Die US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Halsey hat mit „Manic“ bereits ihr drittes Studioalbum veröffentlicht, drei Jahre nach dem 2017er Longplayer „Hopeless Fountain Kingdom“. Alle drei Alben waren beziehungsweise sind außerordentlich erfolgreich und machten Halsey zum neuen Stern am Elektropop-Himmel. Auf „Manic“ sind mit Alanis Morissette, Dominic Fike, Suga von der K-Pop-Band BTS zudem prominente Gäste enthalten.
Halsey liefert soliden Elektropop mit Effekten
Der Song „Ashley“ eröffnet das Album mit einer emotionalen Pop-Ballade samt modernem Elektro-Dub-Drum-Computer, dazu laut und eindringlich vorgetragenem Gesang mit Synthesizer- und Auto-Tune-Ästhetik. Das wirkt zeitgemäß und bedient Pop-Bedürfnisse. Beim ruhigeren „Clementine“ – mit Synth-Piano-Riff und Percussions mit Claps ebenfalls eingängig – bietet Halsey einen engagierten Refrain mit Shouter-Background-Vocals. Darüber steht der erzählerische Gesang stark im Vordergrund.
„Finally // Beautiful Stranger“ zeigt Halseys Songwriting-Qualitäten, untermalt mit Folk-Instrumentierung: Akustikgitarre, E-Piano, langsamen Akustik-Drums und dezenten, verhallten E-Gitarren-Licks – der ‚zeitloseste‘ Track des Albums und ein Anspieltipp.
Zeitgemäße Pop-Sounds mit Radiotauglichkeit
„Graveyard“ bedient mit dunklem Synth-Riff, repetitiven, kurzen Gesangs-Pattern und dominantem Rhythmus dann in idealer Weise das Pop-Single-Format – ein Höhepunkt. „You Should Be Sad“, mit Bassdrum- und Akustikgitarren-Pattern, darüber verzerrte Single-Notes, zielt ebenfalls auf Radio-Format ab, und geht im Refrain breit auf, allerdings erscheinen die Harmonien bereits oft gehört. Bei der Ballade „Forever … Is a Long Time“ fesseln die klavier- und glockenspielartigen Sounds, dazu Mellotron- und Streicherklänge. Im Arrangement findet ein interessanter Wechsel statt – lediglich Halseys Gesang wirkt etwas aufgesetzt gehaucht und emotional überbetont.
„I Hate Everybody“, mit groß aufgehendem Pop-Refrain ausgestattet, überzeugt mit opulentem Percussion-Arrangement samt Mellotron-Flöten-Sounds – ein weiterer Höhepunkt. Das ebenfalls eingängige „3 AM“ setzt hingegen auf Rock-Drums, dabei steht Halseys fast gerappter Gesang einmal mehr stark im Vordergrund. Bei „Alanis‘ Interlude“ sieht Alanis Morissette durch einen Echo-Effektschleier den gelungenen Refrain-Gesang – ein zusätzlicher Anspieltipp.
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Vorgänger noch etwas stärker
Insgesamt bieten die 16 Stücke eine gute Balance aus typisch-zeitgemäßen Pop-Produktionen sowie ungewöhnlichen Experimenten. Der Vorgänger „Hopeless Fountain Kingdom“ erschien allerdings sortierter in den Arrangements, mit noch etwas schlüssigerem Songwriting.
Klanglich erscheint das neue Album deutlich komprimiert, was zum anvisierten Pop-Markt passt. Dabei erscheinen Gesang und Drums gelegentlich leicht unangenehm präsent, der Gesang ist sehr stark in den Vordergrund gemischt. Eine Ausnahme: „Finally // Beautiful Stranger“ ist zurückhaltender gemischt, ohne überbetonte Präsenz. Ansonsten irritiert das Stereobild vereinzelt: Bei der Ballade „Forever … Is a Long Time“ beispielsweise erscheint das Piano extrem links/rechts, ohne ‚greifbare‘ Stereomitte. Davon abgesehen, erweist sich „Manic“ als solide Produktion, allerdings wirkte der Vorgänger „Hopeless Fountain Kingdom“ auch klanglich etwas ausgewogener.
HALSEY – MANIC
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 6 |