Geschlossene Over-Ear-Kopfhörer Austrian Audio Hi-X15 & Hi-X25BT

Geschlossene Over-Ear-Kopfhörer Austrian Audio Hi-X15 & Hi-X25BT

Austrian Audio erweitert weiterhin fleißig die Produktpalette. Nach dem Hi-X65 veröffentlicht die österreichische Firma mit dem Hi-X15 und dem Hi-X25BT zwei weitere neue Kopfhörer und reüssiert mit diesen in der zuvor nicht angebotenen Preisklasse bis 100 bzw. 150 Euro. Der Hi-X25BT ist zudem der erste Kopfhörer im Sortiment, der kabellos via Bluetooth genutzt werden kann. Insgesamt stehen der Kundschaft nun fünf Kopfhörermodelle zur Auswahl.

Das 2017 nach der Schließung der Wiener AKG-Niederlassung von 22 ehemaligen Mitarbeitern gegründete Unternehmen hat 2021 eine wahre Produktoffensive gestartet. Denn neben den erwähnten drei neuen Kopfhörern haben sie mit dem OD505, dem OC707 und dem CC8 auch noch drei neue Mikrofone am Markt platziert.

Sind die bisherigen Produkte gemessen am Gebotenen allesamt als ihren Preis wert zu bezeichnen, stellt sich bei den zwei neuen Kopfhörern die Frage, welche notwendigen Kompromisse Austrian Audio eingegangen ist, um im umkämpften Budget-Segment den eigenen Ansprüchen genügende Produkte anzubieten.

Verpackung, Lieferumfang und Ersteindruck
Eine erste Antwort liefert ein Blick auf die Kartonverpackungen, in denen Hi-X15 und Hi-X25BT jeweils geliefert werden. Entgegen der bisherigen Praxis werden die neuen Kopfhörer nicht in Österreich gefertigt, sondern in China, wie der Aufdruck preisgibt. Die Kartons sind nur unwesentlich größer als die ausgeklappten Kopfhörer, welche sich in ihnen befinden. Die Faltbarkeit der beiden Kopfhörer böte das Potential, die Umverpackung noch kleiner und somit Ressourcen-schonender zu gestalten. Es wäre ebenfalls möglich und begrüßenswert auf die Plastiktüten für die Kopfhörer und das Zubehör wie auch die über die Hörmuscheln gestülpten Plastikschalen zu verzichten und stattdessen alles im mitgelieferten Stoffbeutel zu verstauen, um Plastik-Müll zu vermeiden.

Zum Lieferumfang des Hi-X15 gehören ein 1,4 Meter langes 3,5-mm-Klinkenkabel, ein 6,3-mm-Klinkenadapter, ein Stoffbeutel sowie eine mehrsprachige Kurzanleitung. Der Hi-X25BT ist ein Hybrid, der drahtlos mittels Bluetooth und zusätzlich sowohl analog als auch digital via Kabel verbunden genutzt werden kann. Er wird daher mit einem 1,2 Meter langen USB-C-Kabel und einem 1,4 Meter langen USB-C/3,5-mm-Klinkenkabel geliefert. Das Zubehör umfasst weiterhin einen Stoffbeutel, zwei Adapter (USB-C/USB-A und 6,3-mm-Klinke) und eine Kurzanleitung. Beide Kopfhörer machen einen sauber verarbeiteten und wertigen Eindruck, es steigt auch kein unangenehmer Kunststoffgeruch in die Nase, wie es bei anderen in Fernost gefertigten Produkten immer wieder vorkommt.

Bauweise und Ausstattung
Hi-X15 und Hi-X25BT sind beide geschlossene Kopfhörer, Schall tritt also gedämpft aus den Ohrmuscheln nach außen, gleichzeitig werden Hörende recht gut von Außengeräuschen abgeschirmt. In beiden Geräten kommen 44-mm-Hi-X-Treiber zum Einsatz, die auch in den teureren Modellen von Austrian Audio verbaut werden. An dieser Stelle wurde also kein Kompromiss eingegangen, um Kopfhörer in der preislichen Economyklasse anbieten zu können. Die preisgekrönte High-Excursion-Technologie ist eine eigene Entwicklung von Austrian Audio. Sie erzeugt einen verbesserten Luftstrom und das (laut Hersteller) stärkste Magnetfeld seiner Klasse. Die Reduzierung der bewegten Massen im Inneren der Ohrmuscheln lässt die Treiber eingehende Impulse sehr schnell verarbeiten, davon sollen vor allem die Bass- und Transientenwiedergabe profitieren.

