes Musikbett liefert. Das ebenfalls atmosphärische „Dreamland“, im Original von Michel Colombier mit Jaco Pastorius, grenzt in der instrumentalen Umsetzung der Gesangsmelodie mitunter an Monotonie, allerdings fasziniert das dynamische Spiel Framptons im geschmackvoll-dunklen Zerr-Sound.
Dynamischer Rock mit Blues-, Progressive- und Tex-Mex-Einwürfen
Die Marvin-Gaye-Nummer „One More Heartache“ präsentiert Frampton mit Band als langsame Tex-Mex-Blues-Nummer, getragen, mit leichtem Prairie-Flair – das funktioniert, lediglich die Synth-Kaskaden erscheinen etwas ambitioniert. „Avalon“ bleibt in Arrrangement und Produktion erstaunlich nah am Original – auch die Gesangslinie interpretiert Peter Frampton dicht an Bryan Ferrys Gesang. Sein Spiel, teils mit Slide-Einwürfen garniert, fällt allerdings so einfühlsam aus, dass er die Aufmerksamkeit des Hörers problemlos fesselt – ein weiterer Höhepunkt. „Isn’t It A Pity“ von George Harrison beginnt mit Akustikgitarren, der Gesang mit hoch singender Lead-Gitarre dargeboten, die vor allem in der Zweistimmigkeit Spaß macht. Die leicht sterilen Streicher-Keyboard-Sounds klingen atmosphärisch allerdings kontraproduktiv. „I Don’t Know Why“ von Stevie Wonder setzt die Truppe als unaufdringlich groovende Funk-Nummer um mit musikalisch mitreißend performter E-Gitarre. Ein Kontrast: Der flotte Rocker „Are You Gonna Go My Way“ von Lenny Kravitz ist – ähnlich wie „Avalon“ – nah am Original arrangiert. Die Band demonstriert Spiellaune, die ansteckt, ein weiterer Anspieltipp. David Bowies „Loving The Alien“ setzt Frampton mit den komplexen Harmoniewechseln als balladeske Progressive-Rock-Variante um. Hier bleibt am ehesten der „Fahrstuhlmusik-Charakter“ eines Instrumentals erhalten. Beim Alison-Krauss-Cover „Maybe“ überzeugen die zaghaften Zwischentöne, die gleichbleibenden Gesangstöne spielt Frampton auf der Gitarre dynamisch aufgefächert – hier überzeugt vor allem der melodisch tragende Refrain, die künstlichen Streicher-Sounds stellen erneut wohl den Umständen geschuldetes „glattes“ Beiwerk dar.
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Voller, definierter Klang mit tatsächlichen „Referenz-Qualitäten“
Klanglich überzeugt die Koproduktion von Chuck Ainlay praktisch auf ganzer Linie: Die Platte stellt Framptons bislang stimmigste Produktion dar, mit dichtem, vollem Schlagzeug mit „Gewicht“ im Mix, kräftigem Bass-Fundament und toll aufgeräumtem Panorama. Hier wirkt der Instrumental-Vorgänger „Fingerprints“ deutlich komprimierter und aufdringlicher. Und hier? Lediglich bei „I Don’t Know Why“ und „Are You Gonna Go My Way“ zischt die HiHat leicht seltsam. Die Lenny-Kravitz-Nummer sowie die lauten Passagen von „Loving The Alien“ weisen deutlichere Hochmitten und leicht wahrnehmbare Zerr-Artefakte durch Lautheit auf – davon abgesehen eine absolut beeindruckend klingende Produktion, die in ihrer Klangqualität grob an Ainlays Arbeit bei Mark Knopflers „Shangri-La“-Album erinnert. Ob es Framptons Instrumental-Produktion musikalisch angesichts der Originale „braucht“, bleibt dem jeweiligen Hörer überlassen. Spaß macht das Album allemal und lässt sich angenehm im Hintergrund wie im Vordergrund hören. Das könnte mitunter manche Lager versöhnen, die Instrumental-Umsetzungen ihrer Lieblings-Songs bislang kritisch gegenüberstanden.
THE PETER FRAMPTON BAND – FRAMPTON FORGETS THE WORDS
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 8 |
Klang | 9 |