Neben klassischen Songwriter-Nummern hat Eels-Chef Mark Oliver Everett eigentlich schon immer Strukturen dekonstruiert. Beim aktuellen, zwölften Album, „The Deconstruction“, steht einmal mehr die Fehleranalyse des eigenen Lebens im Vordergrund.
Fernab des Trends zur Ironie bleibt der 55-Jährige Beteiligter statt empathieloser Beobachter, der sich aus dem Geschehen nimmt und unangreifbar zu machen sucht.
Im Titelsong werden abstrakte Holzbläserklänge mit verhallten 1960er-Jahre-Streichern gemischt. Diese Streicher, die an alte Science-Fiction-Soundtracks erinnern, sind auch auf dem Rest des Albums zu hören. Ansonsten erinnert der Song mit seinem Mix aus Drum-Computer und akustischem Schlagzeug an typische Eels-Stücke wie „Love Of The Loveless“ oder das obskure „Flyswatter“.
Das Fehlen einer stilistischen Weiterentwicklung mag manche Hörer irritieren. Tatsächlich wirken die Songtexte wie die gewohnte Mischung aus scheinbarer Leichtigkeit und trockener, pessimistischer Beobachtung, unterlegt mit eingängigen Melodien in abstrakten Arrangements. „Bone Dry“ verknüpft emotionales Beziehungsdrama mit beschwingtem Refrain, „Premonition“ ist ein schlichter, gelungener Gitarren-Songwriter-Song. Manches wirkt selbst für Eels-Maßstäbe überzogen – das flotte „Today Is The Day“ will derart gute Laune und Aufbruchsstimmung verbreiten, dass dem Ich-Erzähler eine falsch eingeregelte Medikamentierung unterstellt werden darf.
Umgekehrt funktioniert etwa das 1960er Jahre angehauchte, flinke wie leicht disharmonische „You Are The Shining Light“ und die Klavier-Ballade „There I Said It“. Der letzte der 15 Songs, „In Our Cathedral“, klingt mit seinen dumpfen Orgel-Sounds und dem aufdringlich gemischten Gesangsecho wiederum musikalisch dekonstruiert. Insgesamt bietet das Album viele in sich stimmige, gelungene Songs – für einen Songwriter wie Everett vermutlich ein handfesteres Kriterium als der reine Wunsch nach stilistischem Fortschritt.
Klanglich setzt sich das Album durchaus von den letzten Eels-Produktionen ab: „The Deconstruction“ kommt ohne überzogene Lautheit aus. Everetts Gesang verzichtet weitgehend auf die Verzerrung früherer Alben. Die teilweise durch Orchester unterstützten Arrangements wirken gut sortiert. Insgesamt zeichnet sich das Album auch durch offeneren Gesamt-Sound aus. Ob das einen Zugewinn darstellt oder schon am Rande zu deutlicher Präsenz kratzt, bleibt dem Eigengeschmack vorbehalten.
BEWERTUNG EELS – THE DECONSTRUCTION
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 7 |