„Medicine at Midnight“ markiert die zehnte Studio-Veröffentlichung der Foo Fighters. Bandleader Dave Grohl kommentierte das Album als Versuch, die eigene Komfortzone zu verlassen – entstanden sei demnach ein Album, das Rockmusik mit Upbeat-„Party“-Charakter vereine. Als Ansatz dient die Inspiration von Funk- und Disco-Elementen; im Hinterkopf hatte Grohl Stimmung und Flair von David Bowies „Let’s Dance“-Platte. Auf „Medicine at Midnight“ spielt Omar Hakim Percussion, der seinerzeit beim Bowie-Album Drums beisteuerte.
Kräftiger Rock mit Soul-, Funk- und Gospel-Einlagen
Gleich bei der Eröffnung – das mit teils leicht verschachteltem Groove unterlegte „Making a Fire“ – wird die Verknüpfung von gutgelauntem, vielschichtigem Rock mit „Funk-Faden“ deutlich: Der energetische Gitarren-Riff-Charakter der Band bleibt erhalten, wird dabei durch passende Rhythmuswechsel, Percussion und eingängige Parts untermauert. Nur der Latin-artige, abgehakte Gospel-Background-Chor im Refrain will nicht so recht passen. „Shame Shame“ bietet eine angeshuffelte Halftempo-Nummer mit Streicher-Einlagen und Handclaps – das wirkt vielschichtig und einnehmend. „Cloudspotter“ hingegen klingt gradlinig und erinnert als direkter Rocker stilistisch an Monster Magnet. „Waiting On A War“, ist eine pessimistisch angehauchte Akustik-Pop-Nummer mit Streichern, die dadaistisch-bruchstückhafte Gesangsrhythmik vor und im Refrain irritiert jedoch.
Geheimnisvolle Disco-Anklänge und gleichförmiger Punk
Im Titelsong klingen dann in der Strophe die Zwischentöne der beschriebenen „Let’s Dance“-Atmosphäre an, mit vorsichtig abgestoppten Funk-Zwischentönen im Bass, geheimnisvoller Percussion, fast geflüstertem Gesang und dezent verhallten Synthesizer-Licks. Der Refrain wiederum geht eingängig und energetisch auf – das Highlight des Albums. „No Son Of Mine“ klingt punkig-flott, hier trägt der sirenenhafte weibliche Background-Gesang im Refrain – trotz einzelner Zwischen-Parts, ermüdet das Stück jedoch bei mehrfachem Anhören. „Chasing Birds“ setzt als ätherisch-gleitende Popballade mit 1970er-Jahre-Retro-Atmosphäre auf John-Lennon-Flair – das Ergebnis bleibt hängen. „Love Dies Young“ schließt als Uptempo-Rocker mit angedeuteten Ska-Offbeat-Elementen die neun Songs. Besonders die tragende Strophe und das angedeutete, kurze Melodie-Gitarren-Lick stechen dabei heraus.
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Solider Klang mit betonten Höhen und ohne Tiefbässe
Die Produktion ist deutlich, jedoch musikalisch passend komprimiert, ohne aggressive Lautheit zu transportieren. Tiefreichende Bassdrum-Impulse werden hingegen nicht übertragen. Lediglich bei „Cloudspotter“, das auf sehr direkte Klänge ohne Räumlichkeit setzt, lassen sich obere Bassanteile der Bassdrum vernehmen. Neben den fehlenden Tiefbässen sind die Höhen ab 4 kHz etwas überbetont, sodass Gesang, Hi-Hat, Pizzicato-Streicher und Percussion minimal im Ohr „zwicken“. Ob Dave Grohls Gesang bei einzelnen Stücken (etwa „Waiting On A War“) wirklich in Chorus gehüllt sein muss, um zu tragen – oder ob Direktheit nicht mehr Atmosphäre übertragen hätte – bleibt dem individuellen Geschmack überlassen. Das Stereobild wirkt indes latent undefiniert: Beim Titelsong bleiben die Elemente voneinander losgelöst, auch bei „Shame Shame“ stechen beispielsweise Streicher und Handclaps merkwürdig verschoben aus dem Gesamtbild hervor. Abseits der Kritikpunkte bietet das Album, verglichen mit anderen aktuellen Produktionen, einen unaufdringlich dichten Guss.
FOO FIGHTERS – MEDICINE AT MIDNIGHT
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 7 |