Over-Ear-Kopfhörer SENDY AUDIO Aiva

Sendy Audio Aiva Aufmacher

Testsiegel- SENDY AUDIO AIVAHand aufs Herz: Würden Sie fast 700 Euro für vermeintlich irgendeinen Over-Ear-Kopfhörer eines chinesischen No-Name-Herstellers auf den Tisch legen? – Stimmt, wir auch nicht! Beim SENDY AUDIO Aiva verhält es sich dagegen komplett anders: Der planar-magnetische Edel-Hörer vom Audio-Newcomer aus Fernost ist in jeder Hinsicht eine echte Wucht – doch lesen Sie selbst.

Sie haben noch nie von SENDY AUDIO gehört? Auch wir mussten uns diesbezüglich als schuldig im Sinne der Anklage bekennen, bis wir über Higoto – digital-highend, den deutschen Vertrieb der Marke, auf den noch jungen chinesischen Audio-Hersteller aufmerksam geworden sind – und uns nach einer ersten Hörprobe auf der letztjährigen AUDIOVISTA direkt einmal ein Testexemplar des vielversprechenden Hörers bestellt hatten. Die Informationslage zu SENDY AUDIO im Netz ist allerdings bis heute ziemlich spärlich. Eigenen Angaben zufolge zählt das Unternehmen zur 2015 gegründeten SHI YI Technology Co. LTD. und hat „Elite-Teams“ unter Vertrag, die zu den Pionieren der chinesischen Audiobranche zählen und für traditionelle Handwerkskunst sowie die Verwendung hochwertiger Hölzer für den Gehäusebau stehen.

Unser Testkandidat, der SENDY AUDIO Aiva, zählt zu den Modellen der 2019 veröffentlichten „Black Beauty“-Serie, in die dem Hersteller zufolge dreieinhalb Jahre Forschungs- und Entwicklungsarbeit geflossen sind. Dabei habe jeder einzelne Kopfhörer einen aufwändigen Produktionsprozess durchlaufen, zudem sei die Oberflächenstruktur jedes Exemplars ein Unikat. Diesen Aussagen mag man schon beim Unboxing Glauben schenken.

Lieferumfang und erster Eindruck

Schon vor dem eigentlichen Auspacken fällt die Kartonverpackung des SENDY AUDIO Aiva durch ihre ungefärbte Schlichtheit und ihre nichtsdestoweniger edle Anmutung ins Auge. Hierin wird der Hörer samt Zubehör – abnehmbarem Audiokabel, Adapter, Stofftragetasche und grob genarbtem, mit Füßen bestückten Kunstleder-Hardcase – geliefert. Und damit dem wertvollen Inhalt auch wirklich nichts etwas anhaben kann, ist der stabile, doppelschichtige Karton von innen passgenau mit Schaumstoff ausstaffiert. Das alles macht auf Anhieb einen sehr hochwertigen Eindruck. Der aufgerufene Verkaufspreis von 699 Euro erscheint angesichts all dessen sowie des Spitzenklangs, den man so normalerweise nur aus ganz anderen preislichen Sphären kennt, erstaunlich gering – doch fangen wir von vorne an:

Sendy Audio Aiva Lieferumfang
Der SENDY AUDIO Aiva samt Lieferumfang

Bauweise des Aiva von SENDY AUDIO

Sendy Audio Aiva 5
Blick auf das halboffene Design des edlen Over-Ear-Kopfhörers

Der SENDY AUDIO Aiva ist als halboffener ohrumschließender Bügelkopfhörer konzipiert und mit 97×76 Millimeter messenden Ultranano-Komposit-Planarmagnetmembranen ausgestattet, die als Wandler fungieren. Diese feine Magnetostat-Technik steckt in Gehäusen aus massivem und extrem glatt poliertem Zebranoholz, dem herausragende Klangeigenschaften nachgesagt werden wir sind gespannt. Auf jeden Fall wirkt die gesamte Materialauswahl und Verarbeitung schon mal ungemein hochwertig. Dasselbe gilt für die zur Mitte hin immer feiner gelöcherten, metallenen Treiberabdeckungen. Diese sind zusätzlich mit einem schwarzen und mit Ornamenten in Muschel-Optik bestückten CNC-gefrästen Ziergitter versehen und werden von einer edel wirkenden schwarzen Metallrahmung umfasst. Und auf der dem Ohr zugewandten Seite geht es nicht minder komfortabel weiter, warten die Muscheln diesseits der Treiberkonstruktion doch mit großzügigen, weichen, gelochten Lederpolstern und Auflageflächen mit einem ebenso weichen Stoffbezug auf.

