„Marauder“ ist das sechste Studioalbum der amerikanischen Indie-Band Interpol. Die 1997 gegründete Gruppe liefert verlässlich rauen Alternative Rock mit New Wave-Einschlägen.
Das erste Stück, „If You Really Love Nothing“, verbindet eingängige Gitarren-Riffs und Texturen mit Verzerrung, knallig-räumlichem Schlagzeug-Sound mit Tom-Beats und das hinkende Echo einer Snare-Drum. Darüber liegt kräftig verhallter und mit Echoversehener, leicht angezerrter Gesang von Rhythmusgitarrist und Sänger Paul Banks. „The Rover“ klingt punkiger, mit flinkem Rhythmus à la „Lust For Life“ und monotonem Strophengesang, der Refrain ist wiederum eingängig. Banks‘ Gesang bleibt auch hier stark verhallt. „Complications“ ist, nun ja, ein komplexer, melancholischer, anspruchsvoller Punk-Song mit der für die Band inzwischen typischen Off-Beat-Betonung. Ebenso das eingängige „Flight Of Fancy“, das neben krachenden Gitarren-Sounds auch auf Sound-Experimente setzt: In einem Moment liegt ein ebenso krachendes Schlagzeug komplett links.
Das Stück „Surveillance“ sticht hervor: Mit leichtem Disko-Rhythmus und stoischer Gitarrenmelodie ist es stilistisch zwischen Joy Division und frühen U2-Stücken angesiedelt. „Number 10“ – ein weiteres Highlight – erinnert mit seinem treibenden Rhythmus und hallenden Gitarren atmosphärisch an das ersten Van-Halen-Album und härtere Neil-Young-Sounds. „Party’s Over“ kombiniert vertrackte, fast Hip-Hop-artige Schlagzeug-Rhythmen mit eingängigen Melodien und weiten, hypnotischen Klanglandschaften. Das Album schließt mit „It Probably Matters“ – ein nachdenkliches, etwas ruhigeres Stück, mit auffächernden, komplexen Harmonien.
Mit kurzem, intensiven Hall auf Stimmen, Schlagzeug und Gitarren klingt das Album wie in einer – allerdings gut klingenden – Garage eingespielt. Das Ergebnis klingt laut, komprimiert und krachend, größtenteils auf gelungene Art und mit deutlichem Bassfundament. Lediglich das eingängige „Flight Of Fancy“ und „Party’s Over“ klingen leicht scharf. Insgesamt erwartet der Interpol-Hörer sicher kein glattes „Hi-Fi-Album“, was der Musik auch nicht ganz entsprechen würde. Dennoch beeindruckt die Klangfülle, die auf den Vorgängeralben der Band so nicht zu finden ist. Das Album klingt rauer und weniger poppig als etwa der Vorgänger „El Pintor“ von 2014. Das Maß an Kompression passt in dem Fall schlicht zum Genre, zumal bei einzelnen Stücken auch moderatere Dynamik geboten wird. Insgesamt wirkt „Marauder“ mit der fülligen, leicht schwermütigen Ästhetik, als habe sich die Band klanglich selbst gefunden.
BEWERTUNG INTERPOL – MARAUDER
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 8 |
Klang | 7 |