Der In-Ear-Kopfhörer Campfire Audio IO wird vom deutschen Vertrieb Headphone Company als „Einstieg in die Königsklasse“ beschrieben. Mit einem neuartigen Balanced-Armature-Tiefmitteltöner sowie einem BA-Tweeter und der bewährten hauseigenen „T.A.E.C.“-Technologie ausgestattet, wirft er auf technischer Seite schon einmal einiges in die Waagschale. Doch kann er auch in natura überzeugen und den Vorschusslorbeeren gerecht werden?
In-Ear-Kopfhörer gibt es in nahezu jedem Preissegment. Wer keinen Wert auf Qualität legt, kann schon für wenige Euro fündig werden. Klanglich sind diese Produkte eigentlich allesamt etwas für die Tonne. Doch es geht auch anders: Hersteller wie Campfire Audio investieren viel Geld in die Entwicklung neuer Produkte, um hohen qualitativen und klanglichen Ansprüchen gerecht zu werden. Mit dem IO wurde nun ein neues Modell im Markt platziert, das im unteren Preissegment der High-End-In-Ears anzusiedeln ist. Dass dieser Hörer preislich weit von den Ein-Euro-Vertretern aus dem Elektronikhandel entfernt ist, liegt auf der Hand. Qualität kostet nun einmal – und eine hervorragende Klangqualität ist jeden Euro wert. Mit einer UVP von 339 Euro ist der IO nach dem Comet der zweitgünstigste In-Ear im Sortiment des US-Kopfhörer-Herstellers. In unserem Hör- und Praxistest durfte er zeigen, was wirklich in ihm steckt.
Lieferumfang und Bauweise des Campfire Audio IO

Beim Design des Campfire Audio IO wurde auf das bereits beim Polaris 2 und Andromeda 2 bewährte eloxierte Aluminiumgehäuse zurückgegriffen. Beim Testkandidat ist es im Gegensatz zu den höherpreisigen Schwestermodellen allerdings nicht schlicht in Blau oder Grün, sondern im auffällig-schicken Granatrot gehalten. Zusammen mit den mit 24-karätigem Gold veredelten Schrauben macht es den IO zu einem echten Hingucker. Außerdem schützt dieses hochrobuste Gehäuse das Innenleben des In-Ears zuverlässig: Es muss sich schon um eine immense Gewalteinwirkung der Kategorie Dampfwalze handeln, um diesem Kopfhörer wirklich Schaden zuzufügen. Die mit 24-karätigem Gold veredelten Schrauben machen den IO zu einem echten Hingucker.
Im Innern des Kopfhörers geht es genauso interessant weiter: Hier geben zwei mit der hauseigenen „T.A.E.C.“-Technologie (Tuned Acoustic Expansion Chamber = Abgestimmte akustische Expansionskammer) ausgestattete Balanced Armature Treiber (BA-Treiber) den Ton an. Hierbei ist einer für die Tiefen und Mitten zuständig und der andere als Tweeter tätig.

Auch das mitgelieferte dreipolige, unsymmetrische „Smokey Jacket“-Audiokabel macht einen sehr hochwertigen und widerstandsfähigen Eindruck. Das Innenleben dieses abnehmbaren Kabels besteht aus versilberten Kupfer-Litzenleitern. Die In-Ears werden, wie bei Campfire Audio üblich, über MMCX-Stecker mit dem Kabel verbunden. Und diese sitzen sehr fest, was ebenso auf eine hohe Verarbeitungsqualität zurückzuführen ist. Ein 3,5-Millimeter-Klinken-Anschluss aus Beryllium-Kupfer sorgt für eine sichere Verbindung mit nahezu jedem Abspielgerät. Außerdem im Lieferumfang enthalten: Drei Arten von Ohrpassstücken in verschiedenen Größen, Reinigungswerkzeug und eine Ledertragetasche mit Reißverschluss. Auch beim Zubehör des Campfire Audio IO gibt es also absolut nichts zu beanstanden.
Der IO in der Praxis
Der IO von Campfire Audio ist vor allem eines: leicht. Schon nach kurzer Zeit hatten wir in unserem Praxis- und Hörtest vergessen, dass sich der federleichte In-Ear mit einem Fliegengewicht von nur 29 Gramm im Ohr befand. Auch unerwünschte Kabelgeräusche waren mit dem Litzenkabel des In-Ear-Kopfhörers von Campfire Audio zu keiner Zeit ein Thema.

Ein fester Sitz in nahezu jedem Ohrtyp – so zeigte sich bei diversen Testpersonen – wird durch die diversen mitgelieferten Ohrpassstücke gewährleistet. Hier fällt die Auswahl übrigens nicht geringer aus als beim zuletzt von uns getesteten High-End-Modell Campfire Audio Solaris Special Edition. So liegen auch dem deutlich günstigeren IO folgende Aufsätze bei: Final Audio E-Type-Ohradapter in den Größen XS bis XL, Silikon-Aufsätze in den Größen S, M und L sowie hauseigene Marshmallow-Ohrpassstücke, ebenfalls in den Größen S, M und L.
Außerdem verfügt der Campfire Audio IO über eine sehr gute Abschirmung äußerer Einflüsse. So lässt sich beispielsweise die Wartezeit am Flughafen perfekt mit Musik überbücken, ohne von seiner Umgebung allzu sehr gestört zu werden. Jedoch sollte man hier die Zeit im Auge behalten, da auch Durchsagen des Flughafenpersonals perfekt abgeschirmt werden und man somit – ganz in seiner Lieblingsmusik versunken vor sich hinträumend – nur allzu leicht seinen Flug verpassen könnte…
So klingt Campfires granatroter In-Ear
Wie jeder Kopfhörer, so musste auch der Campfire Audio IO zunächst durch eine circa 72-stündige Einbrennphase, bevor er uns im Hörtest beweisen durfte, was er klanglich zu bieten hat. Hierbei kamen dann mobile Zuspieler wie die Digital Audio Player Pioneer XDP-300R, iBasso DX200 und unsere neuen Referenz-DAPs, der iBasso DX220 und der Questyle QPM, aber auch das Smartphone zum Einsatz.