Irgendwo muss man aber sparen, wenn man so günstige Preise ermöglichen will und so fällt auf, dass beide Kopfhörer generell schlanker sind als die drei übrigen Modelle der Österreicher. Die Kopfbügel sind etwas schmaler, die Ohrmuscheln etwas kleiner. Auch die mitgelieferten Kabel und Adapter erscheinen geringfügig weniger hochwertig als bei den großen Geschwistern. So sind die Kabel weniger dick, die Adapter zum Stecken, nicht zum Schrauben.

Die beidseitig gerasterten Kopfbügel, die Klappscharniere und Halterungen der Ohrmuscheln sind dennoch sowohl bei Hi-X15 als auch bei Hi-X25BT aus mit Kunststoff ummanteltem Metall gefertigt und machen somit einen robusten, langlebigen Eindruck. Das metallische, matte Rot der Aufhängungen sorgt für einen optisch ansprechenden Farbtupfer. Die Polsterungen der Muscheln sind aus austauschbarem Memory Foam, die Innenseiten der Hörer unübersehbar mit „R“ und „L“ beschriftet.

Der Hi-X15 ist ein ganz „klassischer“ Vertreter seiner Zunft und bietet einzig die 3,5-mm-Anschlussbuchse am linken Hörer zur analogen Verbindung mit Abspielgeräten. Der Hi-X25BT bietet den Bluetooth-Standard 5.0 und unterstützt die Profile A2DP, AVRCP, HSP und HFP. Als Audio-Codec kommt jedoch ausschließlich der recht stark komprimierende und die Audio-Qualität schmälernde SBC-Standard zum Einsatz, da für diesen keine Lizenzgebühren fällig werden. Ein weiterer Kompromiss, um den attraktiven Preis zu gewährleisten.

Am rechten Hörer ist eine USB-C-Buchse verbaut. Diese wird einerseits zum Laden des internen Lithium-Polymer-Akkus verwendet, dessen Spielzeit mit bis zu 30 Stunden angegeben wird, andererseits zur digitalen Verbindung des Kopfhörers mit Laptop oder Smartphone. Während des Ladens über das USB-C-Kabel kann die Bluetooth-Verbindung bestehen bleiben und der Hi-X25BT weiterhin verwendet werden. Steckt man hingegen das USB-C/Klinkenkabel ein, schaltet sich Bluetooth ab, ebenfalls wenn länger keine Funk-Verbindung besteht, und spart somit Akku. Der Adapter auf USB-A ermöglicht auch den Anschluss älterer Computer, die noch nicht über USB-C verfügen. Da noch immer kein einheitlicher Stecker-Standard für Smartphones und Tablets vereinbart wurde, wird für iPhones und iPads ein Lightning-Adapter notwendig.

Rechter Hörer des Hi-X25BT, an dem die Bedienung und die Kabelverbindung erfolgen.

Hi-X15 und Hi-X25BT in der Praxis
Zunächst habe ich den Hi-X25BT drahtlos und mobil auf seine Praxistauglichkeit hin getestet (iPhone SE der 1. Generation, Dell Latitude 7420), als ich zum einen Ende August für eine Woche in Lüneburg und Hamburg unterwegs, zum anderen Mitte September für Professional audio auf der Superbooth in Berlin im Einsatz war. Die Verbindung lässt sich problemlos einrichten und ist stabil.

