Garbage – No Gods No Masters

Garbage – No Gods No Masters

Das 1993 gegründete Quartett Garbage aus Wisconsin um Produzent und Drummer Butch Vig sowie Sängerin Shirley Manson hat mit „No Gods No Masters“ sein siebtes Album veröffentlicht. Thematisch dreht sich dabei alles um Selbstermächtigung – weg von kurzsichtigem Kapitalismus, Rassismus oder Sexismus, wie Manson erwähnte. Dazu kommt die typische düstere Ambivalenz, die sich beispielsweise im Aufgreifen der Sieben Todsünden widerspiegelt.

Beschleunigte Industrial-Synth-Rock-Variante

„The Men Who Rule the World“ beginnt mit einem fast Dub-artigen Synth-Funk-Industrial-Gerüst, der versetzte und verzerrte Refrain geht ins Ohr – ein erster Höhepunkt. Textlich kritisiert das Stück die wirtschaftliche Vorherrschaft von Männern und skizziert einen Gegenentwurf zu deren negativ folgenreichem Wirken. „The Creeps“ klingt nach Speed-Punk, in der Strophe untermalt von wilden Synth-Melodiefahrten. Das geht ebenfalls ins Ohr und erinnert in der Machart an eine flotte Variante typischer Garbage-Nummern à la „Only Happy When It Rains“ oder das  „Black Celebration“-Album von Depeche Mode. Das langsame „Uncomfortably Me“ ist eingängig, wobei die sich auflösenden Refrain-Akkorde kurz davor sind, in Abgedroschenheit zu gleiten. Der Song spielt seine Stärken eher in den minimalistischen Synth-Riffs und eingebundenen Orgel-Sounds aus. Flott geht die Band wieder bei „Wolves“ ans Werk, mit interessant-disharmonischem Refrain-Übergang.

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Zwischen Balladen, New Wave und EDM

„Waiting for God“, eine Gothic-Ballade, läuft Gefahr von der Pathos-triefenden, traurigen Stimmung überfrachtet zu werden. Das gradlinige „Godhead“ pluckert mit einem stampfenden Midtempo-EDM-Rhythmus durch, angereichert durch wilde Panorama-Fahrten von Noise- und Zerr-Elementen. „Anonymous XXX“ erscheint dagegen fast wie eine Synth-Pop-Nummer, mit dezenten Drums, offenen Synth-Sounds, dazu cleane, weite E-Gitarren-Akkorde. Die Zurückhaltung zu Beginn erinnert fast an eine Neo-Folk-Atmosphäre. Das Arrangement zeugt vom Willen zu Experimenten. „A Woman Destroyed“ mutet durch seine düsteren Synth-Klänge Soundtrack-artig an. „Flipping the Bird“ beginnt mit New-Wave-artigem Synth-Minimalismus, bevor der Song in einen energetischen Refrain mündet – samt spannender Melodie-Kaskaden; ein weiterer Anspieltipp. Der Titelsong bleibt wieder minimalistisch-repetitiv, allerdings sperren sich wiederholende Drum-Fills gegen den Fluss, und es bleibt unschlüssig, in welche Richtung das Stück harmonisch gehen will. Das langsame „This City Will Kill You“, mit breitwandigem Synth-Orchester-Sounds und klaren Gitarren, eröffnet eine dystopische, gleichzeitig seltsam versöhnliche Stimmung, die Bilder à la „Blade Runner 2049“ aufkommen lässt. Der Refrain geht hoffnungsvoll auf – und ins Ohr.

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Grundsätzlich stimmiger, allerdings leicht aufdringlicher Klang

Eine experimentelle, teils mit harten EDM-Elementen versehene Platte kann schon aus Prinzip vermutlich nicht klassisch „schön“ klingen: Die teils angezerrten Sounds klingen allerdings unnötig dünn, sodass dadurch Wucht verloren geht. Das Schlagzeug klingt mitunter mittig-dumpf („The Creeps“) mit einer leicht unangenehmen Höhenspitze, was eher einen heiß laufenden Motor im Leerlauf als druckvolle Energie vermittelt. Bei „Uncomfortably Me“ sitzen die Synth-Bässe desorientierend drückend auf der linken und rechten Panorama-Seite – was hier wiederum zur Botschaft des Songs passt. Bei „Godhead“ hingegen stört die breite Panorama-Bass-Aufteilung im Refrain. Bei „Anonymous XXX“ gehen die komplexen Details in einem stimmigen, gut hörbaren Klangbild auf. Grundsätzlich ist die Produktion mit ambitionierten Arrangements und Miniatur-Elementen ausgeklügelt, strengt beim Hören gleichzeitig meist unnötig an. Auch die Lautstärke wurde stark an die sprichwörtliche Wand gefahren – wenngleich das oberflächlich ebenfalls zur Botschaft passen mag, mindert es den Wunsch nach vielfachem Hören. Insgesamt liefert das überwiegend gelungene Songwriting einen Höhepunkt unter den Garbage-Alben. Die „Deluxe“-Fassung enthält eine zweite CD mit acht weiteren Stücken, die teils mehr Raum für Zwischentöne lassen.

GARBAGE – NO GODS NO MASTERS

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 8
Klang 7
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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