Philips läutet mit dem Fidelio X3 die dritte Runde seiner beliebten Kopfhörerserie ein. Schon vor dem offiziellen Verkaufsstart konnte das Designteam aus Amsterdam für das modernere Äußere einige renommierte Preise, wie etwa den Red Dot Award, einheimsen. Aber stimmt auch der Klang? Oder muss man dafür Abstriche machen? Wir haben den neuen Philips-Sprössling genauer unter die Lupe genommen.
Schick sieht er aus, das muss man ihm lassen. Nachdem der Fidelio X1 und X2 äußerlich viele Gemeinsamkeiten hatten, ist das Facelift der Philips Fidelio X3 Serie sehr gelungen. Das Resultat ist eine gekonnte Reduzierung auf das Wesentliche, wie man es etwa von einem kalifornischen Computerhersteller kennt. Beim Fidelio X3 findet man keine Schriftzüge, die um Aufmerksamkeit eifern oder sonstige prätentiöses Details. Stattdessen will Philips mit edlen Materialien auftrumpfen und spricht mit dem schnörkellosen Design Leute an, die kein Statussymbol brauchen. Mit der mobilen, hektischen Welt von heute hat der Fidelio X3 wenig gemein. Er lässt sich nicht zusammenfalten, er besitzt kein Active Noise Cancelling System oder gar ein Mikrofon und statt auf Bluetooth vertraut er auf das gute alte Kabel. Der Fidelo X3 ist vielmehr ein moderner Klassiker, der für höchsten Genuss stehen will, durch die offene Bauweise eher für das gemütliche Sofa geeignet, als die stressige U-Bahn.

Lieferumfang und erster Eindruck
Geliefert wird der Fidelio X3 in einer ansprechenden Kartonbox, in der sich neben dem Kopfhörer gleich zwei 3-Meter lange Anschlusskabel, ein vergoldeter 6,3 mm Klinkenadapter, ein Stoffbeutel und ein Kabelclip befinden. Die beiden Stoff-ummantelten Kabel sind sauerstofffrei und unterscheiden sich in der Art ihres Anschlusses. Ein Kabel besitzt den gewöhnlichen 3,5 mm Mini-Klinkenstecker, während das andere Kabel mit einem symmetrischen 2,5 mm Klinkenstecker aufwartet. Hier werden also auch Besitzer von hochauflösenden Audio Playern wie etwa dem Fiio X7 auf ihre Kosten kommen. Die erste haptische Begegnung mit dem Fidelio X3 ist aufgrund der hohen Fertigungsqualität eine wahre Freude. Trotz des einfachen Aufbaus strahlt jedes Detail eine sehr hohe Wertigkeit aus. Nichts wackelt, nichts wirkt billig. Sollbruchstellen? Fehlanzeige! Der grauschwarze Metallrahmen in matter Lackierung verleiht dem Hörer eine sehr gute Stabilität und schützt zudem die Außengehäuse der Treiber. Diese wirken fast als würden sie in dem Metallgehäuse schweben. Dank zweier Gelenke sind die Treiber nicht fest, sondern lassen sich um rund 15 Grad bewegen. Die Rückseite der Ohrmuscheln sind mit akustisch transparentem Kvadrat-Stoff überzogen. Das verleiht dem Hörer ein sympathisches Äußeres – weg von einem technischen Gerät hin zu einem schon fast Gemütlichkeit ausstrahlendem, wohlwollenden Musikfreund. Die Ohrpolster im Inneren sind angenehm weich, der unter dem Stoff befindliche Memory Foam schmiegt sich sehr sanft an den Kopf. Wie beim Vorgänger sind diese Polster austauschbar und lassen sich mithilfe eines Clip-Systems entfernen bzw. befestigen. Der Kopfbügel und der für den Sitz zuständige Gummiriemen sind mit hochwertigem Leder aus der schottischen Manufaktur Muirhead ummantelt. In einer beiliegenden Broschüre findet man Informationen zu diesem Familienbetrieb, der mit Bedacht auch Nachhaltigkeit Leder in Handarbeit herstellt.

