Mit „Bigger Love“ veröffentlicht der 41-jährige US-amerikanische R&B-Singer/Songwriter John Legend sein siebtes Studioalbum. Die insgesamt 16 Songs des optimistisch betitelten Longplayers handeln laut John Legend von „Freude, Hoffnung und Stabilität“. Das knapp 55-minütige Album listet ganze 24 Produzenten auf, auch Songwriter sind einige beteiligt. Als Gäste sind etwa Gitarrist Gary Clark Jr., die Sängerinnen Jhené Aiko und Koffee, die Rapperin Rapsody und DJ Camper vertreten.
John Legend liefert R&B-Pop mit Doo-Wop-Einflüssen
„Ooh La“ eröffnet mit langsamem R&B-Rhythmus als eingängige und geschmeidige Pop-Nummer, bei der John Legend mit teilweisem Kopfstimmengesang an eine Mischung aus Marvin Gaye und eine Downbeat-Version von Outkast erinnert. Der Musiker, dem das Sampeln anderer Songs nicht fremd ist (beispielsweise die Dire-Straits-Nummer „Tunnel of Love“ in „I Love, You Love“), hat eine eigene Variante des Klassikers „I Only Have Eyes for You“ aufgenommen, ursprünglich bekannt durch The Flamingos. Das Ergebnis ist unterhaltsam produziert und mit herunter gepitchten Gesangs-Einwürfen sowie Drum-Fills arrangiert. „Actions“ (mit der Kernphrase „Actions speak louder than love songs“) erscheint als gelungener R&B-Midtempo-Pop-Song, ähnlich geschmeidig und noch eingängiger – ein erster Höhepunkt.
Eingewobene Disco-Funk-Elemente und Streicher
Beim etwas flotteren „I Do“ kombiniert John Legend zudem Funk-Elemente. Das klingt im Fluss irgendwo zwischen Luther Vandross, Warren G und – zumindest musikalisch – den Fun Lovin‘ Criminals angesiedelt, mit Legends typisch hohem Gesang und Streichern, welche die Stakkato-Gitarrenlicks passend umspielen – gleich ein zweiter Anspieltipp. „One Life“ behält das 1970er-Jahre Disco-Funk-Flair bei, mit einprägsamen Harmonien. Im dichten, gleichzeitig geordneten Arrangement tummeln sich Drums, Piano, Bass und zackige Streicher um den Gesang von John Legend und opulente Background-Vocals – ein klarer Hinhörer mit Evergreen-Potenzial im John Legend Portfolio.
Das langsame „Wild“, mit verzerrten Lead-Gitarrenmelodien von Gary Clark Jr. unterlegt, wirkt vergleichsweise gewollt auf Hit komponiert, mit oft gehörten Akkordfolgen. Der Titelsong „Bigger Love“ ist flink und mit besonders modern wirkenden Percussion- und Synth-Klangfarben arrangiert. Das macht ihn als Single-Kandidat ideal, wirkt allerdings weniger zeitlos als die vorangegangenen Stücke. „U Move, I Move“, ein Duett mit Jhené Aiko, klingt angenehm ruhig arrangiert, mit minimalen Percussion-Rhythmen. Stattdessen wirkt die Atmosphäre hauptsächlich durch die Gesänge, Orchester und Synthesizer.
Die restlichen Stücke wechseln sich ab zwischen langsamen und flotten Pop-R&B-Nummern. Dabei fällt noch „Remember Us“ auf, mit gelungen-stoischen Retro-Drums, die samt eleganten Streichern durch den Song führen. Mit „Never Break“ schließt schließlich eine Klavierballade das Album, vergleichsweise nah am Kitsch ‚gebaut‘, mit Klischee-Phrasen und bekannten Harmonien – ein durchaus verschmerzbarer Wermutstropfen in der ansonsten gelungenen Zusammenstellung.
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Zwischen ausgeprägter Dynamik und lauter Produktion
Klanglich erweckt „Bigger Love“ einen soliden Eindruck; über weite Strecken hat das neue Album von John Legend ‚Luft‘; die räumlichen Orchester-Elemente bekommen Platz, um sich aufzubauen. Gleichzeitig ist die Produktion recht laut gemischt, leicht zerrende Artefakte fallen beispielsweise bei einzelnen Drum-Sounds auf. Die Stimmen und Instrumente sind zwar gut ortbar, aber gleichzeitig dünn und eher ‚weit weg‘ produziert. Auf überbetonte Frequenzbereiche wurde verzichtet. Trotz der Stilwechsel und der Vielzahl an Produzenten lässt sich das Album überraschend gut durchhören.
BEWERTUNG JOHN LEGEND – BIGGER LOVE
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 8 |
Klang | 7 |