In-Ear-Kopfhörer Lotoo LE-M1

In-Ear-Kopfhörer Lotoo LE-M1

Einige der renommiertesten Kopfhörerhersteller sind in Deutschland beheimatet. Firmen aus Japan und den USA genießen ebenfalls einen ausgezeichneten Ruf in dieser Kategorie. Doch auch Produzenten aus anderen Ländern drängen auf den internationalen Markt und wissen, wie man Qualitätsprodukte fabriziert. Lotoo aus China demonstriert das eindrucksvoll mit dem In-Ear-Kopfhörer LE-M1.

Die Zeiten, in denen China ausschließlich die „Werkbank der Welt“ war, sind lange vorbei. Gewiss wird die Fertigung auch so mancher Produkte aus der Audio-Welt noch immer chinesischen Dienstleistern überantwortet. Aber über Produktions-Dienstleistungen hinaus bietet die Volksrepublik eigene hochwertige Entwicklungen, auch wenn die Markenamen, unter denen diese erscheinen, in unseren Gefilden (noch) nicht unbedingt der breiten Masse bekannt sind.

Lotoo, eine Eigenmarke der Beijing Infomedia Electronic Technology Co. Ltd., dem größten chinesischen Lieferanten von Audio-Workstations und Broadcast-Automatisierungssystemen, gehört in diese Kategorie. Weitere Geschäftsbereiche des Mutterkonzerns stellen Management-Software für Radiosender sowie Embedded Systems für Rundfunksysteme dar. Außerhalb Chinas Grenzen wächst die Anzahl der Länder, in denen Lotoo-Produkte erhältlich sind. Für Deutschland übernimmt die Essener audioNEXT GmbH den Vertrieb. Bereits eingeweihten dürften Lotoos portable Audio-Player oder auch die mobilen Rekorder bekannt sein. Kleine DACs für unterwegs sind ebenfalls im Portfolio. Der LE-M1 ist das erste Kopfhörermodell der Firma.

Viel Verpackung für wenig Inhalt, das erscheint nicht ganz zeitgemäß und könnte leicht geändert werden.

Verpackung, Lieferumfang & erster Eindruck
Gemessen an der geringen Größe des zu Verstauenden, ist die Verpackung der LE-M1 riesig. Dass das weder nötig noch zeitgemäß ist, stellt freilich einen rein subjektiven Eindruck dar, der nicht in die Bewertung einfließt. Der Hersteller wird seine Gründe haben, sie erschließen sich mir nicht.

In einem Pappkarton befindet sich eine Pappschachtel, die mit hartem Schaumstoff ausgekleidet ist. In diesen sind die Ohrhörer und das austauschbare Kabel in Aussparungen eingelegt. Am unteren Ende ist eine Lasche zum Anheben dieser oberen Lage angebracht, wodurch der darunterliegende, ebenfalls in Hartschaumstoff eingelassene weitere Inhalt freigelegt wird: ein kleines und stabiles Transport-Etui sowie eine Halterung mit Ohrpassstücken aus Silikon in drei Größen (S/M/L). Ein weiteres, längeres Kabel oder auch ein Adapter auf 6,35-mm-Klinke sind nicht beigelegt. Die matt-schwarzen Vollmetall-Ohrhörer machen einen um einiges hochwertigeren Eindruck als das mitgelieferte äußerst dünne Kabel. Bei einem zu gleichem Preis erhältlichen Konkurrenz-Produkt (Sennheiser IE 400 Pro CL) wirkt das Kabel besser, aber die Gehäuse sind aus Kunststoff.

Ohrpassstücke in drei Größen gehören zum Lieferumfang, ebenso wie das kleine und stabile Transportetui.

Die chinesischen Schriftzeichen auf der Umverpackung sowie auf der beigelegten Garantiekarte und der Kurzanleitung haben Vorrang vor englischen Beschriftungen und zeugen davon, dass Lotoo in erster Linie für den riesigen heimischen Markt produziert. Der Quick Guide hat eine ungünstige Kontrastierung, die lateinischen Schriftzeichen und manche Bilder sind nur schwer zu erkennen.

Bauweise
Mit der Kopfhörerpremiere LE-M1 widersetzen sich Lotoo etwas dem Zeitgeist, denn drahtlose Ear-Buds, nicht selten mit aktiver Geräuschunterdrückung, sind aktuell eher im Trend. Kabelgebundene In-Ears anzubieten, ergibt aus Lotoos Sicht aber durchaus Sinn, da die eigenen portablen High-End-Player zwar den HiRes-zertifizierten LDAC-Codec unterstützen, mit dem Musik in bis zu 96 kHz/24 bit nahezu latenzfrei drahtlos übertragen werden kann, die höchstmöglichen Auflösungen der Geräte aber nur via Kabel zu den Kopfhörern geleitet werden können. Wohl daher werden die LE-M1 bei Lotoo als Accesscoire, Zubehör für die Abspielgeräte oder auch die beiden mobilen DACs geführt. Außerdem spricht man mit einer kabelgebundenen Variante nicht nur die audiophilen HiFi-Fans an, sondern auch eher die professionellen Anwender, sprich Musikschaffende, die gut klingende In-Ear-Monitore für Übungsraum, Studio sowie auf und vor der Bühne benötigen.

 

Die Ohrhörer sind aus Aluminium gefertigt. Zu diesem Preis ist das nicht selbsverständlich und die Gehäuse von preislich vergleichbaren Konkurrenten sind aus Kunststoff.

