Onkyo setzt mit seiner Hi-Res-zertifizierten Kopfhörerserie auf ein besonders edles Design – aber ist beim A800 wirklich alles Gold, was glänzt?
Für Hi-Fi-Verstärker, A/V-Receiver und DVD-Player ist der japanische Hersteller Onkyo unter den Top Ten der weltweit erfolgreichsten Firmen. Auf dem stetig wachsenden Kopfhörer-Markt konnten sie sich bislang noch nicht etablieren – was drei neue, Hi-Res-fähige Kopfhörermodelle ändern sollen. Dazu zählen zwei Over-Ear-Kopfhörer, der offene A800 und der geschlossene H900M, sowie das In-Ear Modell E900M. Allesamt sind mit dem von der Japan Audio Society und der Consumer Technology Association vergebenen Hi-Res-Audio-Logo ausgezeichnet, das nur Kopfhörer erhalten, deren Frequenzgang bis mindestens 40 kHz hinaufreicht. Wir haben das offene Over-Ear-Modell A800 unter die Lupe genommen, welches mit 400 Euro zu Buche schlägt.
Edles Äußeres
Mit seinem massiven, schwarz-goldenen, schon fast an Art Déco erinnernden Design macht der A800 einen sehr eleganten, aber auch stabilen Eindruck. Der zur besseren Verteilung des Gewichtes mit sieben Zentimetern besonders breite Aluminiumkopfbügel ist mit weichem, schwarzem Echtleder bezogen und trägt auf beiden Seiten ein reliefartig aus Aluminium gegossenes Firmenlogo mit edel vergoldeten Buchstaben. Die Verstellmechanik besteht aus goldfarbenem, gebürstetem Aluminium und ist in 16 Stufen im Ohrmuschelgehäuse versenkbar. Die Ohrpolster bestehen aus wärmeabweisendem, samtummanteltem Memory-Schaum und lassen sich zur besseren Anpassung an den Kopf ein wenig kippen.
Das schwarzgehaltene Ohrhörergehäuse besteht ebenfalls aus Aluminium, wobei ein gewobenes Nylongewebe als Abdeckung für die offene Konstruktion dient. Weitere goldene Zierelemente geben dem A800 einen rundum edlen Anstrich. Mit seinem schwarz-goldenen Äußeren passt auch das drei Meter lange, abnehmbare Kupferflachbandkabel in Y-Form gut zum Design des A800. Es endet in einem geraden, vergoldeten 6,3 mm Klinkenanschluss und wird mit 3,5 mm Klinkensteckern beidseitig mit dem Kopfhörer verbunden. Das Kabel ist geräuscharm und erwies sich in unserem Test als gut abgeschirmt. Im Lieferumfang ist außerdem ein vergoldeter 3,5 mm Stereoklinkenadapter enthalten.
Kraftvolles Inneres
Im Inneren des vibrationsarmen Aluminium-Gehäuses werkelt ein dynamischer Breitbandreiber mit einer 50 mm Mehrlagenmembran. Die Membran zeichnet sich durch eine besonders hohe Stabilität bei geringstem Gewicht aus und soll so für eine besonders saubere Wiedergabe sorgen. Der Treiber deckt laut Hersteller ein Frequenzspektrum von 4 Hz bis 40 kHz ab. Das begünstigt, obschon der menschliche Hörbereich nicht über 20 kHz reicht, die Transienten-Darstellung, welche den Gesamtklang im hörbaren Bereich positiv beeinflussen kann.

Hoher Tragekomfort
Mit einem Gewicht von knapp einem halben Kilogramm macht sich das massige Design des Kopfhörers doch bemerkbar. Es wird durch den breiten Bügel aber hervorragend verteilt, sodass der A800 auch nach längerem Gebrauch nicht lästig wird. Die Ohrmuscheln sitzen bequem und sicher, auch bei langem Tragen ist kein Wärmestau zu spüren. Auch das Kabel trägt zum Komfort bei – es trägt sich durch die Flachbandform sehr unauffällig und ist besonders wenig anfällig für Kabelsalat.
