Mit „Whoosh!“ veröffentlichten Deep Purple bereits das 21.Studioalbum. Die britische Truppe um Sänger Ian Gillan hat dazu, wie bereits bei den letzten beiden Alben, Produzent Bob Ezrin angeheurt.
Zwischen gradlinigem Hardrock und Progressive-Elementen
Der Midtempo-Opener „Throw My Bones“ shuffelt sich durch eine Aneinanderreihung aus Progressive-Parts und einem hymnischem Streicher-Refrain. Das Ergebnis wirkt konstruiert, ein wirklicher Fluss will sich nicht einstellen, auch die Performance, beispielsweise beim Schlagzeug, wirkt teils hakelig. Teilweise aufkommender Pathos erinnert an Ozzy Osbourne-Produktionen in Richtung dessen Single „Dreamer“. „Drop the Weapon“, flink und vergleichsweise gradlinig, markiert eine der Stärken der Band: Eine dampfende Hardrock-Nummer, deren ungerade Einwürfe fast natürlich beiläufig erscheinen, die Atmosphäre wird mit dunkel aufblitzenden, komplexen Hammond-Teppichen untermalt. Gillans Text ist punktgenau phrasiert. “We’re All the Same in the Dark“ hingegen verbleibt textlich in nebulösen Klischees. Musikalisch präsentiert die Band eine Mischung aus Blues- und Progressive-Rock, die einerseits zum Mitwippen einlädt, am Ende allerdings nicht hängenbleibt.
Sakrale Anleihen samt Prog-Rock-Pyramiden
Das geshuffelte „Nothing at All“ braucht einen Moment, bis sich ein geschmeidiger Fluss einstellt – der kräftig gesungene hymnische Refrain zündet allerdings, von Don Airey mit reichhaltigen Hammond-Arpeggios umspielt. Das düstere „Step by Step“ ruft mit fast andächtiger Choral-Atmosphäre eine Mischung aus Iron Maiden und der schwedischen Band Ghost in Erinnerung, Gillans Timbre wiederum Ozzy Osbourne – ein gelungener Höhepunkt. „What the What“ bietet eine Gute-Laune-Rock’n‘Roll-Nummer, deren Refrain entfernt die Sam & Dave-Single „Soul Man“ anklingen lässt. „The Long Way Round“ reiht im Text Klischeemetaphern aneinander – dafür überrascht ein toller Mittelteil mit harmonisch unerwarteten Gitarren und interessantem Synthesizer-Solo. „The Power of the Moon“ referenziert mit seinen stakkatohaften, dunklen Arpeggio-Riffs grob auf Progressive-Bands à la Saga, schließlich schwingt das Stück in einen sakralen Refrain um, der berührt – ein weiterer Anspieltipp. Das Instrumental „Remission Possible“ pflügt sich flink durch Orgel- und Gitarrenläufe, die hohe Gipfel erklimmen, mit schlüssigen Melodiebögen. Die Höhepunkte im Alterswerk wechseln sich mit Durchschnittsstücken ab: „And the Adress“ erweist sich als eher uninspirierter Prog-Bluesrock, „Dancing in My Sleep“ schließt die 13 Stücke mit einer zwar abwechslungsreich arrangierten Midtempo-Nummer, deren Riffs und Melodien allerdings ebenfalls nicht wirklich hängenbleiben.
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Klang ohne roten Faden
Beim Klangbild drängt sich ein Eindruck von Beliebigkeit auf: Beispielsweise im Mix von „Throw My Bones“ buhlen viele Elemente um die Gunst des Hörers – zischende Hi-Hats, Streicher, Gitarren und Orgel fordern gleichermaßen Aufmerksamkeit. Dadurch fällt es schwer, dem Geschehen zu folgen. Die einzelnen Elemente sind dünn aufgenommen und produziert – gerade Bassdrum, Bass und Snare erscheinen im Klang kraft- und substanzlos. Stattdessen verbiegt deutliche Kompression die Impulse etwa von Snare, Hi-Hat und Bass Drum, was Unruhe ins Gesamtbild bringt – verglichen mit früheren Produktionen. Bei „Drop the Weapon“ zischt die Hi-Hat ebenfalls, während vom Gesamtmix ein belegter Klangeindruck bleibt – das steht symptomatisch für die Abmischung des Albums. Durch teils überfrachtete Arrangements wirken die Mischungen zwangsweise überladen. Das Boogie-Woogie-Piano in „What the What“ klingt seltsam kühl und hart in Richtung einer 1990er-Jahre-Digital-Piano-Ästhetik. Die gelungenen Songs („Drop the Weapon“, „Nothing at All“, „The Power of the Moon“, „Remission Possible“) stehen eher leblos aneinander gereihtem Material gegenüber – die Höhepunkte dürften Fans allerdings begeistern.
DEEP PURPLE – WHOOSH!
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 6 |