Die CNC-gefrästen Gehäuse der LE-M1 sind aus Aluminium gefertigt, sandgestrahlt und eloxiert. Im Innern verrichten dynamische Treiber von 10 Millimeter Durchmesser ihren Dienst und versetzen Carbon-Nanoröhrenverbund-Membranen in Schwingung, sodass der Frequenzbereich von 10 Hertz bis 40 Kilohertz abgebildet wird. Der Resonanzraum ist messingbeschichtet. Starke N52-Neodymmagneten kommen zum Einsatz.

Ob die vom Hersteller angegebene „Raumfahrtqualität“ des Gehäusealuminiums oder das „Hochleistungskupfer“ des Treibers am Ende relevant für den Klang sind, sei dahingestellt. Dass die In-Ears aber nichts mit billiger Massenware gemein haben, die noch häufig mit China assoziiert wird, steht außer Frage.

Praxis & Klang
Die LE-M1 tragen sich bequem und sicher. Sowohl die Hörer in der Ohrmuschel als auch das etwas verstärkte Ende des um sie herum geführten Kabels fühlen sich angenehm an. Umgebungsgeräusche werden gut abgeschirmt, umgekehrt wird effektiv verhindert, dass Sound nach außen dringt und beim Aufnehmen mit aufgezeichnet wird. Das mitgelierte Kabel hat mit 120 Zentimetern eine gute Länge, um die LE-M1 ans Smartphone oder ein anderweitiges mobiles Abspielgerät anzuschließen, welches unterwegs für gewöhnlich in Jacken- oder Hosentasche mit sich geführt wird. Fürs Aufnehmen wie auch für Proberaum und Bühne wäre ein weiteres, längeres Kabel nützlich, ebenfalls ein Adapter, da Audio-Interfaces, Mischpulte oder Kopfhörerverstärker in der Regel 6,35-mm-Klinkenanschlüsse haben. Das sind Artikel, die nun keine erheblichen Kosten für den Hersteller verursachen dürften, weshalb es im Sinne des Service erfreulich wäre sie mitzuliefern. Den Adapter gäbe es beim zuvor erwähnten Konkurrenten, ein alternatives Kabel ebenfalls nicht.

Letztlich ist aber der größte Service, den Kopfhörer bieten können, guter Klang. Und den liefert Lotoos LE-M1! Das Premierenmodell der Chinesen weiß in allen Teilbereichen zu überzeugen und erhält daher entsprechend hohe Punktzahlen. Ob Pop, Rock, Jazz, Hip-Hop, Dance-Music oder Klassik, die Wiedergabe erfolgt genreübergreifend authentisch. Dabei beeindrucken die klangliche Neutralität, die feine Auflösung und das sehr gute Impulsverhalten, wie zuvorderst die hervorragende Aufnahme „Limehouse Blues“ vom Album „Jazz at the Pawnshop“ verdeutlicht. Nicht minder imponiert, auch unter dynamischen Gesichtspunkten und mit Fokus auf die Räumlichkeit, Chopins „Berceuse in F-Dur“ von Claudio Ferrarini mit der Flöte interpretiert.

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Die LE-M1 sind imstande sehr tiefe Bässe wiederzugeben, als Bespiel mögen Daft Punks „Revolution 909“ und im Grunde alle Stücke der Jubiläums-Edition von deren Klassiker-Album „Homework“ dienen, oder die Tubas, die in Young Bucks „Get Buck“ für den Bass verantwortlich sind. Der Höhenbereich präsentiert sich klar und filigran, Hi-Hats, Becken, Shaker erklingen ohne Schärfe. Zu guter Letzt demonstriert das handwerklich sehr gut klingende neue Album der in Deutschland oft belächelten und in der übrigen Welt meist vergötterten Scorpions, dass (Classic-)Rock von verzerrten Gitarren lebt und die LE-M1 keine Mühe haben, diese in den Mitten entsprechend kräftig und satt wiederzugeben.

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Fazit
Wer auf der Suche nach erstklassig klingenden In-Ear-Kopfhörern für Bühne, Studio, Proberaum und die Wege dazwischen ist, kann bedenkenlos zu den LE-M1 von Lotoo greifen. Verarbeitung, Tragegefühl, Abschirmung und die schlicht elegante Optik überzeugen ebenso wie der Klang, der durchaus etwas oberhalb des für die Preisklasse Erwartbaren einzuordnen ist.

STECKBRIEF Lotoo LE-M1

Weitere Informationen

Gewicht Kopfhörer 8,27 g, Kabel 9,95 g
Preis 349,99 €

BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip 10 mm dynamischer Treiber
Bauweise geschlossen, In-Ear
Membranen Carbon-Nanoröhrenverbund
Magnete Neodym (N52)
Frequenzgang 10 Hz – 40 kHz
Impedanz 32 Ohm
Empfindlichkeit 105 dB / mW (@1 kHz)
Anschlusskabel 1,2 m Kabel
Stecker 3,5 mm vergoldet, gewinkelt
Adapter nein
Besonderheiten CNC-gefrästes Aluminiumgehäuse, abnehmbares 2-Pin-Audiokabel

ZUBEHÖR
Kurzanleitung, Transport-Etui, Silikon-Ohrpassstücke (S/M/L), Garantiekarte

BEWERTUNG Lotoo LE-M1

KLANG Punkte (von 100)
Neutralität (2x) 91
Feinzeichnung (2x) 92
Impulsverhalten 90
Räumlichkeit 88
Dynamikverhalten 87
Basstiefe 89
TESTERGEBNIS
Klangqualität (50%) 90
Tragekomfort (25%) 88
Verarbeitung (15%) 88
Ausstattung + Bedienung(10%) 85
Testurteil
88,7
Preis-Leistung überragend
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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