Zusätzlich zum Flaggschiff XDP-300R hat Pioneer auch den ungleich kleineren Digital Audio Player Pioneer XDP-30R auf dem Markt gebracht. Er trumpft trotz seines kleinen Formates mit vielen praktischen Features auf.
Der kleinere der beiden DAPs kostet mit 399 Euro auch nur wenig mehr als die Hälfte des Pioneer XDP-300R und dürfte daher einigen Neulingen den Einstieg in die Welt der Digital Audio Player deutlich erleichtern. Trotz des günstigen Preises hat das japanische Traditionsunternehmen nicht an der Ausstattung gespart: der Pioneer XDP-30R kommt mit zwei Micro SD-Kartenslots, einer Auflösung von bis zu 192kHz bei 32 Bit, zusätzlichem symmetrischen Ausgang und einem Touchscreen.
Optik
Der Gehäuserahmen ist aus Metall, die Rückenplatte aus Kunststoff, das Touchscreen nimmt etwa die Hälfte der Front ein. An der linken Seite des Gehäuses liegen drei Tasten zur Steuerung, Start/Stop, Cue und Rewind, daneben sind die beiden MicroSD-Slots angebracht. Das Volumerad ist auf der rechten Seite zu finden und hebt sich in seinem Kupferton von der sonst schwarzen Hülle ab. Die Justage der Lautstärke ist damit kein Problem, die Rasterung ist weder zu schwerfällig noch zu leichtgängig. Ein praktisches und bei Digital Audio Playern nicht selbstverständliches Feature ist der Hold-Schalter, der sämtliche Bedienungselemente blockiert und so vor versehentlicher Auslösung schützt.
Anschlüsse und Konnektivität
Der Pioneer XDP-30R wartet neben dem herkömmlichen 3,5mm Kopfhöreranschluss mit einem zusätzlichensymmetrischen, vierpoligen 2,5 mm Klinkenanschluss auf. Beide Kontakte sind wie bei seinem größeren Bruder Pioneer XDP-300R vergoldet – das bietet manch wesentlich teurerer Digital Audio Player nicht. Der Hersteller rät dringend davon ab, beide Anschlüsse parallel zu betreiben.
An drahtlosen Verbindungen stellt der Pioneer XDP-30R Bluetooth und WLAN bereit, was in dieser Preisklasse wirklich bemerkenswert ist.
Vor den Kopfhörer-Ausgängen verrichtet je ein potenter SABRE 9601K Kopfhörerverstärker seinen Dienst, auch hier hat Pioneer keine Abstriche gegenüber dem größeren Modell gemacht. Beim Anschluss symmetrischer Kopfhörer besteht die Wahl zwischen zwei Modi: BTL mit mehr Leistung, oder das laut Hersteller feiner und klarer aufgelösten ACG. Am unsymmetrischen Ausgang reicht die Leistung, um Kopfhörer mit einer Impedanz von bis zu 300 Ohm zu bespielen, im BTL-Modus sogar bis 600 Ohm. Sind andere Wiedergabegeräte als Kopfhörer an den Line-Ausgang angeschlossen, wie etwa die heimische Stereo-Anlage, steht eine „Line Out“-Option zur Verfügung, die den Player (bei entsprechend getroffener Voreinstellung im Menü) auf maximale Ausgangslautstärke setzt und das Lautstärkerad deaktiviert.
Die Akkulaufzeit wird mit 15 Stunden bei normaler Nutzung mit ausgeschaltetem Display angegeben, im Testverlauf zeigte sich bei sehr aktiver Nutzung eine Laufzeit von sechs bis acht Stunden. Die Ladezeit ist erfreulich kurz, nach deutlich weniger als einer Stunde ist der Akku wieder voll. Aufgeladen wird der Akku des Pioneer XDP-30R übrigens über Micro-USB, ein solches Kabel ist auch im Lieferumfang enthalten.

Innenleben
Als Digital-Analog-Wandler kommen im Pioneer XDP-30R zwei SABRE ES9018C2M Chips zum Einsatz. Als Kopfhörerverstärker fungieren zwei SABRE (ES9601K).
Der Pioneer XDP-30R spielt Dateien in den Formaten FLAC, ALAC, WAV, AIFF, MP3, AAC sowie DSD und DSD-IFF ab. Mit einem künftigen Firmware-Update soll auch eine MQA-Unterstützung möglich werden. Die maximale Auflösung beträgt 192 kHz bei 32 bit. Für niedrigere Auflösungen stellt er einen Upsampling-Modus zur Verfügung.
Der interne Speicher ist 16 GB groß und kann durch die beiden SD-Speicherplätze auf bis zu 416 GB erweitert werden.
Bedienung
Die GUI des Pioneer XDP-30R ist übersichtlich und auf dem „Home“-Bildschirm in acht Kacheln unterteilt. Von hier aus ist der „Bibliothek“-Browser abrufbar, sowie die Einstellungen für Line Out, Equalizer, Drahtlosverbindungen, allgemeine Geräteeinstellungen und die Schnittstelle zu Online-Musikdiensten. Der Pioneer XDP-30R ist für die Nutzung mit Tidal, Deezer und tunein geeignet. Einmal in ein WLAN-Netz eingeloggt, merkt sich der Pioneer XDP-30R die Zugangsdaten zwar, dies gilt jedoch nicht für für die Streamingdienste. Hier ist in unregelmäßigen Abständen eine Neueingabe notwendig, was oftmals lästig ist, insbesondere, weil das Menü keine Buchstabentastatur kennt. Einfacher wird es, wenn man die kostenlose „Duo Remote App“ von Pioneer installiert, mit der man vom Smartphone aus die Steuerung des Pioneer XDP-30R übernehmen und damit die Zugangsdaten eingeben kann.