Klang
Mit einer Eingangsimpedanz von 32 Ohm ist der A800 verhältnismäßig anspruchsarm und wäre sogar für mobile Geräte geeignet, doch gegen den Gebrauch unterwegs sprechen die offene, nicht wetterfeste Bauweise und die Kabellänge von drei Metern. So befütterten wir den A800 mit unterschiedlichen Musikdateien sowohl in CD- als auch Hi-Res-Qualität. Dabei zeigte der A800 ein leicht warmes, musikalisches und sehr direktes Klangbild, dass sich allerdings, vor allem im Vergleich mit unserm Referenzkopfhörer Audeze LCD-X, sowohl in der Stereobreite als auch in der Tiefe merklich weniger weiträumig präsentiert. Die Ortung im Stereopanorama ist dennoch präzise und auch die Impulswiedergabe ist erfreulich schnell und akkurat.
Die Auflösung ist nicht ganz so fein wie beim Magnetostaten LCD-X, der auf diesem Gebiet aber auch ein echter Spitzenreiter und knapp 1.500 Euro teurer ist als das dynamische Onkyo-Modell. Dennoch schlägt sich der A800 für seine Preisklasse erstaunlich gut, die Detailwiedergabe ist genau, nichts klingt verwaschen und auch schwierige Transienten kommen sehr akkurat. Der Frequenzgang macht einen nicht ganz linearen Eindruck – eine leichte Anhebung des höheren Bassbereiches ist zu hören. Die Bässe sind ansonsten die große Stärke des A800, sie reichen tief und sind sehr prägnant und knackig. Selbst bassarmen Folkstücken verleiht er etwas mehr Substanz, ohne wiederrum bei wahren Tieftonorgien wie dem Steven Wilson-Titel „Luminol“ zu wuchtig und undifferenziert zu klingen. Mittlere Frequenzen kommen samtig und kräftig. Der Höhenbereich klingt sehr elegant, fein und seidig. Auch bei höheren Lautstärken bewahrt er A800 die Ruhe und wird nicht schrill oder unangenehm.
Fazit
Wer auf der Suche nach einem charaktervollen Kopfhörer mit feiner Auflösung, wunderschönen Bässen und sehr angenehmen Sitz ist, sollte den A800 auf jeden Fall in die engere Auswahl nehmen. Sowohl für den Musikgenuss zuhause als auch das Mixen im Studio ist der A800 bestens geeignet, solang man seine Eigenheiten kennt und schätzt. Aufgrund der leichten Bassanhebung können wir ihn für das Mastering allerdings nicht empfehlen. Ansonsten Hut ab für Onkyo: Bei einer so hohen Qualität, vor allem auch im Verhältnis zum Preis, könnte der Hersteller nun tatsächlich auch den Kopfhörermarkt im Sturm erobern.
STECKBRIEF ONKYO A800
Gewicht 570 g
Preis 400 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip dynamisch
Bauweise offen, Over-Ear
Anschlusskabel 3 m Flachbandkabel, beidseitig geführt
Stecker vergoldete 6,3 mm Stereoklinke gerade
Adapter vergoldeter 3,5 mm Miniklinkenadapter
Impedanz 32 Ohm
BEWERTUNG ONKYO A800
KLANG | Punkte |
Neutralität (2x) | 75 |
Feinzeichnung (2x) | 77 |
Impulsverhalten | 78 |
Räumlichkeit | 75 |
Dynamikverhalten | 80 |
Basstiefe | 85 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (60%) | 78 |
Tragekomfort (20%) | 77 |
Verarbeitung (10%) | 80 |
Ausstattung (10%) | 70 |
Testurteil | 77,1 |
Preis-Leistung | sehr gut |