Bereits Ende 2009 stellte der Mikrofon- und Kopfhörer-Experte einen neuen High End-Over-Ear namens Beyerdynamic T1 vor, dem es auf Anhieb gelungen ist, eine große Fangemeinde unter den Musikliebhabern zu erobern. Im Herbst 2015 kam dieser ohnehin schon beliebte Kopfhörer in einer überarbeiteten und verbesserten Variante (V2) auf den Markt. Vorbild beider Modelle ist der Beyerdynamic DT880 Pro mit seinem schier unerreicht linearen Frequenzgang.
Das „T“ im Modellnamen steht für Tesla, was die nach dem Physiker Nikola Tesla benannte Maßeinheit für die magnetische Flussdichte ist. Was hat diese Größe mit einem Kopfhörer zu tun? Nun, bei dynamischen Kopfhörern ist der Magnet normalerweise mittig auf der Schwingspule platziert. Um aber ein Magnetfeld zu erzeugen, dessen Flussdichte größer als 1 Tesla ist, haben die Entwickler von Beyerdynamic den Neodym-Magneten ringförmig um die Schwingspule gewunden, was den Wirkungsgrad deutlich erhöhen soll. Der Vorteil für den audiophilen Käufer ist ein höherer Detailreichtum gepaart mit einem sehr kräftigen Klangbild. Was den Einbau der Treiber in den Hörer betrifft, setzt der Beyerdynamic T1 (V2) die Tradition seines Vorgängers fort: Die dezentrale und angewinkelte Stellung soll die räumliche Darstellung stark begünstigen.
Die Tesla-Technik hat jedoch ihren Preis, womit nicht nur der UVP von 999 Euro gemeint ist. Aufgrund der hohen Impedanz von 600 Ohm ist ein leistungsstarker Kopfhörerverstärker für den Beyerdynamic T1 Pflicht. Damit Reisende ihr Modell nicht zuhause lassen müssen, hat Beyerdynamic einen eigens auf den T1 und zwei andere Kopfhörer abgestimmten portablen DAC namens Impacto auf den Markt gebracht.

Der Beyerdynamic T1 wird in einem praktischen Hardcase ausgeliefert. Das textilummantelte Kabel hat eine Länge von drei Metern, der Online-Shop von Beyerdynamic hält auch eine passende kürzere Variante sowie ein symmetrisches Kabel bereit. Störende Kabelgeräusche treten nicht auf, die Gefahr des Verhedderns ist praktisch gleich null. Aufgrund der Schaumstoffpolsterung an Hörer und Bügel ist der Beyerdynamic T1 gut zu tragen und fühlt sich leicht an. Die halboffene Bauweise sorgt dafür, dass Außengeräusche teilweise noch hörbar sind.
Klang
Für unseren Test setzten wir den Beyerdynamic T1 nicht nur dem Impacto aus, sondern griffen auch auf unseren Referenz-Kopfhörerverstärker Violectric HPA V281, den SPL Phonitor x sowie den eingebauten Kopfhörerverstärker im D/A-Wandler Mytek Liberty zurück.
Wenn die Voraussetzungen in Bezug auf die Vorstufe stimmen, macht in Sachen Detailreichtum dem Beyerdynamic T1 wirklich so schnell kein Konkurrent etwas vor: Die zwölfsaitige Akustikgitarre im Intro des Smashing Pumpkins Songs „Whir“ kam mit einer derart feinen Auflösung aus dem Hörer, dass man regelrecht Gänsehaut bekommt. Man meint, jede einzelne Saite klar heraushören zu können. Beim „3D-Katalog“ von Kraftwerk gelang es dem Beyerdynamic T1, seine Stärken in räumlicher Darstellung auszuspielen. Die Fahrten der einzelnen Spuren im vom Tom Ammermann produzierten „Headphone Surround“ Mix zu verfolgen, macht richtig Spaß, auch wenn die Basswiedergabe hin und wieder etwas zurückhaltend wirkt.

Beim neu herausgekommenen Live-Album des Esbjörn Svensson Trios „Live in London“ stellt der Beyerdynamic T1 neben seiner hohen Feinzeichnung auch sein hervorragendes Impulsverhalten unter Beweis. Der Opener des Albums „Tide of Trepidation“ wartet mit subil angeschlagenem Becken und Toms auf, deren dynamische Nuancierungen der Beyerdynamic T1 souverän meistert und originalgetreu an den Hörer weitergibt. Die Geräusche aus dem Publikum im flüsterleisen Anfang des dritten Tracks „Viaticum“ wirken nicht störend, sondern tragen dazu bei, dem Hörer ein eindrucksvolles Bild der Saalakustik zu vermitteln. Der Kontrabass klingt sonor und nicht zu dominant, das Klavier des Meisters Esbjörn Svensson selbst klingt in allen Lagen klar, transparent und absolut verfärbungsfrei. Der Beyerdynamic T1 löst hier so gut auf, dass man sogar die Mechanik des Haltepedals mithören kann und zeigt damit, dass er seinem Vorbild, dem Beyerdynamic DT880 Pro, mehr als gerecht wird. Diese hohe Akkuratesse macht den Beyerdynamic T1 insbesondere für Klassik- und Jazzfreunde zu einem hochinteressanten Kandidaten.
Fazit
Der Beyerdynamic T1 ist ein Edel-Kopfhörer, der in Sachen Auflösung, Impulstreue und akkurater Klangwiedergabe ganz vorne mitspielt. Der Gebrauch eines guten Kopfhörerverstärkers ist allerdings absolute Pflicht. Hat man in einen solchen investiert, darf man sich mit dem Beyerdynamic T1 auf einen transparenten, glasklaren Klang freuen, der feinste Nuancen der Aufnahme souverän an den Hörer überträgt.
STECKBRIEF BEYERDYNAMIC T1
Gewicht 360 g
Preis 999 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip dynamischer Treiber (Tesla)
Bauweise halboffen, Over-Ear
Anschlusskabel 3 m Kabel, 3,5 mm Klinkenanschluss
Impedanz 600 Ohm
Aufbewahrung Transportcase
Besonderheiten 5 Jahre Garantie
Zubehör Transportcase, abnehmbares Kabel, 6,3mm Adapter
BEWERTUNG BEYERDYNAMIC T1
KLANG | Punkte |
Neutralität (2x) | 84 |
Feinzeichnung (2x) | 88 |
Impulsverhalten | 84 |
Räumlichkeit | 85 |
Dynamikverhalten | 82 |
Basstiefe | 78 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 84 |
Tragekomfort (25%) | 82 |
Verarbeitung (15%) | 83 |
Ausstattung (10%) | 85 |
Testurteil | 83,7 |
Preis-Leistung | sehr gut |