Eine Band namens „Grouplove“, dazu ein Album mit dem Titel „Healer“ – das klingt auf den ersten Blick nach esoterischen Späthippie-„Heile Welt“-Fantasien. Tatsächlich steckt dahinter eine kalifornische Alternative-Rock-Truppe, die 2009 gegründet wurde. Schon der Name des Debütalbums zwei Jahre später, „Never Trust a Happy Song“, verrät, dass die Bandbreite mehr umfasst als ein simples Klischee. „Healer“ ist inzwischen bereits das vierte Album der Band.
Zwischen Pop-Punk und Indie-Rock
„Deleter“, der Opener des brandneuen Albums von Grouplove, beginnt als flotte Rocknummer, irgendwo zwischen Pop-Punk à la Blink 182 und Alternative/Indie in Richtung Phoenix. Das Wortspiel des Titels – der sich abwechselnde, leicht reibende Gegensatz aus „Leader“ und „Deleter“ – bildet dabei die typische Ironie der 2000er-Generation mit ab. Der gemeinsame Lead-Gesang von Keyboarderin Hannah Hooper und Gitarrist Christian Zucconi erinnert hier entfernt an die B-52’s. Ähnlich ist das melancholischere „Hail to the Queen“ arrangiert.
Hymnischer und sanfter Elektro-Pop
„Inside Out“ klingt schwermütiger, etwas elektronischer, gleichzeitig eingängig. Hier klingt die Band hymnisch in Richtung der Killers, kombiniert mit einem eingängigen Bassriff, was wiederum beispielsweise Joy Division-Ästhetik aufgreift. Das ebenfalls eingängige „Expectations“ klingt hingegen zurückhaltend und sanfter, mit bedämpftem Schlagzeug, Percussion-Einwürfen und Synthie-Pattern.
College-Style Alternative-Rock
„The Great Unknown“ offenbart Midtempo-Alternative-Rock mit lakonischem Gesang und Mitgeh-Refrain, im Stil von Weezer oder Wheatus. „Youth“ ist experimenteller gehalten, mit komplexeren, dezenteren Synth-Strukturen.
Elegische moderne Folk-Pop-Nummern
„Places“ überrascht akustisch, als elegischer Folk-Pop, mit Akustikgitarre, Mellotron-Sounds und glockenspielartigen Melodieklängen – dazu Halleffekte. „Promises“ ist ebenfalls akustischer und entspannt gehalten, mit interessanten Klangeffekten (etwa eine eingängige Melodie einer zwölfsaitigen E-Gitarre) und percussionlastigem Rhythmus – einer der komplex arrangierten Höhepunkte des neuen Albums von Grouplove. „Ahead of Myself“ ist modern als R&B-Pop-Titel ausgeführt, mit kurzen, halbelektronischen Drum-Sounds und hymnischem Refrain. „Burial“, ein erst ruhiges, dann krachendes Stück, greift interessante harmonisch reibende Harmonien auf, ähnlich wie bei MUSE oder Silverchair.
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Grouplove legen hochwertig produziertes und vielseitiges Album vor
Stilistisch bedient die Band im Rahmen der elf Songs gelungen einen weiten Bogen, mit gelungenem Songwriting. Das Album ist hochwertig produziert, teilweise mit bewusst verzerrten Sounds, allerdings ohne übertriebene Lautheits-Kompression. Lediglich wirkliche Offenheit in den Höhen fehlt – die Produktion klingt leicht belegt – und das Panorama erscheint vereinzelt irritierend breit verteilt (etwa Percussion-Sounds in „Hail to the Queen“). Davon abgesehen ein insgesamt gelungenes Klangbild – und ein ebenso gelungenes Album.
GROUPLOVE – HEALER
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 8 |