Die britische Indie-Rock-Band Maximo Park hat mit „Nature Always Wins“ ihr achtes Album veröffentlicht. Das impressionistisch angehauchte Album-Cover mag auf den ersten Blick täuschen; die Truppe setzt wie bisher weitgehend auf energetische Pop-Rock-Klänge, allerdings mit Zwischentönen.
Zwischen Downbeat, Pop und Alternative Rock
Mit „Partly Of My Making“ beginnt das Album zunächst fast untypisch, mit einer Mischung aus Downbeat und Pop: Über den abstrakt-synthetisiert klingenden Schlagzeugrhythmus gesellt sich ein eingängiges Synth-Bass-Motiv, dazu Streicher-Einwürfe und ätherische Keyboard-Landschaften. Zusammen mit dem rhythmisch betonten Gesang von Paul Smith entsteht ein Sog – ähnlich wie er sich bei „Bittersweet Symphony“ von The Verve entwickelt. Damit liefern Maximo Park umgehend einen Höhepunkt. Das folgende, leicht melancholische „Versions Of You“ ist mit flottem Rhythmus unterlegt, der Refrain geht etwas gewollt hymnisch auf. Dabei erscheinen die einzelnen Teile hektisch aneinandergereiht, auch den stellenweise vibratolastigen Gesang von Smith muss man mögen. Flott bleibt es auch danach: „Baby, Sleep“ ist eine New-Wave-angehauchte Indie-Nummer mit geschäftigem Rhythmus – das klingt interessant, wenngleich das Arrangement überfrachtet wirkt.
Flotte Pop-Nummern
„Placeholder“ liefert eine eingängige Popnummer in 80er-Jahre-Ästhetik – ein weiterer Anspieltipp. Smith‘ Timbre erinnert hier an eine Mischung aus Talking-Heads-Frontmann David Byrne und Chris de Burgh. „Ardour“, im Duett mit Punk- und New-Wave-Musikerin Pauline Murray gesungen, ist es zwischen melancholischer Unruhe und Aufbruch angesiedelt. Das Flair erinnert an eine Speed-Version von The Cure. Das lädt zum Mitwippen ein. In „Meeting Up“ wird der Rhythmus in behutsame Echo- und Synthesizer-Kaskaden eingewoben, Maximo Park klingen wie eine dezente Ultravox-Variante – ein weiterer Anspieltipp. Nicht alle der schnellen Stücke gehen auf, mitunter „überrollen“ sie den Hörer oder bleiben in der eigenen Gleichförmigkeit gefangen. Beim melodisch gelungenen „I Don’t Know What I’m Doing“ hingegen regiert fast dadaistische Revolte im Sinne der Talking Heads – das funktioniert und macht Spaß. Das geshuffelte „Feelings I’m Supposed To Feel“ bietet gelungene Abwechslung, mit Retro-Sound in Richtung früher U2-Stücke. „Child Of The Flatlands“ schließt die zwölf Songs des Albums ab: ein langsameres Stück, bei dem die Zwischentöne regieren, mit verhallten Synthesizer-Einwürfen und einer angenehm unheimlichen Klanglandschaft.
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Indie-Retro-Produktion nahe Lo-Fi-Charme
„Nature Always Wins“ setzt insgesamt auf eine „Retro-Ästhetik“: Das Schlagzeug poltert belegt, als wäre es in einem kleinen 70er-Jahre-Proberaum aufgenommen worden, dessen Wände mit Matratzen gedämmt sind. Die einzelnen Sounds sind teilweise dünn, dafür ausladend im Stereobild verteilt – was mitunter irritiert, etwa im Synthie-Melodie-Sound in „All Of Me“, der merkwürdig aus dem Gesamtbild herausfällt. Einen ähnlichen „überbreiten“ Eindruck vermitteln die Gitarren bei „Ardour“ oder das Schlagzeug bei „Why Must A Building Burn?“. Trotz der Defizite funktioniert das Ergebnis musikalisch brauchbar: Statt einer Hi-Fi-Produktion entsteht dichter, rauer Indie-Charme nahe einer Lo-Fi-Platte. Produktion und Arrangements sind ausgefeilter als auf dem 2017er Vorgänger „Risk to Exist“, dazu überzeugen viele der Melodien. Und: Herausragende Stücke wie „Partly Of My Making“ oder „Placeholder“ machen manch eintönige und überladene Nummer umgehend wett.
MAXIMO PARK – NATURE ALWAYS WINS
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 6 |