Die Konstruktion des Kopfbügels ist im Vergleich zu all dem darunter liegenden Gepränge ziemlich einfach gehalten, reiht sich aber trotzdem nahtlos ins Gesamtgefüge ein und macht einen genauso wertigen Eindruck. Sie besteht aus nicht mehr als einer flexiblen schwarzen Schiene mit einem zur Größeneinstellung verschiebbaren dünnen Lederkopfband und zwei daran anschließenden, hochstabilen Gelenken und Treibergabeln, an denen sich die Muscheln leicht eindrehen sowie zum Ohr hin ankippen lassen alles minutiös aus hochwertigem Leichtmetall verarbeitet.

Und auch das beidseitig geführte und abnehmbare geflochtene Kupferkabel mit fünfpoligem 4,4-Millimeter-Pentaconn-Stecker und 2,5-Millimeter-Klinkensteckern zum Anschluss ans Kopfhörergehäuse passt ins Bild: Nicht nur, dass die Stecker die beschriebene Muschel-Optik aufnehmen nein, das alles macht auch auf den zweiten Blick einen sehr edlen Eindruck.

Der SENDY AUDIO Aiva in der Praxis

Schnell zementierte sich dann auch in unserem Praxistest der Eindruck, dass wir es beim Aiva von SENDY AUDIO mit einem herausragenden Over-Ear-Kopfhörer zu tun haben:

Sendy Audio Aiva 7
Das beidseitig geführte Anschlusskabel wird mittels Mini-Klinke am Hörer befestigt.

So saß der Proband aus dem fernen Osten dank seiner großzügig geformten, ovalen Muschelform und den üppig dimensionierten, weichen Ohrpolstern bei sämtlichen Testpersonen mit unterschiedlichen Kopfgrößen und -formen nahezu perfekt am Ohr. Auch das weiche, vom Kopfbügel losgelöste Ledertrageband schmiegte sich dabei sehr angenehm am Kopf an. Ohne Kabel bringt der Aiva zwar schon beachtliche 420 Gramm auf die Waage, ließ sich aber – auch über mehrere Stunden hinweg – dennoch angenehm leicht tragen, ohne dabei unangenehmen Druck auszuüben. Vergleichbare Modelle wie den viel schwereren Audeze LCD-X (628 Gramm) schlägt der Chinese in puncto Tragekomfort allein schon aufgrund des viel geringeren Gewichts und Anpressdrucks auf den Kopf locker. Auch den 60 Gramm leichteren Beyerdynamic T1 steckt der Hörer von SENDY AUDIO in die Tasche. Lediglich unser Referenz-Over-Ear, Sennheisers Top-Modell HD 820 (381 Gramm), sowie das Leichtgewicht Ether 2 von Dan Clark Audio (ehem. MrSpeakers) (290 Gramm) bieten im direkten Vergleich mit dem Testkandidat einen noch etwas höheren Tragekomfort.

Wie aufgrund seiner halboffenen Bauweise zu erwarten war, ließ der SENDY AUDIO Aiva, ähnlich wie der – wohlgemerkt geschlossene – Sennheiser HD 820, Schall in nicht unbeträchtlichem Maße nach außen dringen. Und auch Außengeräusche ließ der Hörer aus dem Reich der Mitte ans Ohr heran, allerdings in verschmerzbarem Maße; am Ende des Tages handelt es sich beim Aiva halt nun einmal nicht um einen geschlossenen Kopfhörer.

Das abnehmbare Anschlusskabel des Aiva ist mit einer Länge von 145 Zentimetern zwar nicht übermäßig, aber dennoch absolut ausreichend lang bemessen, um für ungestörten Musikgenuss zu sorgen. Außerdem lässt sich das Kabel mit den seitenmarkierten Klinken-Anschlüssen leichtgängig am Hörer befestigen und wieder lösen. In unserem Test wirkte es zudem robust und formstabil und fiel darüber hinaus nicht durch unerwünschte Kabelgeräusche auf. Positiv anzumerken ist hier auch, dass ein 4,4-Millimeter-Pentaconn-auf 3,5-Millimeter-Klinke-Adapter im Lieferumfang enthalten ist, da bisher nur wenige Kopfhörerverstärker-Modelle – etwa der Sennheiser HDV 820 (zum Test) oder iFi Audios neuer ZEN DAC – mit Pentaconn-Buchsen ausgestattet sind. Einziges Manko wiederum ist, dass kein zusätzlicher 6,3-Millimeter-Klinke-Adapter mitgeliefert wird. Letztlich bleibt jedoch festzuhalten: Praxistest mit Bravour bestanden.

