Als Grenzgänger zwischen Jazz, Elektronica und Indie Rock begeistert das junge Trio aus Manchester Musikfans aus allen Sparten. Im Jazzsektor wurden sie besonders geadelt, als sie nach dem Erscheinen ihres Erfolgsalbums „v2.0“ einen Plattenvertrag beim Traditionslabel Blue Note unterzeichnen durften. „A Humdrum Star“ ist nun das zweite Album, das dort erscheint.
Man hört ihnen an, dass sich die anfängliche Unsicherheit bezüglich der Richtung, in die es musikalisch gehen soll, die auf dem Drittwerk „Man Made Object“ noch zu spüren war, zugunsten eines eingegroovteren Zustandes gelegt hat. Kompositorisch ist das Album dadurch einen Hauch weniger innovativ als der Vorgänger, wirkt dafür aber runder.
Der Titel „A Humdrum Star“ bezieht sich auf eine Aussage von Astrophysiker Carl Sagan aus dessen Dokumentationsserie „Kosmos“, dass wir nur Bewohner eines unscheinbaren Sterns in einer Welt seien, in der es deutlich mehr Galaxien gibt als Menschen auf dem Planeten. Das erste Stück „Prayer“ klingt wie die musikalische Untermalung dieser Aussage, mit seiner aufsteigenden Klavierlinie und den flächigen elektronischen Sounds, die sich nach und nach aufschichten und immer kratziger und rauer werden. Man kann sich dazu gut eine Kamerafahrt von der Erde immer weiter hinaus ins All vorstellen, bei der der Planet immer kleiner und bedeutungsloser wird. Der Gedanke des Soundtracks kommt dabei nicht von ungefähr, war der letzte Output des Trios schließlich eine Neuvertonung des Dokumentationsfilms „Koyaanisqatsi“ von Godfrey Reggio, die sie unter anderem auch in der Hamburger Elbphilharmonie aufführen durften.
Deutlich weniger meditativ und melancholisch geht es mit „Raven“ weiter, welches nach einem kurzen Solopianointro vom wild springenden Kontrabass Nick Blackas und den rastlosen, extrem präzisen Breakbeats Rob Turners getrieben wird. Auch wenn alle Musiker brillante Instrumentalisten sind, steht vor allem Turner im Vordergrund, dessen Hiphop- und Electronica-inspiriertes Schlagzeugspiel den Stil der Gruppe extrem prägt und von allen anderen Klaviertrios auf dem Markt absetzt. Nichtsdestotrotz ist GoGo Penguin keine Ansammlung dreier Solisten, sondern eine klassische Band, so dass das gemeinsame Spiel im Fokus steht statt virtuoser Soli.
Der Klang ist, bedingt durch die elektronischen Elemente und die Delay-Effekte, die Chris Illingworth auf seinen Flügel legt, sehr offen und luftig, wobei der knarzige, hölzern klingende Kontrabass einen „erdenden“ Effekt hat. Alle Instrumente sind sauber aufgenommen, die Wall of Sound, die manche elektronischen Sounds bilden, bleibt trotz aller Klanggewalt durchdringbar und übertönt die Instrumente nur, wenn es offensichtlich für die Songdramaturgie gewünscht ist. Das Trio spielt gerne mit Effekten im Stereopanorama, rückt mal Bass, mal Klavier nach vorne und schiebt Instrumente von links nach rechts. Percussioninstrumente wie in „A Hundred Moons“ klingen extrem fein, man möchte meinen, die verschiedenen Schellen- und Rasselarten klar auseinanderhalten zu können.
Sowohl klanglich als auch musikalisch bleiben GoGo Penguin Grenzgänger, deren Jazz eher nach den neuen Radiohead als nach Keith Jarrett klingt. Man möchte gar keine Empfehlung abgeben, für wen sich das Album eignet, daher der Tipp: einfach mal reinhören, denn das gefällt auch Nicht-Jazzern!
BEWERTUNG GOGO PENGUIN – A HUMDRUM STAR
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 8 |
Klang | 9 |