Tragekomfort und Handling
Der Platz für die Ohrmuscheln ist großzügig dimensioniert, der rund 3,5 cm hohe Memory Foam trägt ebenfalls dazu bei, dass der Hörer nicht an die Ohren drückt, sondern ihnen viel Freiraum zugesteht. Gerade für ein längeres, ermüdungsfreies Hören ist das von großer Bedeutung. Für die Anpassung an die jeweilige Kopfform ist ein Gummiriemen zuständig.
Beim Thema Anpressdruck bekommt der Fidelio durchwegs gute Noten, hier hat man eine sehr gute Balance gefunden. Er drückt nicht und doch hält er fest auf dem Kopf auch, wenn man sich ruckartig bewegt oder den Kopf nach vorne beugt. Mit einem Gewicht von 380 Gramm ohne Kabel reiht er sich im Mittelmaß ein. Während der Testphase ist es des Öfteren vorgekommen, dass ich den Kopfhörer auf den Kopf “vergessen” hatte. In meiner Arbeit im Tonstudio haben solche Momente Seltenheit und sprechen für sich.

Einziger Wermutstropfen für Menschen wie mich, die mit einem sehr großen Kopfdurchmesser von 61 cm etwas aus der Reihe fallen, ist die Tatsache, dass sich der Zug des Gummibands nicht arretieren lässt. Das mag für einen Großteil der Bevölkerung mit Kopfgrößen zwischen 56 und 60 cm perfekt funktionieren, für mich persönlich ist die Spannung des Bügels leider zu stark, was in einem permanenten Zug nach oben resultiert. Tests unter weiblichen und männlichen Kollegen weisen dem Philips einen sehr guten Tragekomfort aus und so muss ich in die Trickkiste greifen: Um das Gummiband dauerhaft zu dehnen, fixiere ich es mit einer Schlaufe am Haltebügel. Damit passt der Hörer auch mir wie angegossen. Wie bei allen Kopfhörern mit Stoff-ummantelten Kabeln, die ich bisher testen durfte, werden Geräusche zum Hörer übertragen, wenn Textil an Textil reibt. Die Geräusche halten sich beim Fidelio aber in kontrollierbaren Grenzen. Die Kabel selbst haben keine Sicherung und werden einfach in die jeweilige Ohrmuschel gesteckt. Etwas schwer lesbar sind die kleingedruckten L bzw. R Beschriftungen im inneren des Bügels. Meines Erachtens hätte man die jeweilige Seite durchaus etwas deutlicher kennzeichnen können.

Technische Daten
Wie schon angesprochen handelt es sich beim Fidelio X3 um einen dynamischen Kopfhörer in offener Bauweise. Es werden also keine Geräusche von außen abgedämpft und auch die gehörte Musik dringt ungehindert nach außen. Daher sollte man ihn in einer möglichst ruhigen Umgebung einsetzen, in der man nicht gestört wird und auch selbst niemanden stört. Die mit Neodym Magneten ausgestatteten 50 mm großen Treiber bieten einen sehr weitläufigen Frequenzgang von 5 bis 40.000 Hertz. Daher ist der Fidelo X3 auch als Hi-Res Kopfhörer klassifiziert. Wie bei den Vorgängern beträgt die Impedanz 30 Ohm, was ihn zu einem sehr effektiven Kopfhörer macht, der nur geringe Ansprüche an die Leistung des Preamps stellt. Er sollte sich also auch mit Notebooks, Tablets und Mobiltelefonen sehr gut verstehen. Der Klirrfaktor wird mit weniger als 0,1 % (THD) angegeben, die Empfindlichkeit bei 1 mW liegt bei 100 dB.

