Das Pop-Rock-Trio HAIM aus Los Angeles legt mit „Women in Music Pt. III“ sein drittes Studioalbum vor. Die Formation um die drei Schwestern Este, Danielle und Alana Haim existiert seit 2007, in späteren Jahren erspielten sich die Musikerinnen als Support-Act etwa von Phoenix, Kings of Leon, Rihanna oder Taylor Swift eine treue Gefolgschaft.
R&B-Pop-Rock
„Los Angeles“, der erste Song, eröffnet als leichtfüßige R&B-Sommer-Pop-Nummer das neueste Album von HAIM mit Retro-Sounds: ein krachender Drum-Loop, atmosphärische Gitarren-Licks, darüber angezerrter Gesang. Das lässt sich unkompliziert hören. „The Steps“, ähnlich retrolastig, poltert noch deutlicher angezerrt, mit tollem Gitarren-Riff im Leslie-Gewand, hier ermüdet allerdings der Refrain auf Dauer. „I Know Alone“ ist mit modernerem Drum-Computer- und Synth-Pluckern ausgestattet – und zerrt ebenfalls deutlich. Die komplexen Synth-Licks und teils durch den Wolf gedrehte Samples funktionieren als Hinhörer.
Effekt-Experimente und 1980er-Jahre-Stilistik
„Up from a Dream“ prescht vorwärts, mit eingängiger Gesangsmelodie, die leicht gelangweilt-lakonisch und halb sirenenhaft transportiert wird. Interessant: gelungene Effekte mit verfremdeten Gitarren-Einwürfen – ein Höhepunkt. „Gasoline“ mischt R&B-Stilistiken mit einem dezenten Trip-Hop-Drum-Loop. „Don’t Wanna“ klingt mit entsprechender Computer-Snare 1980er-Jahre-lastig, ebenso „Another Try“, das etwa Reggae-Pop-Einflüsse à la UB40 rekapituliert. „All that ever Mattered“ lässt krachend einen Stakkato-Drum-Computer, ebenfalls mit 1980er-Jahre-Ästhetik, durch das Arrangement pflügen. Das Stück stellt den Songwriting-Stil der Band gut exemplarisch dar, der auf Minimalismus und oft auf die Wiederholungen der Harmoniefolgen setzt. Ähnlich beim folgenden Stück, „FUBT“, das unter dem Gesang lediglich auf ein Gitarren-Riff und Synth-Untermalung setzt – hier irritiert allerdings der unsauber geschnittene Gitarren-Loop beim Hören.
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Unter den drei Bonus-Tracks der insgesamt 16 Songs findet sich mit „Hallelujah“ ein akustischer ‚Ausreißer‘, bei dem die drei Schwestern gelungenes Folk-Songwriting samt tollem Harmoniegesang demonstrieren – ein weiterer Anspieltipp. Mit „Summer Girl“ schließt wiederum eine R&B-Pop-Nummer, etwas melancholischer als der Opener, mit verhalltem Saxofon.
HAIM legen neuen Longplayer mit gelungenem Klang vor
Musikalisch erscheint das neue Album von HAIM gelassener und sparsamer arrangiert als der 2017er Vorgänger „Something to Tell You“. Das macht die Stücke angenehm hörbar. Klanglich ist „Women in Music Pt. III“ gelungen produziert, mit Verzerrungen als Retro- und Effekt-Stilmittel. Ansonsten verzichtet die Produktion auf allzu dichte Kompression. Manche Sound-Effekte fordern den Zuhörer allerdings: Die Strophen-Gesangsstimme irritiert durch eine Phasenverschiebung im Mix, in „The Steps“ strengt der dicht verzerrte intensive Gesang beim Hören an, nicht zuletzt durch starke Mittenpräsenz. Ein gelungener Gegenpol: die energetische Folk-Nummer „Hallelujah“, die – dichter arrangiert – auf ein größeres Dynamik-Spektrum und eher auf zeitlosen Klang setzt.
BEWERTUNG HAIM – WOMEN IN MUSIC PT. III
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 7 |