Jonathan Wilson – Dixie Blur

Der US-amerikanische Indie-Folk-Musiker Jonathan Wilson hat mit „Dixie Blur“ sein inzwischen siebtes Album veröffentlicht. Dabei – der Name verrät es bereits – kehrt der in Kalifornien ansässige Wilson vom Psychedelic-Folk-Rock seiner letzten Longplayer ab. Stattdessen hat er in Nashville, Tennessee mit alten Bekannten größtenteils ruhige, atmosphärische Songs mit Folk-, Country- und Bluegrass-Elementen aufgenommen – darunter mit „Fun for the Masses“ eine echte Jahrzehnt-Ballade.

Gelungene Folk-Country-Balladen

„Just for Love“ beginnt als eingängige Midtempo-Ballade mit Pedal-Steel-Gitarre, Piano und Flöten-Sounds – eine ungewöhnliche, gleichzeitig spannende Mischung. Die Atmosphäre erinnert an getragene Pink-Floyd-Stücke à la „Dark Side of the Moon“ mit Hippie-Flair. „69 Corvette“, die erste Single, ist sogleich einer der Höhepunkte des Albums: ganz ohne Drums, dafür aber mit wunderbar atmosphärischem Akustikgitarren-Picking, vereinzelten Klavierakkorden, dazu Pedal-Steel-Swells und geschmackvolle Fiddle-Einwürfe. Darüber singt Jonathan Wilson als Geschichtenerzähler Anekdoten aus seiner Jugend. In die ergreifende, umhüllende Atmosphäre kann sich der Zuhörer gefühlt ‚reinlegen‘.

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Bluegrass mit Tiefgang

„New Home“ ist als Country-Ballade noch verhaltener, mit leisem, dumpfem Schlagzeug, zurückhaltenden Flöten und Streichern, dazu beeindruckende Pedal-Steel-Melodien. Auch hier trägt die Atmosphäre den Hörer sozusagen angenehm ‚auf Watte‘. „So Alive“ hatte Jonathan Wilson bereits vor Jahrzehnten vor seiner Karriere aufgenommen. In der aktuellen Fassung wird die Bluesgrass-Nummer vielschichtiger, als Ballade mit flottem Besen-Rhythmus, E-Gitarren-Licks und klagenden Fiddle-Sounds – ein weiteres Highlight auf „Dixie Blur“.

Jahrzehnt-Ballade „Fun for the Masses“

„In Heaven Making Love“ hat Jonathan Wilson hingegen als flotte Bluesgrass-Western-Nummer arrangiert: schneller Rhythmus, gut gelaunte Stimmung, dazu Geigenläufe, wie man sie sich wohl in einem vollen Saloon ausmalen würde. Die Klavierballade „Oh Girl“ bietet interessante Harmoniewechsel, wieder durch Pedal-Steel-Einwürfe erweitert, bevor schließlich Drums und dezente, filigrane Flöten einsetzen, hin zum eingängigen Refrain-Gesang – ebenfalls ein Anspieltipp. „Pirate“ nagt mit seinem langsamen Sidestick-Rhythmus an der Kitschgrenze, die Wilson allerdings mit seinem unaufgeregten Gesang elegant zu umschiffen weiß. Der ultra-langsame Song „Fun for the Masses“, den Jonathan Wilson ebenfalls vor seiner Karriere schon einmal aufgenommen hatte, erscheint mit den ungewohnten Harmonien im Refrain gar als Jahrzehnt-Ballade. In der aktuellen Fassung ist das Arrangement noch ausgereifter. „Riding the Blinds“, ebenfalls ein ‚Wilson-Evergreen‘ vor dem kommerziellen Erfolg, klingt mit Pedal Steel schwermütiger als zuvor, samt interessanter Wechsel.

„Platform“ erinnert vom Rhythmus und Flair her grob an Mark Knopflers „Sailing to Philadelphia“, melodisch und harmonisch wird Jonathan Wilson experimenteller als zuvor, lässt gar World Music einfließen. Das mit epischem Hall auf Snare und Klavier produzierte „Enemies“ erinnert atmosphärisch an das Electric Light Orchestra – eingängig und schön, ein weiterer Anspieltipp. „El Camino Real“, auch ein altes Wilson-Stück, geht wiederum in Richtung flotter Gute-Laune-Bluesgrass. „Golden Apples“ erscheint als tolle Country-Folk-Akustikballade, das abschließende „Korean Tea“, ebenfalls ‚alt‘, erweist sich als klassischer Songwriter-Folk à la Jackson Browne.

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Jonathan Wilson legt ausgereiftestes Album vor

Insgesamt verdeutlichen die Songs Wilsons Songwriter-Fähigkeiten, „Dixie Blur“ stellt bislang des beste seiner offiziellen Alben dar. Klanglich ist der neue Longplayer hochwertig produziert, mit plastischen, direkten Signalen, toller Atmosphäre, ausgewogenem Stereobild und ‚Weite‘ – fernab mancher professioneller Produktion, die nach unangenehm kleinen Räumen klingt. Lediglich bei einzelnen Stücken wirkt das Stereobild seltsam breit, das gilt etwa für die Flöten bei „Just for Love“. Dem wunderbaren Gesamteindruck aber tut dies keinen Abbruch.

JONATHAN WILSON – DIXIE BLUR

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 10
Klang 9
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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