Um den Testkandidat ausgiebig und möglichst vielseitig testen zu können, bespielten wir den Hörer mittels jeder der angeführten Player mit Musik aus den Bereichen Klassik, EDM, Jazz, Hip-Hop und Pop. Außerdem verwendeten wir den Polaris 2 (Testbericht folgt), ebenfalls aus dem Hause Campfire Audio, um einen hausinternen Direktvergleich anstellen zu können. Klar, preislich gesehen sind die beiden In-Ear-Kopfhörer weit voneinander entfernt (der Polaris 2 wird zum UVP von 549 Euro angeboten). Um der Ankündigung vom „Einstieg in die Königsklasse“ auf den Grund gehen und diese Aussage möglicherweise verifizieren zu können, kam uns der Polaris 2 allerdings gerade recht – und so war ‚das große Campfire-Audio-Battle‘ eröffnet:
In Bezug auf den mittleren und hohen Frequenzbereich unterscheiden sich die beiden In-Ears kaum. Der Campfire Audio IO überzeugte durch eine ausgewogene und harmonische Wiedergabe des Audiomaterials. Auch die Abbildung der Hallräume des Songs „How to Dissapear Completely“ von Radiohead gelang dem Proband in beeindruckender Manier. Selbst bei hohen Lautstärkepegeln waren keinerlei Verzerrungen wahrzunehmen. Aus Selbstschutzgründen gilt hierbei natürlich: Bitte nicht nachmachen!
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Einzig die Basswiedergabe des IO vermochte uns weniger zu überzeugen als die des Polaris 2. Der Bassbereich klang mit dem Testkandidat zwar definiert, jedoch fehlte es dabei an Durchsetzungsfähigkeit. Das fiel besonders, aber nicht nur im direkten Vergleich mit dem Polaris 2, sondern auch mit anderen In-Ears wie dem Campfire Audio Solaris Special Edition und selbst dem deutlich günstigeren ikko Obsidian OH10 auf. Am ehesten ist die Bassleistung des IO mit der des Etymotic Research ER2 SE und ER2 XR vergleichbar.
Alles in allem lieferte der Campfire Audio IO jedoch ein ausgewogenes Klangbild und wusste dabei durch eine hervorragende Abbildung des abgespielten Audiomaterials zu überzeugen. Auch hinsichtlich Impulstreue und Dynamikverhalten gab sich der Testkandidat keine Blöße. Somit war es jederzeit ein Genuss, mit dem granatroten In-Ear von Campfire Audio, der mit Recht als „Einstieg in die Königsklasse“ angesehen werden kann, Musik der unterschiedlichsten Genres zu hören.
Fazit
Mit dem Campfire Audio IO hat der renommierte Kopfhörer-Hersteller von der US-Westküste einen weiteren In-Ear in gewohnt hervorragender Verarbeitungsqualität und mit hochwertigem Zubehör in den Handel gebracht. Das Klangbild des Hörers wirkt ausgewogen und harmonisch. Lediglich bei der Basswiedergabe muss der Nutzer Abstriche machen. Alles in allem liegt mit dem IO ein hervorragender In-Ear-Kopfhörer aus dem unteren High-End-Preissegment vor.
STECKBRIEF CAMPFIRE AUDIO IO
Gewicht 29 g (ohne Kabel)
Preis 339 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip 2x Balanced Armature-Treiber mit abgestimmter akustischer Expansionskammer („T.A.E.C.“)
Bauweise geschlossen, In-Ear
Frequenzgang 5 Hz – 22 kHz
Anschlusskabel Audiokabel (abnehmbar, 120 cm)
Stecker 3,5-mm-Miniklinkenstecker (vergoldet, gewinkelt)
Adapter nein
Impedanz 26 Ohm
Besonderheiten In-Ear-Monitor mit zwei BA-Treibern; „T.A.E.C.“-Technologie; granatrot eloxiertes Aluminiumgehäuse; Campfire Audio „Smoky Jacket“-Kabel mit Leitern aus versilbertem Kupfer-Litzendraht (abnehmbar, einseitig geführt)
ZUBEHÖR
steckbares, dreipoliges, unsymmetrisches 3,5-Millimeter-Klinkenkabel aus Beryllium-Kupfer mit MMCX-Anschluss, diverse Ohrpassstücke: Final Audio E-Type (Größen XS bisXL), Silikon (Größen S, M, L), Campfire Audio Marshmallow (Größen S, M, L); Reinigungswerkzeug; Lederschutzhülle mit Reißverschluss; Stofftäschchen zum Schutz der Ohrhörer
AUFBEWAHRUNG
Lederhülle
BEWERTUNG CAMPFIRE AUDIO IO
KLANG | Punkte |
Neutralität (2x) | 79 |
Feinzeichnung (2x) | 79 |
Impulsverhalten | 77 |
Räumlichkeit | 78 |
Dynamikverhalten | 79 |
Basstiefe | 73 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 78 |
Tragekomfort (25%) | 84 |
Verarbeitung (15%) | 89 |
Ausstattung (10%) | 80 |
Testurteil | 81,4 |
Preis-Leistung | sehr gut |