
Nicht nur äußerlich ist der Flaggschiff-DAP Acoustic Research AR-M2 ein echtes Schmuckstück – klanglich macht er den etablierten High-End-Platzhirschen Konkurrenz.
Der Markt der Digital Audio Player, die HiRes-Musikgenuss auch unterwegs möglich machen, wächst unaufhaltsam – sehr zur Freude sowohl der Musikfreunde als auch der Tonschaffenden. Schließlich macht die Wertschätzung von hochwertig aufgenommenem Tonmaterial die Tatsache, dass der Durchschnittsverbraucher meist zu Tode komprimierte Files oder Streams über das Smartphone hört, etwas erträglicher. Der edle DAP-Bolide Acoustic Research AR-M2 des amerikanischen Herstellers Acoustic Research gehört mit einem UVP von 1.299 Euro zu den Luxus-Vertretern und will den Klang hochwertiger HiFi-Anlagen in die Hosentasche bringen – vorausgesetzt natürlich, der Player wird mit einem adäquaten Kopfhörer gepaart. Der Hersteller verspricht, dass dank eines kraftvollen Kopfhörerverstärkers selbst anspruchsvolle Modelle jenseits von In-Ears mit dem Acoustic Research AR-M2 befüttert werden können. Soviel sei vorweggenommen: diesem Anspruch wird er in unserem Test gerecht.
Äußeres
Schlichte Eleganz ist die Design-Maxime des Acoustic Research AR-M2. Der DAP, der in seinen Maßen nahezu identisch mit dem FiiO X7 und dem Calyx M ist, dabei allerdings etwas mehr wiegt, wirkt überaus gut verarbeitet und sehr robust. Das Gehäuse besteht aus Aluminium mit schwarz-silbernem Finish und einer wärmeableitenden Kupferverkleidung im Inneren. Diese soll die Elektronik des Acoustic Research AR-M2 vor Überhitzung schützen. Unter der Glasplatte, die fast die gesamte Front des DAPs einnimmt, sitzt der Touchscreen mit üppigen 125 mm Bildschirmdiagonale. Dieser hat eine sehr feine Auflösung von 720 x 1280 Pixeln. An der rechten Seite des Gehäuses finden sich vier Drucktaster: einer für Power/ Bildschirmsperre sowie die üblichen drei Transporttasten. Diese stehen leicht hervor und sind etwas berührungsempfindlicher, als wir es gerne hätten – bei der mobilen Nutzung kommen wir mehr als einmal dagegen und schalten so ungewollt zum nächsten Stück. Das auffällige Metall-Lautstärkerad auf der rechten Gehäuseoberseite ist ein hochwertiges ALPS-Potentiometer und lässt sich entsprechend fein und mit wohldosiertem Widerstand verstellen.
Tatsächlich wird die Lautstärke, anders als bei anderen Playern ausschließlich über diese analoge Lösung geregelt – es ist nicht möglich, das Rad zu deaktivieren und die Lautstärke über das Display zu steuern. Während diese Lösung sehr konsequent ist, hat es den Nachteil, dass beim üblichen „Hosentaschen-Gebrauch“ das Rad doch recht schnell verstellt werden kann. Beim versehentlichen Leiserstellen mag das nur ärgerlich sein, doch erhöht man unbeabsichtigt die Lautstärke, wird es schnell unangenehm. Zudem lassen sich Lautstärken damit nicht wirklich reproduzieren – auf dem Display wird der aktuelle Lautstärkelevel nicht angezeigt, man erkennt nie, auf welcher Stufe das Rad gerade steht. Der Acoustic Research AR-M2 verfügt über zwei 3,5 mm Miniklinken-Anschlüsse, einen für Kopfhörer sowie einen Line-Ausgang mit festem Ausgangpegel zum Anschließen an andere Audiosysteme. Über den verschließbaren microSD-Kartenslot lässt sich der eingebaute 64 GB Flashspeicher um 256 GB erweitern, so dass durchschnittlich etwa 8.000 Dateien im WAV-Format Platz finden. Zudem kann über den Micro-USB-Anschluss auch ein USB-Flashspeicher verbunden werden, mit dem der Speicher zusätzlich erweiterbar wird. Über diesen Anschluss wird der Acoustic Research AR-M2 zudem aufgeladen und zwecks Datenübertragung mit dem im Lieferumfang enthaltenen USB-Kabel mit dem Computer verbunden. An weiterem Zubehör hat der Acoustic Research AR-M2 zwei unterschiedliche USB-Netzstecker und eine Transporttasche aus Samt im Gepäck.