Ansonsten sind die Funktionen der „Duo Remote App“ jedoch auf Start/Stop, Titelwahl und Lautstärke beschränkt. Das Blättern Titelverzeichnis ist nicht möglich, gerade bei Tidal hätten wir uns diese Funktion gewünscht, weil der Pioneer XDP-30R die Alben der gespeicherten Musik innerhalb der App ohne Interpretennamen auflistet.
Ein weiteres Manko des kleinen Players, das allerdings auch ein Großteil aller anderen getesteten Digital Audio Player aufweist, ist der nur eingeschränkt vorhandene „Resume“-Modus: wird das Gerät in der Mitte eines Titels aus der Bibliothek abgespielt, merkt es sich diesen Titel zwar, nicht aber die genaue Position, der Track wird also immer ganz von Anfang angespielt. Bei der Streamingdiensten funktioniert „Resume“ überhaupt nicht.
Klang
Im Hörtest stellte der Pioneer XDP-30R unter Beweis, dass ein kleines Format nicht zwangsläufig mit Einbußen bei der Klangqualität einhergehen muss. Auch wenn man das Stückschon tausendmal mit anderem Equipment gehört hat, lässt der Pioneer XDP-30R bei Massive Attacks zeitlosem Klassiker „Unfinished Sympathy“ im Zusammenspiel mit dem magnetostatischen Kopfhörer Audeze Sine ein wahres Gänsehaut-Feeling aufkommen. Auch ohne den Anschluss eines zusätzlichen Kopfhörerverstärkers kamen die charakteristischen Glockensamples dieses Tracks kristallklar herüber. Die Bassdrum wurde schön tief, prägnant und ohne unschönes Wummern abgespielt.
Die Schlagzeugsamples von „The Big Wheel“, dem letzten Song des „Blue Lines“-Albums zeigen, dass der Pioneer XDP-30R über ein sehr gutes Impulsverhalten verfügt. Die Schläge kommen prägnant und luftig.
Das kürzlich neu veröffentlichte Live-Album von Miles Davis „Miles in Berlin“ ist ein sehr gut geeigneter Indikator für die Detailtreue der Wiedergabegeräte. Diese Aufnahme, gehört mit dem Pioneer XDP-30R, bildet die Akustik des Saales schon sehr gut ab, allerdings ist die Aufstaffelung der Instrumente hier nicht so plastisch ausgeprägt wie beim ungleich teureren XDP-300R, der es tatsächlich schafft, die gesamte Band vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Gerade bei der Trompete von Miles Davis werden geübte Ohren außerdem feststellen, dass die Höhen beim Pioneer XDP-30R einen Hauch stumpfer daherkommen als beim XDP-300R.
Auch die Ortung der subtilen Beckenschläge im Outro des Smashing Pumpkins-Titels „Hummer“ (zu finden auf „The Smashing Pumpkins live in NYC) gelingt dem Pioneer XDP-30R zwar gut, aber nicht ganz so exzellent wie dem Pioneer XDP-300R. Die Wall of Sound der Gitarren im Hauptteil des Songs kommt jedoch sehr druckvoll und vor allem verfärbungsfrei.
Fazit
Der Pioneer XDP-30R ist ein trotz seines kompakten Formates groß aufspielender Digital Audio Player. Die Funktionen sind für diese Preisklasse sehr umfangreich. Für all diejenigen, die die Schmerzgrenze von 500 Euro nicht überschreiten wollen, ist er ein sehr empfehlenswerter Einstieg in die DAP-Welt.
STECKBRIEF PIONEER XDP-30R
Abmessungen HxBxT 94 x 63 x 15 mm
Gewicht 120 g
Preis 399 Euro
AUSSTATTUNG
Gehäuse Aluminium
Speicher 16 GB interner Speicher, 2x Micro-SD-Kartenslot
Anschlüsse Kopfhörer: 3,5 mm unsymmetrisch + 2,5 mm symmetrisch, Micro USB
Display 320 x 240
Akkulaufzeit bis 15 Stunden (laut Anleitung)
Akkuladezeit 1 Stunde
Kopfhörerverstärker 2x SABRE 9601K
WiFi ja
Bluetooth ja
DLNA-Streaming ja
TECHNISCHE DATEN
RAM 2 GB
DAC SABRE S9018C2M
Auflösung 32bit/192 kHz AAC
Unterstützte Dateiformate MQA (in künftigem Update) / DSD / DSF / DSD-IFF / FLAC / ALAC / WAV / AIFF / MP3 / AAC
AUDIOEINSTELLUNGEN
EQ 10-Band graphischer Equalizer
BEWERTUNG PIONEER XDP-30R
TESTERGEBNIS | Punkte |
Klang (40%) | 73 |
Verarbeitung (15%) | 76 |
Bedienung Hardware (15%) | 80 |
Bedienung Software (15%) | 76 |
Ausstattung (15%) | 82 |
Testurteil | 76,3 |
Preis-Leistung | überragend |