Jetzt gilt’s: Der Aiva im Klangcheck

Nachdem wir dem SENDY AUDIO Aiva die übliche Zeit von zirka 72 Stunden zum Einbrennen vergönnt hatten, legte der Magnetostat gleich einmal so richtig los – schon an mobilen Zuspielgeräten wie unseren Referenz-DAPs iBasso DX220 und Questyle QPM, für die sich der Over-Ear dank seiner Impedanz von 32 Ohm auch anbietet. Und im stationären Betrieb an unserem Referenz-Setup, bestehend aus dem Kopfhörerverstärker Violecric HPA V281 und dem Digital-Analog-Wandler Mytek Digital 8X192 ADDA, lieferte der Proband – mit den nötigen Adaptern versehen – dann erst recht ab; konnte sich hierbei mit High-End-Kopfhörern wie dem Sennheiser HD 820 und dem MrSpeakers Ether 2 messen und kam diesen um Längen hochpreisigeren Modellen dabei klanglich beeindruckend nah:

So präsentierte uns der SENDY AUDIO Aiva hüben wie drüben ein insgesamt sehr ausgewogen und natürlich wirkendes Klangbild über das gesamte Frequenzspektrum hinweg. Dabei wusste er mit einer präzisen, konturierten – wenngleich zum Beispiel in der direkten Zusammenschau mit dem wohlgemerkt geschlossenen Neumann NDH20 etwas zurückhaltenderen – Bassdarstellung. Der Berliner Studiomonitor konnte hier einfach mit etwas mehr „Wumms“ glänzen; etwa in „Royals“ von Lorde oder Farays „Anger“.

Sendy Audio Aiva 6
Der Aiva von SENDY AUDIO konnte uns auch im Hörtest mehr als überzeugen.

Schlichtweg imposant war indes die körperhafte, farbige Mittenwiedergabe, die der Aiva im Hörtest an den Tag legte, ohne auch nur im Ansatz aufdringlich zu klingen. Dabei ließ der Testkandidat viel Raum für Details; bildete beispielsweise die verschiedenen Saiteninstrumente im Song „Little Lion Man“ von Mumford & Sons bemerkenswert klar und differenziert ab. Eine ebenso beeindruckende Leistung lieferte der halboffene Over-Ear in Form von einer luftigen sowie seidigen, kristallklaren Höhenwiedergabe ab. Selbst bei hohen Pegeln wurde der Nutzer dabei niemals angeschrien; weder von Kate Bush in ihrem Klassiker „Wuthering Heights“ noch von Lewis Capaldi im Popsong „Someone You Loved“. Auch waren keinerlei Schärfen in Ruth B.s Song „Lost Boy“ zu verzeichnen, der mit dem Aiva sehr angenehm und ungemein „nah“ klang – fast so als säße man direkt neben der Künstlerin am Klavier.

Darüber hinaus wusste der SENDY AUDIO Aiva auch bei der Darstellung ausgereifter dynamischer Amplituden zu brillieren, wie sie in klassischen Stücken nicht unüblich sind. Auch die super schnelle und zugleich extrem saubere Darstellung sämtlicher noch so schnell aufeinanderfolgender Saitenanschläge in „Mediterranen Sundance/Rio Ancho“, dem Opener der Live-Platte „Friday Night in San Francisco“ von Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucía, empfanden wir in unserem Hörtest als absolut beeindruckend.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Zugleich vermittelte der SENDY AUDIO Aiva das Feeling dieses herausragenden Live-Albums in beeindruckender Manier, schaffte er doch eine äußerst transparente Raumabbildung; zeichnete eine weiträumige Hörbühne mit guter Tiefen- und Breitenstaffelung. Somit gelang es dem Hörer, die unvergleichliche Atmosphäre des legendären Warfield Theatre in San Francisco ein Stück weit einzufangen und direkt ins heimische Wohnzimmer zu übertragen. Ein jeder, der schon einmal die Chance hatte, dort ein Live-Konzert mitzuerleben, wird sich mit dem edlen Over-Ear auf dem Kopf unweigerlich in angenehmen Reminiszenzen verlieren und so womöglich die eine oder andere Stunde gefangen in der Lieblingsmusik vor sich hin träumen.

