Johnny Marr – Call The Comet

Der Gitarrist Johnny Marr hat mit „Call The Comet“ gerade sein drittes Studioalbum veröffentlicht. Ursprünglich wurde der 54-Jährige in den 1980er Jahren mit der Indie-Band The Smiths bekannt, deren Songs er gemeinsam mit Sänger Morrissey schrieb.

Nach der Auflösung der Band 1987 arbeitete Marr unter anderem mit den Pretenders, den Talking Heads und The The, später mit Modest Mouse.
Seit 2013 veröffentlicht er Soloalben, die sich stilistisch alle weitgehend im leicht experimentellen Indie-Bereich bewegen.
Auf „Call The Comet“ beginnt der erste der zwölf Songs, „Rise“, mit einem zerhackten Gitarrenriff, gefolgt von kraftvollen, verhallt „klatschenden“ 1980er-Jahre-Drums und Synth-Untermalung, dazu kommen verzerrte Bässe und Marrs recht ruhiger Gesang. Die Instrumente treiben dabei energetisch vorwärts, allerdings fehlt dem Arrangement mit eher belanglosen Gesangsmelodien ein wirklicher Spannungsbogen. Ebenso das folgende „The Tracers“: Flink und aggressiv gespielt, bleibt das Ergebnis gleichförmig und trotz gefühltem „Alarm“ ohne zündende musikalische Idee. Das ändert schließlich „Hey Angel“, bei dem das geachtelte, melodischere Gitarrenriff im Vordergrund steht, samt interessant phrasiertem Effektgesang. Hier findet sich auch ein ebenbürtiger Chorus, in dem sich die aufgebaute Spannung zu entladen vermag.

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Einen ersten Höhepunkt bietet der Midtempo-Song „Hi Hello“: Die melodische Pop-Nummer erinnert mit ihrer melancholischen Stimmung und im Gesangsduktus grob an The Smith-Ästhetik, samt Indie-Rock-Schattierungen. Dem gegenüber steht das leicht hektische Elektro-Stück „New Dominions“, das die stilistische Spannbreite des Albums unterstreicht. Ein weiteres Highlight: Der Song „Bug“, eine kräftige Rocknummer, mit einem grob zwischen Talking Heads und den Rolling Stones angesiedelten Gitarren-Riff. Der Song fällt zudem klanglich positiv auf, abgemischt mit mehr Tiefmitten- und Bass-Klangfülle als das restliche Album, und etwas weniger hart komprimiert. „My Eternal“ klingt stilistisch nach einer Mischung aus The Smiths und Joy Division interessantem Grundriff, allerdings ohne hängenbleibende Hookline. Mit „A Different Gun“ steht am Schluss ein langsameres Stück mit interessanten Harmonien und angenehm vertracktem Rhythmus zum Mitgehen – ein versöhnlicher Ausgang. Insgesamt wirken manche Arrangements leicht überfrachtet – dem werden die Kompositionen selbst nicht immer gerecht. Das macht die Qualität des Albums durchwachsen, allerdings zeigen einige Songs Marrs gelungene Songwriter-Qualitäten auf.

Klanglich bewegt sich das Album zwischen leicht plastischer 1980er-Jahre-Effekt-Ästhetik und moderner Indie-Produktion, mit gleichbleibender Lautstärke und wahrnehmbarer Lautheitskompression. Dabei wird auch das Hochmittenspektrum angehoben, was eher zum Hören einzelner Songs statt des Albums am Stück einlädt. Auch wirkliche Tiefbässe fehlen – mit einzelnen Ausnahmen, wie das erwähnte „Bug“, das ungemein positiv auffällt.

JOHNNY MARR – CALL THE COMET

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 6
Klang 6
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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