In Ear Kopfhörer Etymotic Research ER4-SR und ER4-XR

Etymotic Research ER4-SR und ER4-SR

Testsiegel Etymotic Research ER4-SRAbsolute Akkuratesse oder etwas mehr Fundament? Bei den beiden In Ear-Flaggschiffen Etymotic Reserach ER4-SR und ER4-XR hat man die Qual der Wahl.

„Etymotic“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Dem Ohr treubleibend“. Die Namenswahl von Etymotic Research aus Elk Grove Village, Illinois ist Programm und Auftrag zugleich:

Testsiegel Etymotic Research ER4-XRDas renommierte Unternehmen entwickelt neben Kopfhörern auch Produkte für den Gehörschutz und forscht im Bereich des verbesserten Hörens. Bereits in der Anfangsphase in den 1980er Jahren machte sich Etymotic Research einen Namen, als es den ersten Prototypen eines In Ear-Kopfhörers im heutigen Sinne vorlegte und dafür den Balanced-Armature-Treiber als Industrie-Standard etablierte. 1991 legte Etymotic Research dann mit dem ER-4 seinen ersten In Ear-Kopfhörer für Endkunden vor – bis heute wird das Modell fast unverändert hergestellt und ist unter Kennern sehr geschätzt.
Nun gibt es mit dem Etymotic Research ER-4SR (Studio Reference) und ER-4XR (Extended Response) zwei neue Inkarnationen des Klassikers. Beide zielen auf den professionellen Nutzer, also Toningenieure und Musiker, sowie auf Musikliebhaber mit Vorliebe für einen neutralen Klang. Der Unterschied zwischen den Kopfhörern: Während das Studio Reference Modell absolut akkurat das ihm gelieferte Material wiedergeben soll, wurden beim Etymotic Research ER-4XR die Bässe ein wenig angehoben, um den Hörgewohnheiten heutiger Musikliebhaber entgegen zu kommen. Das hat auch im Studio praktische Vorteile, denn beim In Ear-Monitoring ist eine etwas präsentere Basswiedergabe durchaus von Vorteil. Sowohl der Etymotic Research ER4-SR als auch ER4-XR kommen zu einem UVP von 399 Euro.

Aufbau

Etymotic Research ER4-SR und ER4-XR
Das Kabel ist abnehmbar und wird über eine modifizierte MMCX-Steckverbindung mit dem Kopfhörer verbunden.

Für die neue ER4-Serie wurde das prägnante Design des Urgesteins etwas verfeinert. Im Aufbau sind beide Modelle identisch: Das Ohrhörergehäuse ist sehr lang, schmal und zylinderförmig, die Treiber sitzen dadurch sehr tief im Ohr. Das sorgt in Verbindung mit den besonders dicht abschließenden Ohrstöpseln, die in Dreifach-Flansch-Silikon- sowie in Schaumstoffausführung beiliegen, zu einer besonders guten passiven Abschirmung von Außengeräuschen. Zudem ist der benötigte Pegel bei gleicher gefühlter Lautstärke deutlich geringer als bei In Ears, die weniger tief im Ohr sitzen, was einen Gehör schonenden Effekt hat.
Durch die Eindringtiefe der Kopfhörer in den Gehörgang wäre jedoch die Gefahr, dass der Treiber durch Ohrenschmalz beschmutzt und auf lange Sicht beschädigt wird, relativ hoch. Hier haben die Entwickler vorgesorgt und ein Filtersystem eingebaut: Die Filtermembranen sitzen in kleinen Röhrchen, die genau in die Schallöffnung des Ohrhörers passen. Um sie auszutauschen, liegt ein Werkzeug dabei, mit dem das Röhrchen herausgezogen wird. Um die Filter wieder einzusetzen, werden sie einfach mit dem Finger in die Öffnung geschoben. Ein Paar Ersatzfilter ist im Lieferumfang enthalten, Nachschub ist für knapp 13 Euro (pro zwei Paar) beim deutschen Vertrieb erhältlich.