Inneres
Unter der Haube ist der Acoustic Research AR-M2 edelausgestattet. Als CPU-Chip wurde der Qualcomm Snapdragon 400 MSM8926 Quadcore Prozessor gewählt, der häufig in Tablets und Smartphones zum Einsatz kommt. Als DA-Wandlerchip wurde der hochwertige Burr-Brown PCM1794A eingesetzt, welcher in der Hifi-Szene einen sehr guten Ruf genießt.
Der Acoustic Research AR-M2 unterstützt mit FLAC, ALAC, WAV, APE, AIFF die gängigsten Hi Res/Lossless-Formate (MP3 wird natürlich auch unterstützt) mit einer Auflösung von bis zu 32 Bit/ 384kHz und spielt DSD 64 sowie DSD 128 mit einer Samplerate von bis zu 5.6 MHz pro Bit. Außerdem ist eine VCTCXO (voltage controlled, temperature compensated oscillator)-Clock zur Minimierung von Jitter und Phasenrauschen integriert.
Mit dem Texas Instruments TPA6120A2 kommt ein kraftvoller Class A-Kopfhörerverstärker zum Einsatz. Der Hersteller empfiehlt den Acoustic Research AR-M2 für Kopfhörer mit einer Eingangsimpedanz von 32 bis 300 Ohm.

Die hochwertige Elektronik verbraucht natürlich auch eine Menge Strom, und so hält der 4,200 mAh Lithium-Polymer-Akku im Schnitt etwa acht bis neun Stunden (bei rechenintensivem DSD-Streaming entsprechend kürzer). Die Laufzeit kann mit einer Powerbank natürlich entsprechend verlängert werden. Mit dem mitgelieferten Netzstecker ist der Player in etwa vier Stunden wieder aufgeladen. Der Acoustic Research AR-M2 verfügt über WLAN und ist nicht Bluetoothfähig.
Bedienung
Wie bei DAPs üblich, benötigt der Acoustic Research AR-M2 etwa eine halbe Minute zum Hochfahren – die Wartezeit wird mit einer schicken Animation überbrückt. Auf dem Startbildschirm erscheint per default das Symbol der Playerapp AR Music Player. Das OS des Acoustic Research AR-M2 ist androidbasiert (Version 4.3 Jelly Bean), allerdings auf audiophile Performance angepasst – für die Audiowiedergabe mit dem AR Music Player wird das OS komplett umgangen, um bestmöglichen Klang zu garantieren. Androidnutzer werden sich sofort leicht zurechtfinden: Im Pulldown-Menü finden sich die allgemeinen Einstellungsmöglichkeiten für WLAN, Bildschirmhelligkeit und ähnliches. Einen audiozentrierten Modus, bei dem alle Hintergrundprozesse zugunsten der Audiowiedergabe ausgeschaltet werden, gibt es nicht.
Über den Browser lassen sich Apps installieren, der Google Play Store ist wegen der umfangreichen Anpassungen des Android-OS nicht verfügbar. Während der Hersteller explizit darauf hinweist, dass jede weitere App zusätzliche Rechenleistung beansprucht, wodurch die Klangqualität leiden kann, ist die Nutzung von Spotify, Qobuz oder Tidal so aber möglich.
AR Music Player
Die wichtigste Anwendung, der AR Music Player, bietet zwei Ansichten. In der Playeransicht, gekennzeichnet durch eine Note in einem Kreis, wird der aktuell spielende Titel angezeigt. So hinterlegt, erscheint im Hintergrund das Cover des dazugehörigen Albums. Interpret, Titelname, Album, Dateiformat und Auflösung werden stets angezeigt. Über die Zeitleiste kann man innerhalb des Titels springen – mit etwas mehr Verzögerung, als wir es etwa vom Calyx M gewohnt sind, aber dennoch sehr zügig. Shuffle, verschiedene Repeat-Arten und das Hinzufügen zu den Favoriten sind ebenfalls sofort möglich. Über das Zahnradsymbol lassen sich Audioeinstellungen vornehmen. So steht ein fünfbandiger Equalizer samt verschiedener, auf Genres angepasster Presets, ein Bassboost und eine „3D Effect“-Einstellung zur Verfügung, die in der Nutzung in 3D Audio-Umgebungen den Klang verbessern soll. Im Testzeitraum ließen wir diese Einstellungen allerdings deaktiviert, da der Player so den neutralsten Klang bot.
In der Listenansicht wird die Musikbibliothek in verschiedenen Sortierungen angezeigt, zu denen über Reiter am oberen Bildschirmrand gewechselt werden kann. „All“ zeigt sämtliche Songs in alphabetischer Reihenfolge, zudem stehen Alben, Künstler, Genres, Playlisten und eine Ordneransicht zur Verfügung. Jede Liste verfügt über eine Buchstabenleiste, über die man mit viel Fingerspitzengefühl zum richtigen Buchstaben gelangt. Über den Reiter ganz rechts findet sich die aktuelle Wiedergabeliste. Einzelne Titel lassen sich kinderleicht durch längeres Halten abspielen oder löschen, zudem stehen hier Informationen über das Stück zur Verfügung und es kann in eine Playlist hinzugefügt werden. Dabei ist es möglich, eine neue Playlist sofort zu erstellen und individuell zu benennen.
