Der kanadische Singer/Songwriter Joshua Hyslop hat mit „Ash & Stone“ jüngst sein viertes Album veröffentlicht. Das Debüt des 33-Jährigen erschien bereits 2012, seitdem kombiniert er Folk und Pop, mit leichtem Country-Einschlag.
Teils kurze Folk-Country-Songs
„One Shot in the Dark“ eröffnet das Album mit einer langsamen Country-Folk-Nummer aus Akustikgitarre, vollen, leicht gedämpften Drums, Pedal-Steel-Guitar, und E-Gitarre. Das erinnert stilistisch entfernt an Jonathan Wilson. Leicht melancholisch singt Joshua Hyslop, dessen Timbre grob nach Ray LaMontagne klingt, sanft und zurückhaltend darüber – allerdings gleichmäßig und ruhig, ohne dessen gefühlte Schnappatmung oder Tremolo-Artikulation. Nach gut drei Minuten ist das Stück vorbei – einerseits überraschend und damit eigentlich kurzweilig, andererseits halbwegs vorhersehbare Songbausteine ohne wirkliche Abwechslung. Ein Höhepunkt fehlt – bevor es richtig losgeht, ist schon wieder Schluss, so der Eindruck.
„Someday“ bietet ein flinkes Akustik-Zupfmuster, darüber singt Joshua Hyslop vom Lebensweg und den Problemen der eigenen Existenz; reich an Metaphern und religiösen Referenzen. Wirklich zünden will der knapp zweieinhalb-minütige Folksong aus Western- und Pedal-Steel-Gitarre nicht – Text und Reime sind oft nahe dem Klischee, die Harmonien recht grundtönig und obendrein allzu erwartbar. Das Hauptproblem allerdings besteht in der flotten Geschwindigkeit – etwas getragener könnte die Nummer die Botschaft passender untermalen.
Joshua Hyslop bietet meist gradlinigen Folk-Pop mit verhaltenen Experimenten auf

„Something More“ beginnt ätherisch, bevor schließlich ein flottes Strumming-Muster den Song vorwärts pflügt, dazu Klavier-Akkorde. Auch hier bleiben die Akkorde vorhersehbar und gewohnt, im Refrain geht indes atmosphärisch tragende Herbstwärme auf – ein Anspieltipp. „Let it Rain“ ist, ähnlich wie der Opener, mit langsamem Schlagzeug-Rhythmus ausgestattet; auch hier erreicht die Atmosphäre den Hörer. Der Titelsong bindet leicht psychedelische Stimmungen und ungewöhnliche Harmonien ein, textlich philosophiert Joshua Hyslop von Schwierigkeiten und Motivation, vom Durchhalten – was das Klischee-Radar aufleuchten lässt. Trotzdem vermittelt der schnelle Refrain Energie. Das dreiminütige „Heard a Voice“ klingt dagegen wie eine oft gehörte, grundtönige Country-Pop-Ballade. „Behind the Light“, mit leicht komplexem Schlagzeug-Rhythmus und langen Pedal-Steel-Fahnen gespielt, hüllt den Hörer dagegen stimmungsvoll ein – eine Zeile beherbergt ein lyrisches Kleinod: „No, it’s not that I spoke in vain / Just my words never came out right“ – der Höhepunkt des Albums mit seinen elf Stücken.
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Volles, klares Klangbild
Während die soliden Songs zum einen großes Potenzial vermitteln, gleichzeitig oft nahe dem Klischee und viel gehörten Harmonien ohne eigene Akzente verlaufen, geht beim Klang von „Ash & Stone“ hingegen die Sonne auf: Das Album ist hochwertig produziert, mit plastisch greifbaren Einzelsignalen und raumgreifender Atmosphäre. Die Drums gehen tief herunter, Gitarren, Klavier und Stimme sind klar ortbar und laden zum Zuhören ein. Klangfülle und gleichzeitig der Verzicht auf dichte Kompression machen das Album im Sound zu einem der Höhepunkte des Jahres.
JOSHUA HYSLOP – ASH & STONE
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 10 |