Die kanadische Sängerin Holly Cole pendelt seit jeher zwischen Jazz, Musical-Songs, dazu Interpretationen von Rockstücken. 2012 erschien ihr letztes Album, „Night“, mit Cover-Nummern von unter anderem Tom Waits, Jacques Brel und Captain Beefheart. Mit dem aktuellen Album „Holly“ widmet sich Cole Jazz-Standards etwa von Duke Ellington und Gershwin.
Aufgenommen wurde in den New Yorker Sear Studios, gemischt in Toronto, gemastert und veröffentlicht von dem Label 2xHD. Zu den Musikern zählen unter anderem unter anderem Pianist Aaron Davis und Kontrabassist David Piltch – Mitglieder des ursprünglichen Holly Cole Trios, mit dem die Sängerin Ende der 1980er Jahre ihre ersten Aufnahmen veröffentlichte.
Die Arrangements sind weitgehend schlicht gehalten, neben Kontrabass, Drums, Piano sind je nach Stück Bläser zu hören. Die Produktion zeigt Mut zur Dynamik ohne wahrnehmbare Kompression. Durch die reduzierten Arrangements hat jedes Instrument Platz, sich zu entfalten. Bei „I’m Beginning To See The Light“ steht die gemutete Trompete beispielsweise gefühlt „frei“ über der Band, das Piano streut Akkorde ein, die sich auf die Musik schichten. Über allem thront der Gesang von Holly Cole, hier sehr deutlich im Vordergrund, aber gleichzeitig seltsam losgelöst vom Musikbett. Der Gesangs-Sound klingt eher belegt, allerdings kombiniert mit einer unangenehmen Präsenzanhebung. Das Schlagzeug klingt ungewöhnlich dumpf, sein Klangbild will nicht richtig mit den restlichen Instrumenten harmonieren, die sich teilweise weit im Stereopanorama verlieren.
Bei dem zweiten Stück, dem Mose-Allison-Song „Your Mind Is On Vacation“ hingegen liefert Cole ein reizvolles Laid-Back-Arrangement, das die bissige, „vorpreschende“ Attitüde des Originals gegen fast nachdenklich wirkende Stimmung tauscht.
Musikalisch interessant ist auch das minimalistische Arrangement von „Ain’t That A Kick In The Head“, das Spannung aufbaut, zunächst neben Gesang nur mit Besen-Drums, vordergründigem Kontrabass und einzelnen Piano-Einwürfen, fast so reduziert wie etwa Elvis‘ „Fever“-Arrangement. In lauten Passagen gegen Ende stechen allerdings beim Schlagzeug die Toms merkwürdig deutlich im Mix heraus.
Mit „Lazy Afternoon“, einem Song aus dem 1950er-Jahre-Musical „Golden Apple“ schließt das Album nach elf Songs – ein Highlight mit spannender Gesangsphrasierung, dynamisch anschwellenden Hammond-Klangphrasen, geschmackvollen Gitarren-Einwürfen und experimentellen Drums.
Insgesamt wirkt die Performance aller Beteiligten durchweg makellos wie professionell. Das Ergebnis eignet sich als gelungene, unaufdringliche Lounge-Musik, Fans der Originale dürfte vermutlich eher die Intensität früherer Interpretationen begeistern. Für Cole-Fans hingegen wird die typische, leicht getragene Phrasierung des Gesangs die Erwartungen erfüllen.
Klanglich wirkt die Mischung etwas uninspiriert – die Instrumente erscheinen beinahe willkürlich im Panorama verteilt, ohne dass sich ein musikalisch stimmiges Bild ergibt. Einzelne Instrumente klingen merkwürdig belegt, gleichzeitig stechen vereinzelt präsente Frequenzspitzen hervor, die unangenehme Härte verleihen. Als Grundlage für die Rezension dient ein 24 Bit/192 kHz-Download, der uns freundlicherweise von Highresaudio zur Verfügung gestellt wurde.
BEWERTUNG HOLLY COLE – HOLLY
TESTERGEBNIS | Punkte |
Interpretation | 7 |
Klang | 6 |