Gregory Porter – „Nat ‚King‘ Cole and Me“

Spätestens seit seinem Erfolgsalbum „Liquid Spirit“ im Jahr 2013 ist Gregory Porter auch außerhalb der Jazz-Szene kein Unbekannter mehr. Damals heimste er mit einer Mischung aus Jazz und Soul Dreifach-Platin ein und hielt sich weit über ein Jahr lang in den deutschen und englischen Album-Charts. Es folgten unzählige Kollaborationen, ein weiterer Albumerfolg („Take me to the Alley“) sowie eine Liveaufnahme aus der Berliner Philharmonie.

Nun erfüllte sich Porter einen Kindheitstraum: Auf „Nat ‚King‘ Cole & Me“ interpretiert er Stücke neu, die sein großes Vorbild und Crooner-Legende Nat ‚King‘ Cole entweder selbst aufnahm oder inspirierte. Die Arrangements stammen dabei von Vince Mendoza, der unter anderem auch mit Robbie Williams („Swing when you’re winning“) und Joni Mitchell („Both Sides now“) arbeitete.
Begleitet wird Porter von einem 70-köpfigen Orchester, was gut zum Material passt, denn Porter wählte vor allem Stücke aus Coles orchestral gehaltenem Spätwerk.

Die Balladen sind schwelgerisch arrangiert mit verträumten Streicherkaskaden und hymnischen Blechbläsern, die sich teilweise etwas pompös aufschichten. Das mag nicht jedermanns Sache sein und erinnert wie bei dem sehr nah an der Coleschen Version gehaltenen „Smile“ schon beinahe an Weihnachtsmusik – von daher liegt es nahe, dass sich Coles weltberühmter Festtagshit „The Christmas Song“ ebenfalls auf dem Album findet. Hier wäre eine etwas abwechslungreichere Songauswahl schön gewesen, denn auch wenn die Arrangements sehr liebevoll gestaltet sind, wird es auf Dauer etwas zuckrig. Ich hätte mir stattdessen ein paar der im kleinen Jazz-Ensemble aufgenommenen Songs aus Nat ‚King‘ Coles Anfangstagen gewünscht,

Richtig glänzen kann Porter allerdings bei den wenigen beschwingten Stücken. Durch das deutlich schneller als das Original gehaltenen „L-O-V-E“ gleitet er lässig und gut gelaunt. Gesang und Orchester liefern sich beim Big-Band-Charme versprühenden „Ballerina“ einen Schlagabtausch, bei dem das Zuhören einfach Spaß macht.

Porter geht sehr respektvoll mit dem Material um, singt aber mit einer angenehmen Leichtigkeit, anstatt sich allzu starr an den Originalgesangslinien festzuklammern. Die stimmliche Nähe zwischen den beiden Sängern lässt sich ohnehin nicht leugnen, auch wenn Porter ein etwas weicheres Timbre hat als sein Vorbild. Seiner Interpretation fehlt durch die Nähe allerdings auch etwas Außergewöhnliches, hier sorgen eher die Arrangements für Einzigartigkeit.

Ganz gleich ob Ballade oder Big-Band-Nummer, die Aufnahmequalität ist durchweg hervorragend. Porters Stimme ist präsent in Szene gesetzt und setzt sich mühelos gegen das Orchester durch. Jedes Instrument ist extrem sauber aufgenommen, anstatt einer wuchtigen Klangwand entsteht so ein luftiger Zusammenklang, bei dem das Scheinwerferlicht mal auf die Streicher, mal die Flöten oder die Blechbläser fällt. Hervorragend, weil sehr detailreich klingt auch das Schlagzeug, egal ob es fein ziseliert mit Besen oder von kräftigen Wirbeln durchzogen gespielt wird.

Klanglich ist das Album ein absoluter Genuss, bei dem sich die Anschaffung eines Hi-Res-Downloads definitiv lohnt. Diese Rezension basiert auf dem auf einen 24 Bit/ 96 kHz Download, der uns freundlicherweise von Highresaudio zur Verfügung gestellt wurde.

BEWERTUNG GREGORY PORTER – „NAT ‚KING‘ COLE & ME“

TESTERGEBNIS Punkte
Interpretation 6
Klang 9
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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