Da sich der Kopfhörer (wie der Hi-X15 auch) ruckzuck kompakt zusammenfalten und mit Ladekabel und Adaptern im mitgelieferten Stoffbeutel verstauen lässt, erweist er sich im vollen Rucksack als äußerst platzsparend und transportabel. Die geschlossene Bauweise bietet eine gute Abschirmung von der Umgebung. Diese war z.B. während der Zugfahrten von Vorteil, da sowohl Fahrtgeräusche als auch die teils dauertelefonierenden Mitreisenden recht wirkungsvoll bedämpft wurden und die Konzentration bei der Musik blieb. Die geschlossene Bauweise prädestiniert die Kopfhörer natürlich ebenfalls für die Verwendung während Aufnahmesessions oder das Üben an einem verstärkten Instrument, wenn man Nachbarn oder Mitbewohner nicht stören möchte.

Der sehr gute Tragekomfort ist hervorzuheben. Die Memory-Foam-Polsterung umschmeichelt die Ohren regelrecht, der Sitz ist fest und sicher, aber ohne Druckgefühl, auch nach bis zu fünf Stunden ununterbrochener Nutzung. Die Bedienung via Touch Control funktioniert tadellos, sie reagiert sehr sensibel. Am eingebauten Mikrofon ist ebenfalls nichts zu beanstanden, während mittels Hi-X25BT geführten Telefonaten bescheinigten Gesprächspartner*innen mich sehr gut und klar hören zu können. Die mit bis zu 30 Stunden angegebene Spielzeit erscheint realistisch, denn nach der ausgiebigen Verwendung während der Zugfahrten und anschließender zuhause (insgesamt ca. 20 Stunden), war ein erneutes Aufladen bisher nicht notwendig, der Kopfhörer zeigt noch gut ein Drittel Akkuladung an.

Beide Kopfhörer lassen sich ruckzuck kompakt zusammenfalten, sehr praktisch für platzsparenden Transport.

Klang
Beide Kopfhörer durchliefen vor dem bewerteten Hörtest eine zweitägige Einspielphase. Zuvor höre ich aber immer drei bis fünf Stücke, um einen ersten Eindruck zu erhalten. Das Low End des Hi-X25BT profitierte deutlich vom „Aufwärmen“, beim Hi-X15 konnte ich keinen merklichen Unterscheid feststellen.

Beide Kopfhörer verfügen über ein wirklich sehr gutes Auflösungsvermögen und ein klasse Impulsverhalten, wie TOOLs „Pneuma“ offenbarte. Es macht einfach mehr Spaß, sich auf diese fordernde Band mit ihren oft ungeraden Taktmaßen und den nicht selten gegenläufigen Rhythmen einzulassen, wenn die Wiedergabe durch den Kopfhörer der Akkuratesse der Einspielung entspricht. Hi-X15 und Hi-X25BT liefern üppigen Detailreichtum, sodass sich das abwechslungsreiche Arrangement und die vielfältige Instrumentierung des langen Musikstücks aufmerksam verfolgen und genießen lassen.

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Durch das mehr als ordentliche Dynamikverhalten entsteht ein äußerst lebendiges, die Aufmerksamkeit fesselndes Klangbild, welches sich auch bei „God Only Knows“ der Beach Boys in der Version mit dem Royal Philharmonic Orchestra zeigt. Die Stereobühne präsentiert sich in authentischer Breite, Schallquellen lassen sich gut im Panorama lokalisieren. Der Eindruck räumlicher Tiefe könnte sich jedoch etwas stärker vermitteln.

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Bei vielen günstigen Kopfhörern habe ich den Eindruck, dass fehlende Basstiefe durch Anheben der tiefen Frequenzen bis in die unteren Mitten zu kompensieren versucht wird. Das ist bei Hi-X15 und Hi-X25BT nicht der Fall. Der Bassbereich reicht für diese Preisklasse beeindruckend tief hinab, legt ein solides, eher smoothes denn wuchtiges Fundament. Das Low End präsentiert sich sauber, trocken und mit sehr gut hörbaren Transienten.

Für mein ganz persönliches Hörempfinden sind die zwei neuen Kopfhörer ein klein wenig zu hell abgestimmt. Shaker, Becken und teils die Sibilanten sowohl männlicher als auch weiblicher Stimmen sind mitunter recht präsent, klingen aber astrein. Manche Elemente, die zwar wichtig sind, aber doch eher die Geschichte des Songs unterstützenden Detail-Charakter haben, wie zum Beispiel der Filzstift in Eminems „Stan“, werden etwas vordergründiger reproduziert, als ich es von anderen Kopfhörern kenne.