Eine Suchfunktion, mit der sich einzelne Titel aufspüren lassen, ist indes nicht vorhanden, wäre bei der Speichergröße aber durchaus wünschenswert – bei mehreren tausend Stücken ist es sonst etwas mühsam, die komplette Bibliothek durchzuscrollen. Dies wurde bei anderen Playern deutlich intuitiver gelöst. Ebenfalls nicht enthalten ist eine Merkfunktion, die den zuletzt abgespielten Titel vor dem Herunterfahren speichert. Damit ist eine kurze Unterbrechung einer Hörsession immer mit anschließender Sucherei verbunden.
Alles in allem ist der Acoustic Research AR-M2 im Handling damit teilweise etwas umständlicher als nötig, aber dennoch ziemlich intuitiv.
Klang
In umfangreichen Hörtests mit Hi Res- und bitgenauen WAV-Dateien am Schreibtisch und unterwegs zeigte sich der AR-M2 als klanglich potent. Ob über den Audeze iSine20 oder den radius W n°4, der DAP kann aus einem hochwertigen Kopfhörer das Beste herausholen. Dabei ist er nicht gerade sparsam mit Lautstärke – im In-Ear-Gebrauch drehen wir das Volumerad nie weiter als bis zur Hälfte auf. Selbst aus dem anspruchsvollen Audeze LCD-X, bei dem ein FiiO X7 nur mit dem kräftigsten Kopfhörerverstärkermodul nicht in die Knie geht, holt der Acoustic Research AR-M2 noch eine ordentliche Lautstärke heraus und kann den Magnetostaten adäquat bespielen.
Zum Vergleich lief der FiiO X7 im Parallelbetrieb – natürlich im für Audiowiedergabe optimiertem Pure Music Modus.
Der Acoustic Research AR-M2 ist im besten Sinne des Wortes unauffällig – er gibt Signale absolut verfärbungsfrei wieder. Zudem ist er extrem rauscharm, bei längeren Pausen zwischen den Stücken meint man gelegentlich, das Gerät hätte sich ausgeschaltet. Der FiiO X7 wirkt dagegen geradezu penetrant. Der Acoustic Research-DAP zeichnet sich durch ausgemachte Entspanntheit bei der Impulswiedergabe aus – selbst bei sehr dichten Passagen wie dem sich aufschichtenden Intro des Tears for Fears-Titels „The Working Hour“ bleibt jede der vielen Spuren deutlich unterscheidbar und auch bei hohen Lautstärken bleibt der DAP ultrapräzise über den gesamten Frequenzbereich.
Die Wiedergabe der Räumlichkeit ist in Breite wie Tiefe fantastisch – einige binaurale Aufnahmen vom Sampler „Der Klang der Zukunft in Binaural+“ (HDTracks/ Chesky Records) hauen uns geradezu vom sprichwörtlichen Stuhl, aber auch „normale“ Aufnahmen wie etwa Fleetwood Macs „Songbird“, in dem die sehr dezente Akustikgitarre räumlich hinter dem Flügel liegt, versetzen uns unmittelbar in den Aufnahmeraum. Bei diesem Stück zeigt sich auch die extrem feine Auflösung des Acoustic Research AR-M2: Holz, Pedalgeräusche und Körperschall des Flügels sind deutlich erkennbar und lassen den Song noch organischer klingen als gewohnt.
Die Basswiedergabe des Acoustic Research AR-M2 ist staubtrocken und extrem tiefreichend – natürlich in Abhängigkeit zum verwendeten Kopfhörer. Die Tiefbässe im Daft Punk Titel „Giorgio by Moroder“ kommen ultraknackig und mit ordentlich Wumms, auch sehr dynamische Kontrabassläufe wie im Tingvall Trio Titel „Sevilla“ erklingen staubtrocken und schnell. Hier kann besonders der Audeze iSine20 punkten, der in der Kombination mit dem Acoustic Research AR-M2 zum echten Ohrenschmaus wird.
