Mit „Stay Around“ erscheint das erste posthume Album des 2013 verstorbenen J. J. Cale. Bekannt wurde der Folkrock-Songwriter, -Gitarrist und -Sänger vor allem mit Interpretationen seiner Songs „After Midnight“ und „Cocaine“ durch Eric Clapton, oder „Call Me the Breeze“ durch Lynyrd Skynyrd. Stilistisch hat er mit seiner gelassenen Darbietung beispielsweise Mark Knopfler mitgeprägt. Die musikalische Ruhe war dabei stets mit tiefgründigen, humorvollen wie knapp formulierten Texten gepaart.
Cales Witwe Christine Lakeland begann vor drei Jahren, sich durch den musikalischen Nachlass zu arbeiten – Demos, die Cale nicht mehr als Studioaufnahme fertigstellen konnte.
Dessen Arbeitsweise bestand in den letzten Jahrzehnten darin, eher Demos als Alben aufzunehmen und zu veröffentlichen. Zusammen mit Cales Manager Mike Kappus stellte Lakeland 15 Songs für „Stay Around“ zusammen. Der Querschnitt repräsentiert gut J. J. Cales musikalische Bandbreite zwischen Folk, Rock, Country und Blues, mit dem typisch leisen, fast genuschelten Sprechgesang und eher angedeuteten Gesangsmelodien.
Das erste Stück, „Lights Down Low“, eine grundtönige Midtempo-Nummer, wird von der typischen Gelassenheit getragen, die den Musiker auszeichnet – ebenso wie „My Baby Blues“. Das eingängige, flottere „Chasing You“ stellt einen der Höhepunkte dar, mit entspannten Melodie-Licks. Das beständig vorwärts pflügende „Winter Snow“, seinerseits grundtönig und mit sparsamen Akkorden versehen, verbleibt nahe der Monotonie, die aber – gut gemacht – den erwähnten Reiz von J. J. Cale mit ausmacht. Die gelungene Melodiegitarre bietet hier interessante Abwechslung. Von zurückhaltender, geheimnisvoller Spannung ist das bluesige, geshuffelte „Tell You ‘bout Her“ geprägt, das deutlich zeigt, woher Mark Knopfler manche frühen Dire-Straits-Einflüsse gezogen haben mag – ein weiterer Höhepunkt. Andere Songs, etwa das namensgebende „Stay Around“, scheinen hingegen belangloser.
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Klanglich wirkt das Album durchwachsen: Das Stereobild wirkt durchweg merkwürdig breit aufgezogen, die Stimme leicht belegt und typisch nuschelig. Das Schlagzeug – oft hintergründig gemischt – klingt auf dem Album an vielen Stellen nach einem stoischen Drum-Computer, der ein Grundgerüst liefert – etwa beim Titelsong. Bei anderen Aufnahmen finden sich hingegen räumliche, jazzige Drums. Die Gitarren klingen bis auf einzelne abstrakte Akustik-Sounds gelungen atmosphärisch. Wie „fertig“ die Arrangements klingen, zeigt umgekehrt, wie akribisch Cale gearbeitet hat – gerade auch in seinen pointierten Texten, die rhythmisch ideal auf der Musik sitzen. Hier kann sich so mancher Rapper eine Scheibe abschneiden.
Auch wenn es kein „Hi-Fi-Album“ ist – zumindest beim Gedanken an den Musiker J. J. Cale, wie er in der heimischen Küche auf einem Schaukelstuhl jene Demos eingespielt haben mag, geht das Gesamtbild auf und offenbart einen interessanten Einblick in das Schaffen seiner letzten Jahre.
BEWERTUNG J. J. CALE – STAY AROUND
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 6 |