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Dieser Eindruck ändert aber nichts daran, dass Musikhören mit diesen beiden neuen Mitgliedern der Austrian Audio Kopfhörer-Familie große Freude zu sehr erschwinglichen Preisen bereitet.Die leichte Tendenz zur Betonung des Präsenzbereichs und der Höhen kann zudem gewinnbringend sein, wenn man die Kopfhörer zum Beispiel bei Proben oder auf der Bühne zum Monitoring nutzt, da man in diesen Kontexten von Bass und Schlagzeug ohnehin noch genügend abbekommt, das eigene Instrument und Stimmen aber sehr gut hören dürfte.

Die Klangqualität via Bluetooth ist, obwohl nur der SBC-Codec verwendet wird, erstaunlich gut. Gleichwohl klingt der Hi-X25BT kabelgebunden betrieben noch besser und voluminöser. Erst recht, wenn ein guter Wandler wie der Violectric DCA V800 in Verbindung mit einem Lake People G103 Kopfhörerverstärker zum Einsatz kommt. Dann zeigen beide Modelle, welchen Klang sie zu erzeugen im Stande sind.

Zum Mischen einer Aufnahme würde ich sie eher nicht nutzen. Nicht weil sie nicht gut klängen, sondern weil ich dafür offene Kopfhörer und Monitore bevorzuge. Zum Mischen von Live-Sound, um zu checken, wie die abgenommen Signale ins Pult gehen bzw. aus diesem herauskommen, ohne den Einfluss des Raums, halte ich sie aber absolut für geeignet.

Fazit
Mit dem Hi-X15 und dem Hi-X25BT bietet Austrian Audio zwei tadellos verarbeitete, preislich günstige und wirklich sehr gut klingende Kopfhörer, die in Probe- und Aufnahmeraum, auf und vor der Bühne sowie beim reinen Musikhören zuhause und unterwegs gute Dienste leisten können. Für die Preisgestaltung notwendige Kompromisse gehen nicht zu Lasten des Klangs. Es würde nicht verwundern, wenn sich diese beiden Modelle rasch zu Verkaufsschlagern in ihrem jeweiligen Preissegment entwickelten.

STECKBRIEF Austrian Audio Hi-X15 & Hi-X25BT

Weitere Informationen

Gewicht 255 g (Hi-X15), 270 g (Hi-X25BT
Preis 99 Euro (Hi-X15), 149 Euro (Hi-X25BT)

BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip dynamischer 44 mm Hi-X-Treiber
Bauweise geschlossen, Over-Ear
Übertragungsbereich 12 Hz – 24 kHz
Nennimpedanz 25 Ohm
Empfindlichkeit 113 dBspl/V
Eingangsleistung 150 mW

nur Hi-X25BT:
Bluetooth 5.0
Profile A2DP, AVRCP, HSP, HFP
Audio Codec SBC
Akku Lithium-Polymer
Akkulaufzeit bis zu 30 Stunden
Bedienung Touch Control
Ladebuchse/-kabel USB-Ladekabel (Typ C)

ZUBEHÖR
HI-X15: 1,4 m Kabel (3,5-mm-Klinke), Adapter 6,3-mm-Klinke, Stoffbeutel
Hi-X25BT: Kabel USB-C/3,5-mm-Klinke (1,4 m), USB-C-Kabel (1,2 m), Adapter 6,3-mm-Klinke, Adapter USB-C -> USB-A, Stoffbeutel

BEWERTUNG Austrian Audio Hi-X15 & Hi-X25BT

KLANG Punkte (von 100)
Neutralität (2x) 82
Feinzeichnung (2x) 85
Impulsverhalten 85
Räumlichkeit 79
Dynamikverhalten 82
Basstiefe 84
TESTERGEBNIS
Klangqualität (50%) 83
Tragekomfort (25%) 85
Verarbeitung (15%) 85
Ausstattung + Bedienung(10%) 80
Testurteil
83,5
Preis-Leistung überragend
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

 

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