Der Hifiman HE1000 kassierte bei Erscheinen Bestnoten von Musikhörern und der Kritikern. Die zweite Auflage des magnetostatischen Edelkopfhörers will das noch toppen.
Die Testhörer waren seinerzeit äußerst angetan vom High End-Magnetostaten aus China. Von einem „Klang wie Samt und Seide“ war in die Rede, die tiefreichenden Bässe wurden ebenso gelobt wie das herausragende Impulsverhalten und die ausdifferenzierte Abbildung des Stereopanoramas. Einziger ernsthafter Wermutstropfen war bei einigen Hörern der wackelige Sitz des HE1000, der der sonstigen Qualität des Kopfhörers nicht gerecht wurde. Umso erfreulicher, dass Hifiman reagiert und eine verbesserte Version des HE1000 herausgebracht und ihm damit ein allgemeines Update mit Hauptaugenmerk auf verbesserten Tragekomfort gegönnt hat. Über Verbesserungen am Treibersystem hüllt sich der Hersteller zwar in Schweigen, doch legen unsere Hörtest-Ergebnisse die Vermutung nahe, dass auch hier noch ein wenig getüftelt wurde.
Fakt ist, dass die besonders großflächige Membran des HE1000 V2 weiterhin extremst dünn ist – der Hersteller spricht vom Nanometerbereich. Die darauf angebrachten Aluminium-Folienleiterbahnen sind ebenfalls sehr zart und erhöhen das Membrangewicht so gut wie nicht – beste Voraussetzung für eine besonders schnelle und saubere Impulswiedergabe.
Noch edlere Optik
Am Äußeren des HE1000 wurde eine Menge Feintuning betrieben, das dem Edel-Magnetostaten ein noch hochwertigeres Erscheinungsbild verleiht. Vor allem die Holzqualität der Gehäuse wurde verbessert und fällt nun etwas heller aus. Die Lackschicht wurde für ein noch schöneres Finish etwas dicker aufgetragen. Die Aufhängung des Kalbsleder-Kopfbandes wurde optimiert, so dass es leichter ausgetauscht werden kann – ein Plus für die Langlebigkeit des HE1000 V2, schließlich liegt er mit einer UVP von 3.499 Euro schon in der Kategorie „Anschaffung fürs Leben“. Auch an der Verarbeitung der Metallteile des Kopfhörers wurde gefeilt. Also alles ein weniger feiner, schicker und edler.

Verbesserter Tragekomfort – auch gut für den Klang
Um den Sitz des HE1000 V2 zu verbessern, hat Hifiman ebenfalls einiges optimiert. Die wichtigste Änderung ist dabei die Erweiterung der Verstell-Mechanik um einige Raststufen. Der Kopfhörer lässt sich damit nun auch auf kleinere Köpfe optimal einstellen und sitzt deutlich fester. Eine weitere sehr erfreuliche Neuerung betrifft das Gewicht – mit 420 Gramm ist die V2 immerhin 60 Gramm leichter als die alte Version und damit noch etwas weniger wuchtig – perfekt für extralange Hörsessions ohne viel Gewicht auf dem Kopf. Die Kopfhörergehäuse sind nun etwas schlanker und messen nur noch 11 statt 14 mm in der Dicke. Dadurch sitzt die Membran noch näher am Gehörgang und es wird eine höhere gefühlte Lautstärke erreicht als beim Vorgänger, obwohl die elektrische Eingangsempfindlichkeit identisch ist. Die Ohrpolster wurden etwas verbreitert und sind nun asymmetrisch aufgebaut: nach vorne hin verjüngen sie sich, um einerseits einen günstigeren Winkel der Membran zum Ohr, andererseits aber auch einen besseren Sitz zu gewährleisten. Die auf den Ohren anliegende Fläche der Ohrpolster besteht nun nicht mehr aus Velours, sondern aus glatterem, mit Wabenmuster geprägtem Polyester. Der weniger plüschige Stoff liegt etwas angenehmer an und sorgt für weniger Wärme bei langen Hörsessions. Zudem ist er leichter zu reinigen – auch hier ein Plus zugunsten der Langlebigkeit.
Optimierte Kabel
Auch die beidseitig geführten Kabel haben ein Update bekommen. Wie beim Erstling liegen zwei 3 Meter-Kabel mit XLR- beziehungsweise 6,3 mm Klinkenstecker sowie ein 1,5 Meter langes Kabel für den Mobilgebrauch mit 3,5 mm Miniklinkenstecker bei. Der HE1000 V2 ist damit für alle Eventualitäten gerüstet. Besonders erfreulich ist die neue Ummantelung der Kabel – während die alte, stoffummantelte Ausführung noch etwas starr und störend wirkte, ist die neue, leicht gummiert wirkende Kunststoffummantelung sehr flexibel und verheddert dabei überhaupt nicht. Zudem ist es deutlich robuster als die alte Ausführung. An der Kleidung streifen die Kabel einfach ab.