Außen hui, innen hui
Zugegeben, wenn etwas äußerlich so gut aussieht, bin ich naturgemäß skeptisch, ob der Klang mithalten kann. Das alte Sprichwort “Außen hui innen pfui” hat sich in der Vergangenheit leider schon des Öfteren bewahrheitet. Doch schon der erste Hörversuch direkt aus der Box belehrt mich eines Besseren. Ich höre mich durch meine Kopfhörer-Playlist und bin verwundert mit welcher Leichtigkeit mich der Fidelio in seinen Bann zieht. Bassbereich? Alles da, kein Wummern, kein Verwaschen, nicht zu wenig, aber auch keineswegs zu viel. Auch in den Mitten finde ich die Balance zwischen Hoch und Tiefmitten sehr gelungen. Der Fidelio X3 bietet ein hohes Maß an Ausgeglichenheit und eine wirklich sehr ansprechende breite Stereo-Bühne. Die Auflösung ist durchwegs sehr hoch, die Höhen sind prominent, wirken aber nicht scharf, sondern besitzen einen seidigen Glanz. Einige Hörer tragen im oberen Mittenbereich oder in den Höhen zu stark auf. Der Klangcharakter des Hörers tendiert Richtung Beyerdynamic, andere Hörer wie etwa der Neumann NDH 20 sind mir persönlich in diesem Punkt zu gutmütig und bilden in den oberen Frequenzen nicht offen genug ab. Auch nach einer längeren Testphase bestätigt sich mein erster Eindruck, denn was der Fidelio X3 leistet ist wirklich großes Kino. Er meistert den Parkour durch die verschiedenen Stile im Handumdrehen. Egal ob moderne Produktion, wie etwa Bad Guy von Billie Eilish, in der bereits der auf der Aufnahme verzerrende Sub-Bass definiert zur Geltung kommt, Rockproduktionen wie Nevermind von Nirvana, in denen die Drums durch die sehr gute Impulswiedergabe energetisch nach vorne preschen oder auch Leonard Bernstein Aufnahmen von Beethovens 9. Symphonie aus der Wiener Philharmonie, der X3 kommt mit allem sehr gut zurecht. Auch an mobilen Geräten lässt sich der neue Fidelio problemlos betreiben, wobei man sich für ein Hi-Res-Angebot entscheiden sollte, wenn man Streamingplattformen benutzt. Mp3 Datenreduktion, wie sie etwa Spotify verwendet, deckt der Fidelio X3 gnadenlos auf. Dafür ist dieser Hörer einfach zu gut und verzeiht nichts. Das ist in etwa vergleichbar als würde man zu einem drei Gänge Menü einen Wein aus dem Tetrapak servieren. Gefährlich wird es auch bei Pop-Produktionen die zu höhenlastig abgemischt bzw. gemastert wurden. Zusammen mit der offenen Abbildung der hohen Frequenzen kann es schnell etwas zu viel des Guten sein. Atemberaubend klingt es dafür im Konzertsaal. Durch die beeindruckende Tiefenstaffelung und Stereo-Bühne hört man etwa beim angesprochenen Bernstein Konzert jede Nuance und ist mittendrin statt nur dabei.

Fazit
Der Philips Fidelo X3 ist ein moderner Klassiker, der für höchsten Genuss steht und äußerlich wie auch klanglich eine edle, erhabene Ruhe ausstrahlt. Ohne Aufregung und ohne Hype legt er im Test einen sehr ausbalancierten Klangcharakter an den Tag, der in vielen Musikstilen zu Hause ist. Die breite Stereo-Bühne überzeugt besonders bei Live-Aufnahmen akustischer Musik. Der Markt im Preisbereich unter 500 Euro ist hart umkämpft, aber ich bin mir sicher, dass der Fidelio X3 durch seine sehr hochwertige Verarbeitung, sein zeitloses Design und nicht zuletzt durch seine detailreiche Auflösung viel Zuspruch finden wird.
STECKBRIEF Philips Fidelio X3
Gewicht 380 g (ohne Kabel)
Preis 349,99 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip dynamisch, 50 mm Treiber
Bauweise offen, Over-Ear
Frequenzgang 5 Hz – 40 kHz
Magnettyp Neodym
Klirrfaktor < 0.1% THD
Empfindlichkeit 100 dB bei 1 mW
Anschlusskabel Audiokabel (sauerstofffrei, abnehmbar, beideitig geführt, 3 Meter)
Stecker 3,5-mm-Miniklinkenstecker, 2,5-mm Stecker (symmetrisch)
Impedanz 30 Ohm
Besonderheiten abnehmbares Kabel (beidseitig geführt); leicht austauschbare Memory Foam Polster mit akustisch transparentem Kvadrat-Gewebe, edles schottisches Muirhead-Leder, Hi-Res-Audio-zertifiziert
ZUBEHÖR
zwei abnehmbare Audiokabel mit 3,5 bzw. 2,5 mm Klinkenadapter (symmetrisch) je 3 Meter, vergoldeter 3,5 auf 6,3 mm Adapter, Kabelclip
AUFBEWAHRUNG
Stoffbeutel
BEWERTUNG Philips Fidelio X3
KLANG | Punkte (von 100) |
Neutralität (2x) | 87 |
Feinzeichnung (2x) | 88 |
Impulsverhalten | 87 |
Räumlichkeit | 88 |
Dynamikverhalten | 87 |
Basstiefe | 86 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 87 |
Tragekomfort (25%) | 85 |
Verarbeitung (15%) | 89 |
Ausstattung + Bedienung(10%) | 86 |
Testurteil |
86,7 |
Preis-Leistung | sehr gut – überragend |