Auch wenn Imelda May hierzulande noch nicht der große Durchbruch gelungen ist, landete die 43-jährige Irin mit ihren letzten Alben regelmäßig auf Nummer 1 der irischen Albumcharts und auch in den UK-Charts gelangen ihr Top-Ten Platzierungen. In Deutschland ist sie vor allem in der Rockabillyszene etabliert und konnte durch ihre regelmäßige Zusammenarbeit mit Jeff Beck viele neue Fans ihrer ausdrucksstarken Stimme gewinnen.
Wie bereits die Vorgänger lässt sich auch das fünfte Studioalbum „Life. Love. Flesh. Blood.“ stilistisch nicht eindeutig in eine Schublade stecken. Klänge aus vergangen Tagen schallen uns entgegen – eine Mischung aus Blues, Jazz, Soul, R’n’B, Western und Rock’n’Roll sorgen in Mays Musik für eine Mischung, die voll im Vintage-Trend liegt. Die allseits präsenten Tremolo-Gitarren entführen uns für einen Moment in die 1960er Jahre und unterstützen mit ihrem intensiven Klang Mays Stimme, die uns die Texte teilweise ins Ohr zu flüstern scheint.
Thematisch behandelt May neben dem Leben und der Liebe auch das Fleisch, welches sie als Symbol des menschlichen Verlangens verwendet, und das Blut als Symbol für Familie. Ein sehr emotionales und intimes Album. Die Vielfalt der Songs reicht von Country-Balladen („Black Tears“ mit Jeff Beck an der Gitarre) über R’n’B–typische „Hit the Road Jack“-Formen („Bad Habbit“) bis hin zu experimentellen Indieartigen Arrangements („The Longing“). Roter Faden sind die charakteristischen Gitarrenklänge, die zusammen mit der Stimme trotz der stilistischen Reichhaltigkeit, das Album zu einem runden Gesamtpaket zusammenschnüren.
Spielerisch wie klangästhetisch ist die Platte gespickt mit charakteristischen Merkmalen der 60er und 70er Jahre: Breit ins Stereobild verteilte Instrumente mit großen Spring- beziehungsweise Plattenhallanteil, schöne, räumliche Drumsounds und eine Stimme mit viel Nahbesprechungseffekt und dem klassisch mittigen Sound prägen das Album. Hier und da hört man in leisen Passagen noch ein Rauschen, was der Qualität der Produktion keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil, sie wirkt dadurch noch erdiger und authentischer.
Mit „Life. Love. Flesh. Blood.“ gelingt Imelda May ein Werk, das trotz vieler bekannter Elemente ihre persönliche Note transportiert und ihre musikalischen Einflüsse klar offenlegt. Mal einfühlsam, mal fordernd, mal aggressiv bietet das Album ein großes Spektrum an Musikerfahrung und zeigt, dass musikalische Einflüsse nicht als „kopieren“ abgetan werden müssen, sondern in Kombination einen frischen authentischen Sound erschaffen können.
Diese Rezension basiert auf dem auf einen 24 Bit/ 96 kHz Download, der uns freundlicherweise von Highresaudio zur Verfügung gestellt wurde.
BEWERTUNG IMELDA MAY – LIFE. LOVE. FLESH. BLOOD.
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 7 |