Morcheeba – Blackest Blue

Morcheeba – Blackest Blue

Die britische Trip-Hop-Band Morcheeba, 1995 um Sängerin Skye Edwards und die Brüder Paul und Ross Godfrey gegründet, erreichte in den Folgejahren Kultstatus und traf mit ihrer modern-meditativen Trip-Hop- und Chillout-Mischung einen Nerv. 2014 stieg Paul Godfrey aus, seitdem veröffentlichte das verbliebene Duo mit weiteren Gästen zwei  Morcheeba-Alben – aktuell „Blackest Blue“.

Laid-Back Elektro-Pop und Akustikballade

Der Opener „Cut My Heart Out” beginnt mit einem langsamen, leicht vertrackten Trip-Hop-Beat. Über den sparsamen, synkopierten Rhythmen schlängelt sich gewohnt-geschmeidig Edwards‘ unaufdringlicher, gleichsam entschlossen performter Gesang, das Stück pendelt zwischen langsamem Soul, Disco und Pop. „Killed Our Love“ kombiniert Funk-Sounds mit karibisch angehauchtem Flair. Die Kombination aus blubbernden Sounds und Hall verstärkt frühere Morcheeba-Chillout-Ansätze und erinnert stilistisch etwa an Smoke City’s „Underwater Love“. „Sounds Of Blue“ speist sich aus einer ähnlichen Stimmung, ein unaufdringlicher Midtempo-Beat mit dezentem, sanft perlendem E-Piano, Synth-Elementen und ineinander verwobenen Hallfahnen und Echos. Der eingängige Refrain ist mit teils zweistimmig gespieltem Bass unterlegt – eine interessante Mischung. „Sulphur Soul“ greift ebenso die Unterwasser-Klangästhetik auf, garniert mit verzerrten Wah-Gitarren. Das erscheint leicht aufgesetzt, auch die Melodien wirken eher konstruiert als fließend. „Oh Oh Yeah“, mit knapp sieben Minuten das längste Stück des Albums, fließt dann langsamer – ebenfalls mit verzerrten Wah-Gitarren-Licks, dazu zweistimmigem Bass, E-Drum-Claps und einem lautmalerischen Refrain. Das zündet allerdings nicht wirklich, sondern plätschert behäbig dahin.

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Routinierte Chillout-Songs mit akustischen „Ausbrüchen“

Die akustische, stark verhallte Klavierballade „Say It’s Over“, ein mit Streichern unterlegtes Duett mit dem Sänger Brad Barr, steht kurz davor, in allzu bekannte Harmoniefolgen zu kippen, mit fast monoton vorhersehbarer Klavier-Rhythmik. Dank der lebendigen Performance von Skye Edwards umschifft der Song jene Klischeeklippe jedoch. „Namaste“ setzt auf Synth-Bässe, Percussion-Sounds und eine cleane, dissonante Gitarrenmelodie – das taugt aufgrund der Mischung aus ungewohnten Harmonien und zugänglichen, verhallten Sounds als unverbrauchte Hintergrundmusik für städtische Strandbars. „The Moon“ erinnert entfernt an die Klangästhetik von James-Bond-Filmmusiken, mit tragend-schwermütiger, verzerrter Leadgitarre und dunklen Harmonien. So richtig will allerdings auch das nicht hängen bleiben, die Harmonien ergeben kein rundes Ganzes. „Falling Skies“ ist dann wiederum akustischer gehalten, mit stark verhallter Akustikgitarre und donnernder Percussion. Darüber singt Edwards fast ätherisch leicht. Hier erinnert das Ergebnis fast an Progressive-Rock à la Fish. „The Edge Of The World“, ein Duett mit dem Sänger Duke Garwood schließt die zehn Songs mit Industrial-Pop-Anklängen: abgedämpfte Gitarrenlicks, dumpfe Drumcomputer und wabernde Synth-Leads. Garwoods mittig-nölige, aufgesetzt wirkende Performance will allerdings nicht mit Skye Edwards harmonieren. Was bleibt? Viele Stücke funktionieren grundsätzlich, allerdings eher als „Stimmungsbild“ denn als Ohrwurm, für die sie zu konstruiert erscheinen. Auf dem Vorgänger „Blaze Away“ waren im Vergleich noch prägnantere Downbeat-Nummern präsent, die Melodien gingen dem Duo leichter von der Hand.

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Produktion zwischen interessanten Ansätzen und Belanglosigkeit

Vordergründig klingt das Album voll und direkt – allerdings mit unangenehm „verbogenen“ Frequenzen im Bassbereich, sodass das Ergebnis etwas schwer „im Magen“ liegt. Gleichzeitig sind leicht überhöhte Präsenzen vorhanden. Das nimmt der Musik die Leichtigkeit, die sie angesichts des Chillout-Charakters vermutlich transportieren soll: Die Hallfahnen sind meist angenehm räumlich gestaltet, die Binnendynamik innerhalb der Songs lässt durch die sparsamen Arrangements ebenfalls scheinbar Raum. Der absolute Pegel hingegen fährt deutlich „laut“ an die Wand. Ob daher die Artefakte im Frequenzspektrum rühren? So bleibt eine Mischung aus interessanten Ansätzen und Belanglosigkeiten – etwa geschmackvolle Produktionsideen, wie das ästhetisch stark komprimierte Klavier in „Say It’s Over“, dessen Klang Spannung erzeugt – während der Hall in dem Fall das Ergebnis beliebig in Richtung Kitsch zukleistert. Mit dezenter Lautstärke lässt sich „Blackest Blue“ immer noch recht gut hören – bleibt nur die Frage, ob man bei dem unterkühlten musikalischen Eindruck lange „eintauchen“ will.

MORCHEEBA – BLACKEST BLUE

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 6
Klang 7
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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