Kabel

Das abnehmbare Kabel ist über eine modifizierte MMCX-Steckverbindung mit den Ohrhörern verbunden. Wie die meisten auf besonders guten Klang ausgelegten In Ear-Kopfhörer verfügen die beiden Etymotic-Modelle nicht über eine Kabelfernbedienung mit Mikrofon – der Kopfhörer soll nur zum Musikgenuss genutzt werden und ist zudem auch durch seine Kabellänge von 1,5 Metern eher auf den professionellen Gebrauch als auf die Nutzung am Smartphone ausgelegt. Das Kabel ist sehr angenehm und verheddert sich nicht. Auch Kabelgeräusche waren kaum wahrzunehmen.

Inneres

Etymotic Research ER4-SR und ER4-XR
Optisch sind die beiden Modelle identisch. Das Kabel ist mit 1,5 Metern für In Ear-Kopfhörer sehr lang und für die Nutzung im Studio ausgelegt.

Für Etymotic Research-Produkte selbstverständlich arbeitet im Inneren der beiden In Ear Kopfhörer jeweils ein speziell für das jeweilige Modell entwickelter Balanced-Armature-Breitbandreiber. Die Treibereinheiten für die linke und rechte Seite werden dabei gematcht, also in Handarbeit aufeinander penibel abgestimmt – keine Selbstverständlichkeit.

Praxis

Das Tragegefühl war zunächst sehr ungewohnt, denn die Ohrhörer der ER4-Serie sitzen wie gesagt wirklich sehr tief im Ohr. Während der Sitz sehr fest und das Gewicht angenehm leicht war, empfanden nicht alle Testhörer die Eindringtiefe als angenehm. Es zeigte sich aber: Je schneller man aufhört, stetig die ungewohnte Position des Ohrhörers justieren zu wollen, desto kürzer ist die Gewöhnungsdauer.
Entsprechend der Eindringtiefe ist die Abschirmung von Außengeräuschen sehr gut.

Klang

Etymotic Research ER4-SR und ER4-XR
Mit dem Werkzeug werden die Filter zum Schutz der Treiber vor Verschmutzung aus der Schallöffnung entfernt.

Um zu überprüfen, wie groß der Unterschied zwischen den beiden Modellen der ER-4 Serie ist, führten wir zunächst einen Blindtest durch. Dabei verbanden wir beide Kopfhörer mit den Kopfhörerausgängen unseres Referenz-Kopfhörerverstärkers HPA V281 von Violectric (Test in Ausgabe 7/2015) und hörten in willkürlicher Reihenfolge. Ergebnis: Trotz einer unbestreitbaren Familienähnlichkeit sind die beiden Modelle klanglich nicht zu verwechseln.
Beide Kopfhörer wiesen eine überaus feine Auflösung über die gesamte Bandbreite auf. Auch das Impulsverhalten war hervorragend, selbst schnellste Attacken und heftigste Dynamiksprünge gaben die In Ear-Kopfhörer mit absoluter Akkuratesse wieder.
Die Trennung und Ortung der einzelnen Instrumente war auch bei dichtesten Arrangements problemlos möglich. Die Bühne wurde in Breite wie Tiefe klar und weitreichend präsentiert.
Tatsächlich ist die Abstimmung, und hier eben ausschließlich der Bassbereich das Einzige, in dem sich ER-4SR und ER-4 XR unterscheiden. In beiden Fällen liefern die Kopfhörer einen nicht so ausgeprägten Tiefbass, wie man es von Kopfhörern mit dynamischen Treibern oder Mehrfach-BA-Treiber-Ausführungen (etwa dem Optoma NuForce HEM8) kennt.

Etymotic Research ER4-SR und ER4-XR
An Zubehör liegen fünf verschiedene Ohrstöpsel, ein paar Ersatzfilter, ein Werkzeug zum Herausnehmen der Filter, und ein Kleider-Clip bei.