Sendy Audio Aiva Hardcase
Das Transportcase bietet Hörer und Zubehör optimalen Schutz beim Transport – und lässt sich dank der Füße auch aufstellen.

Kurzum: Der SENDY AUDIO Aiva überzeugte uns auch in unserem Hörtest auf allen Ebenen – vielleicht mit marginalen Abzügen hinsichtlich des „Wumms“ im Bassbereich und für den fehlenden 6,3-Millimeter-Klinkenadapter. Dennoch: Dieser edle ohrumschließende Kopfhörer lässt Musik unterschiedlichster Stilrichtungen wie aus einem Guss in die Ohren fließen und klingt durchweg geschmeidig und authentisch. Insbesondere mit seiner hochpräzisen und extrem nahbaren Darstellung diverser Live-Aufnahmen schaffte er es, uns im Hörtest über Stunden hinweg in seinen Bann zu ziehen – sowohl stationär am heimischen Kopfhörerverstärker als auch am mobilen Hi-Res-Player. Im symmetrischen Betrieb an unserem Referenz-DAP Questyle QPM – das heißt mit dem standardmäßig mitgelieferten Pentaconn-Kabel ohne Verwendung des ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen 3,5-Millimeter-Klinkenadapters – klang der Aiva dabei sogar noch einmal einen Tick strahlender. Da konnte es einem so manches Mal schon ganz schön schwerfallen, die Füße still zu halten und nicht lauthals mitzusingen. Toll!

Fazit

Der halboffene SENDY AUDIO Aiva ist im stationären Betrieb am Kopfhörerverstärker zu Hause, bietet sich aber prinzipiell auch für den mobilen Musikgenuss an. Hüben wie drüben hat der Magnetostat in unserem Klang- und Praxistest einen geradezu überwältigenden, da zum aufgerufenen Verkaufspreis so nicht erwarteten Eindruck hinterlassen. Mit der hochwertigen Bauweise aus erlesenen Materialien, seinem überragenden Klang und dem dauerhaft sehr angenehmen Sitz kann er sich locker mit weitaus teureren Modellen renommierter Hersteller messen. Einzig ein zusätzlicher 6,3-Millimeter-Klinkenadapter hätte es im Lieferumfang noch sein dürfen. Ein ähnlich starker Over-Ear dürfte in seiner Preisklasse schwer zu finden sein.

STECKBRIEF SENDY AUDIO AIVA

Weitere Informationen

Gewicht 420 g (ohne Kabel)
Preis 699 €

BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip 1x planar-magnetischer Treiber, 97 x 76 mm
Bauweise halboffen, Over-Ear
Frequenzgang 5 Hz – 55 kHz
Anschlusskabel symmetrisches Kopfhörerkabel (abnehmbar, beidseitig geführt, 145 cm ohne Adapter / 160 cm mit Adapter)
Stecker 4,4-mm-Pentaconn-Stecker
Adapter 4,4-mm-Pentaconn-auf 3,5-mm-Klinke-Adapter
Impedanz 32 Ohm
Besonderheiten Korpus aus massivem Zebranoholz; Ultra-Nano-Verbundwerkstoff-Planar-Magnetmembran; abnehmbares 4,4-mm-Pentaconn-Kabel (beidseitig geführt)

ZUBEHÖR
abnehmbares, symmetrisches Kopfhörerkabel mit 4,4-mm-Pentaconn-Stecker; 4,4-mm-Pentaconn-auf 3,5-mm-Klinke-Adapter; abnehmbares Audiokabel; Hartschalen-Ledercase; Zubehör-Tragetasche aus Stoff

AUFBEWAHRUNG
Hartschalen-Ledercase; Zubehör-Tragetasche

BEWERTUNG SENDY AUDIO AIVA

KLANG Punkte (von 100)
Neutralität (2x) 86
Feinzeichnung (2x) 89
Impulsverhalten 88
Räumlichkeit 88
Dynamikverhalten 89
Basstiefe 84
TESTERGEBNIS
Klangqualität (50%) 89
Tragekomfort (25%) 85
Verarbeitung (15%) 87
Ausstattung (10%) 85
Testurteil 87,3
Preis-Leistung sehr gut – überragend
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie einen Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung. Achtung: Die Kommentare erscheinen erst nach einer manuellen Prüfung durch die Redaktion auf dieser Seite.