Klang-Update
Selten wurde ein Kopfhörer in der Redaktion so gründlich in die Mangel genommen wie der HE1000 V2, was natürlich der hohen Erwartungen an das Update geschuldet war. Betrieben wurde der HE1000 V2 unter anderem mit dem Astell & Kern KANN Digital Audio Player, dem iBasso DX200 und mit unserer Kopfhörerverstärker-Referenz Violectric HPA V281. Als Referenzhörer diente wie üblich der ebenfalls magnetostatische Kopfhörer Audeze LCD-X.
Das Urteil fiel eindeutig aus: klanglich spielt der HE1000 V2 nach wie vor in der obersten Spitzenklasse und jetzt sogar noch ein wenig höher. Das zeigt sich sofort auffällig in den Bässen, die beim Vorgänger zwar extrem sauber klangen und auch tief hinabreichten, aber nicht die ganz die Kraft und Herrlichkeit des Audeze-Referenzhörers vermitteln konnten. Hier hat der HE1000 V2 enorm aufgeholt- und bietet ein merkbar kräftigeres Fundament.
Am Klang „wie Samt und Seide“ hat sich eigentlich nichts geändert, doch der zusätzliche Schub von unten gibt dem HE1000 V2 insgesamt einen Touch mehr Power, wovon auch die Mittenwiedergabe profitiert. Der Kontrabass in Talk Talks „Happiness is Easy“ reicht jetzt supertief und kommt knochentrocken. Wo er bei der alten Version auch in den unteren Mitten noch etwas zurückhaltender tönte, kommt er nun noch strukturierter und ist auch in seinen räumlichen Dimensionen klarer definiert. Die Höhen und Mitten sind nach wie vor ungemein duftig, wie wir es vom Erstling gewohnt sind. Dabei färbt der HE1000 V2 keineswegs schön – die gewollt schroffe Gitarre in Nick Drakes „Road“ etwa kommt durch die etwas schnellere Impulswiedergabe sogar etwas gnadenloser als beim Audeze LCD-X.
Die Auffächerung der Signale im Stereopanorama ist, wie bereits beim Vorgänger, ausgezeichnet. In Breite wie Tiefe werden die Signale feinst definiert gestaffelt. Bei räumlich komplexen Stücken wie der 2001er Reissue-Version von Loves „Alone Again Or“ stellt sich ein Hörgefühl wie bei erstklassigen Monitoren ein. Die Streicher sitzen im Hintergrund, während die Stimmen sich fein um die Mitte herum postieren. Bass und Schlagzeug sitzen weit links, während sich die beiden Gitarren rechts positionieren – dabei aber absolut fein getrennt, sodass keinerlei Verwaschungen auftreten.
Es ist schlicht ein Genuss, mit dem HE1000 V2 Musik zu hören.
Fazit
Man sollte meinen, dass man aus dem Besten nicht mehr viel verbessern kann, doch Hifiman belehrt uns im wahrsten Sinne des Wortes eines Besseren – sämtliche, ohnehin spärlich gesäte Kritikpunkte am Vorgänger sind bei Version 2 des HE1000 kein Thema mehr. Ob für lange, genussvolle Hörsessions an der heimischen Anlage oder zum Einsatz im Studio – der HE1000 V2 überzeugt auf ganzer Linie.
STECKBRIEF HIFIMAN HE1000 V2
Gewicht 420 g
Preis 3.499 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip magnetostatisch
Bauweise offen, Over-Ear
Anschlusskabel 2 x 3 m, 1 x 1,5 m
Stecker 1x XLR, 1x 6,3 mm Klinke, 1x 3,5 mm Klinke
Adapter nein
Impedanz 35 Ohm
Aufbewahrung Kunstlederbox
BEWERTUNG HIFIMAN HE1000 V2
KLANG | Punkte |
Neutralität (2x) | 92 |
Feinzeichnung (2x) | 92 |
Impulsverhalten | 91 |
Räumlichkeit | 90 |
Dynamikverhalten | 90 |
Basstiefe | 85 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (60%) | 91 |
Tragekomfort (20%) | 86 |
Verarbeitung (10%) | 85 |
Ausstattung (10%) | 90 |
Testurteil | 89,0 |
Preis-Leistung | sehr gut |