Der ER4-SR klingt völlig ausgeglichen, kein Frequenzbereich wird auch nur ansatzweise hervorgehoben. Gerade beim Monitoren eigener Produktionen ist das Gold wert, denn der Kopfhörer spürt jeden Mixing-Fehler gnadenlos auf. Für den reinen Genusshörer könnte der Klang trotz aller Highlights in Sachen Impulsverhalten und Auflösung etwas langweilig erscheinen, richtig gut klingen eben tatsächlich nur gut gemachte Produktionen.
Demgegenüber steht der Etymotic Research ER4-XR, dessen Klang etwas „moderner“ und weniger akribisch wirkt. Die Bässe sind hier in der Tat etwas angehoben, aber so fein dosiert, dass es eher nur etwas musikalischer wirkt, anstatt tatsächlich massiv zu verfärben.
Das absolute Highlight bei beiden Kopfhörern ist die Mittenwiedergabe. Beim Iron and Wine Titel „Last Night“ mit seinen vielen, extrem fein aufgenommenen akustischen Instrumenten wie Kontrabass, Cello, verschiedenen Percussion-Instrumente und Klavier strahlte Sam Beams Stimme absolut sauber, und auch die mittleren Cellotöne kamen sehr detailreich: Gefühlt konnte man jedes Haar des Bogens auf den Saiten einzeln wahrnehmen. Die Höhen kamen stets präzise, hier wurden etwa die verschiedenen Glöckchentöne und hohen Klavierpassagen sehr körperhaft und brillant wiedergegeben.

Fazit

Letztendlich entscheidet bei der Wahl zwischen den beiden Etymotic Research In Ear-Flaggschiffen nur der eigene Geschmack: Wer ein absolut verlässliches Arbeitswerkzeug als akustische Lupe wünscht, greift zum ER4-SR, wer die grundsätzlich gleichen Klangeigenschaften, jedoch etwas mehr Bassschub etwa fürs In Ear-Monitoring oder zum Musikgenuss wünscht, für den es ist der Etymotic Research ER4-XR das richtige Modell. Alle anderen Vorteile teilen sich die ungleichen Zwillinge und bilden so ein erstklassiges Kopfhörer-Paar.

STECKBRIEF ETYMOTIC RESEARCH ER4-SR und ER4-XR

Weitere Informationen zu ER4-SR und ER4-XR

Gewicht 20 g
Preis 400 €

BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip Balanced Armature
Bauweise geschlossen, In-Ear
Anschlusskabel 1.5 m Kabel, gedreht, abnehmbar
Stecker 3.5mm vergoldet, gewinkelt
Adapter 6,3mm Klinkenadapter
Impedanz 45 Ohm
Kabelfernbedienung nein
Aufbewahrung Tragetasche
Zubehör Clip, Flugzeugadapter, Filter, Reinigungswerkzeug, 5 Paar Ohrstöpsel

BEWERTUNG ETYMOTIC RESEARCH ER4-SR

KLANG Punkte
Neutralität (2x) 86
Feinzeichnung (2x) 85
Impulsverhalten 84
Räumlichkeit 85
Dynamikverhalten 83
Basstiefe 82
TESTERGEBNIS
Klangqualität (50%) 85
Tragekomfort (25%) 73
Verarbeitung (15%) 80
Ausstattung (10%) 83
Testurteil 81,6
Preis-Leistung sehr gut – überragend

 

BEWERTUNG ETYMOTIC RESEARCH ER4-XR

KLANG Punkte
Neutralität (2x) 83
Feinzeichnung (2x) 85
Impulsverhalten 84
Räumlichkeit 85
Dynamikverhalten 83
Basstiefe 85
TESTERGEBNIS
Klangqualität (50%) 84
Tragekomfort (25%) 73
Verarbeitung (15%) 80
Ausstattung (10%) 83
Testurteil 81,4
Preis-Leistung sehr gut – überragend
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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