Seit ihrem ersten Album 2005 gehören Madsen zu den festen Größen im Deutsch-Rock. So konnten die Jungs aus dem Wendland mit ihren letzten fünf Studioalben regelmäßig in die deutschen Top-Ten einsteigen und die großen deutschen Festivals abgrasen. Nach drei Jahren melden sich Madsen nun mit ihrem neuen Album „Lichtjahre“ zurück.
Mit 16 Titeln und über einer Stunde Spielzeit liefern Madsen einen echten Longplayer ab, der musikalisch eindeutig als Rock zu bezeichnen ist, allerdings stilistisch verziert. Einmal in echter Stoner-Rock Manier („Rückenwind“) mit derben, verzerrten Gitarren, dann aber auch heftig punkig („Kapitän“, „Macht euch laut“) oder einfach nur straight rockig. Der Versuch, ein wenig psychedelisch, soulig und lässig daher zu kommen („Sie wird mich sehen“), wirkt leider etwas aufgesetzt und wenig souverän. Bei „Ich tanze mit mir allein“ hingegen sind das Arrangement und die Synthesizer frisch und verleihen der Band einen Sound, der in den 2010ern der Rockmusik angekommen ist und zeigt, dass das Sound-Ideal nicht immer irgendwo in den 90ern zu suchen ist.
Thematisch erinnern sich Madsen viel an früher. So huldigen sie in „Sommerferien“ der guten alten Zeit, in denen man scheinbar keine Sorgen zu haben schien und es schwingt eine Menge Nostalgie mit, wenn man feststellt, dass man jetzt doch so ist, wie die „Großen“ früher waren. Auch in „Mein erstes Lied“ erinnert sich Sebastian Madsen an eine Liebe aus vergangenen Tagen, die leider auseinanderging, weil sich irgendwann die Lebenseinstellungen und die Ziele für die Zukunft nicht mehr vertragen haben. Wie ein roter Faden zieht sich eine manchmal mehr, manchmal weniger zu spürende Melancholie durch das Album. So auch in „Keiner“, einem Song über Zeiten, in der es noch keine sozialen Netzwerke gab und man nicht alles zwanghaft der Öffentlichkeit präsentierte. Leider wirken die Texte häufig etwas einfach, was eigentlich nicht zwingend schlecht sein muss, aber durch den sehr schlichten, erzählartigen Gesangsstil von Madsen sehr verstärkt wird.
Wer fette Gitarren-Wände mag, war bei Madsen schon immer gut aufgehoben. So auch dieses Mal: Die Gitarren Sounds sind durch die Bank, auch wenn sie heftig verzerrt sind, gut gelungen. Beim Drumsound sind die Engineers hingegen etwas über das Ziel hinaus geschossen. Bei Bassdrumschlägen ist die Summemkompression deutlich zu hören. Hier hätte man der ganzen Sache mehr Luft zum Atmen lassen können, aber es entspricht auch dem aktuellen „Loudness“-Zeitgeist.
„Lichtjahre“ wird den Fans von Madsen gefallen und seine neuen Liebhaber finden. Zwar knüpft es nicht ganz an die Stärke alter Platten an, aber es bleibt zu hoffen, dass sich die vier Jungs nicht wieder drei Jahre Zeit lassen, um noch mal eine Schippe drauf zu packen.
BEWERTUNG MADSEN – LICHTJAHRE
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 5 |
Klang | 6 |