Mittlere Frequenzen kommen stets wohldosiert und drängeln sich nicht künstlich in den Vordergrund. Die Höhenwiedergabe ist ebenfalls erstklassig. Die verschiedenen hohen Synthieklänge des Rustre-Titels „A Priori“ kommen ebenso entspannt und angenehm wie die harten Klavierschläge in „The Working Hour“, und auch Christine McVies hohe Flügeltöne in „Songbird“ strahlen wunderschön und sind zu keinem Zeitpunkt bissig. Mit anderen Top-Modellen auf dem DAP-Markt wie dem Calyx M und dem Astell & Kern AK300 kann der Acoustic Research AR-M2 klanglich mithalten. Während sich der Grundklang des Calyx M durch „analog“ anmutende Wärme und der AK300 durch einen etwas helleren Sound auszeichnete, liegt der Acoustic Research AR-M2 in der goldenen Mitte und gibt sich sehr ausgewogen und natürlich. Die Unterschiede sind dabei reine Geschmacksfrage – hier wird auf allerhöchstem Niveau gespielt.

Fazit
Der Acoustic Research AR-M2 ist klanglich einer der besten DAPs, die wir bislang gehört haben – aus hochwertigen Komponenten wird hier die bestmögliche Audioübertragung herausgeholt. Alleine aufgrund dieser Tatsache ist man geneigt, über kleinere Soft- und Hardwareseitige Mankos hinwegzusehen.
STECKBRIEF ACOUSTIC RESEARCH AR-M2
Abmessungen BxTxH 70 x 15x 135 mm
Gewicht 238 g
Preis 1299 €
AUSSTATTUNG
Gehäuse Aluminium + Kupfer
Speicher 64 GB
Eingänge Micro-USB B, Micro-SD
Ausgänge Line Out (3.5mm), Kopfhörer (3.5mm)
Bedienung Line Out (3.5mm), Kopfhörer (3.5mm)
Display 125 mm
Akkulaufzeit 8.5 Stunden (PCM) / 6.5 Stunden (DSD)
Akkuladezeit 4 Stunden
Kopfhörerverstärker Class A, bis 3.7 Vrms
WiFi Ja
Bluetooth Nein
DNLA-Streaming Nein
TECHNISCHE DATEN
Betriebssystem Android 4.3 (Jelly Bean)
CPU Qualcomm MSM8926
RAM
DAC Burr-Brown PCM1794a
Auflösung bis 24 Bit/ 320 kHz
Unterstützte Dateiformate FLAC/ALAC/DSD64/DSD128/WAV/DXD/APE/AIFF
AUDIOEINSTELLUNGEN
EQ 5-Band EQ (15 dB bis 0 dB)
Weitere Einstellungen Bass Boost, 3D Effect
BEWERTUNG ACOUSTIC RESEARCH AR-M2
TESTERGEBNIS | Punkte |
Klang (40%) | 88 |
Verarbeitung (15%) | 90 |
Bedienung Hardware (15%) | 83 |
Bedienung Software (15%) | 85 |
Ausstattung (15%) | 82 |
Testurteil | 86,2 |
Preis-Leistung | gut – sehr gut |
So wie es aussieht baut Acoustic Research kein Player mehr und es gibt auch keinen Support mher in Form von Updates. Auf ihrer homepgae gibt es keine Infos zu den Playern und deren Support – als ob es sie nie gegeben hätte.
Wer für so einen Player 1200€ ausgegeben hat und jetzt Probleme hat oder auf Updates für die Zukunft hofft, die Fehler beseitigt bzw. den Player in Bezug auf Streaming zukunftssicher hält, wird sehr enttäuscht sein und sich ärgern, diesen Player für so viel Geld gekauft zu haben. Wer meint, er können so einen Player gebarucht kaufen und dabei ein Schnäppchen machen, weil sie wegen der geannten Umstände teils günstig angeboten werden, der sollte sich einen Kauf gründlich überlegen. Schade, der Player hatte Potenzial und wenn AR ihn per Updates weiter optimiert und die vorhandenen Fehler beseitigt hätte, wäre er sicher noch einige Jahre ein empfehlenswertes Gerät.
Echt enttäuschend, dass wie das mit AR abgelaufen ist und dass viele Kunden, die richtig viel Geld in ein Highend-Gerät investiert haben, jetzt in die Röhre schauen.
Hallo Maglion,
vielen Dank für Deine Anmerkung.
Nach unserem Kenntnisstand ist die Marke Acoustic Research nun im Besitz eines anderen Unternehmens (VOXX International Corporation) und das Gerät als Neuware inzwischen nicht mehr erhältlich.
Und tatsächlich finden sich auf der aktuellen AR-Webseite keinerlei Informationen mehr zum AR-M2 – wirklich schade um einen an sich so starken DAP.
Viele Grüße
Angeblich soll der Marketing Manager einem Head-Fi Forummitglied mitgeteilt haben, dass derzeit an einem Nachfolger gearbeitet wird. Dieser hat wohl auch Bilder gepostet, die allerdings nicht mehr offline sind. Habe sie leider nicht persönlich gesehen. Ist daher alles schwer einzuschätzen, aber Hoffnung darf man haben.