Das Album „Let’s Dance“ markierte bei seiner Veröffentlichung 1983 David Bowies Hinwendung zum Zeitgeist: Zwischen Disco, Funk und Halleffekten traf er einen Nerv, mit knapp 11 Millionen Verkäufen wurde es das erfolgreichste Album von David Bowie. Ursprünglich war Stammproduzent Tony Visconti eingeplant, den der Musiker kurzfristig gegen Chic-Bandleader Nile Rodgers austauschte. Rodgers sicherte David Bowie einen zeitgemäßen Sound.
Mit Funk-Gitarrenlicks, kräftig produzierten Drums von Omar Hakim und Tony Thompson sowie wohldosierten Bluesrock-Melodien von Stevie Ray Vaughan entstand dank der aufgeräumten Produktion eine individuelle Mischung, die kommerziell ansprechend war.
„Let’s Dance“ – Eine Ansammlung von Kassenschlagern
Die Musik dürfte hinlänglich bekannt sein: Der Titeltrack gilt sozusagen als DIE David Bowie Nummer schlechthin (im Film Zoolander wird David Bowie vorgestellt, indem als „Erkennungsmelodie“ lediglich die beiden Silben „Let’s Dan …“ unterlegt werden, in Echo gehüllt). Das so eingängige wie geheimnisvolle „China Girl“, zusammen mit Iggy Pop verfasst, wird im 1980er-Jahre-Formatradio nach wie vor gerne gespielt. David Bowie coverte zudem gelungen den Song „Criminal World“ (im Original von der New-Wave-Band Metro) und nahm den Titelsong zum 1982er Film Katzenmenschen, „Cat People (Putting Out The Fire)“, für das Album neu auf. Der Song, den David Bowie mit Gorgio Moroder geschrieben hat, klingt in der neuen Fassung kraftvoll peitschend, fast in Richtung Hardrock. Die restlichen der insgesamt acht Tracks wirken im Songwriting vergleichsweise beliebiger, sind aber allesamt gut hörbar und stimmig produziert.
Durchschlagender Erfolg sorgte bereits für mehrere Wiederauflagen
Das Album wurde mehrfach auf CD aufgelegt: zunächst als „normaler“ Transfer, 1995 und 1999 jeweils als Remaster. Dabei wurde die Klangästhetik jedes Mal etwas heller, und das Ergebnis war in beiden Fällen komprimierter. 2003 wurde das Album auf SACD veröffentlicht, mit einem Hybrid-Layer als CD – hier war die Klangästhetik, wie schon 1999, fast „zischend“ brillant. Das aktuelle „Let’s Dance“-Remaster wurde 2018 im Rahmen des „Loving The Alien“-Box-Sets aus elf CDs veröffentlicht, das die 1980er-Jahre-Veröffentlichungen Bowies abhandelt. Dieses Jahr wurden die Alben einzeln „ausgekoppelt“ und sind auf CD sowie als High-Resolution-Download in 192 und 96 kHz/24 Bit erhältlich.
Ästhetisch klang das 1995er Remaster noch vergleichsweise nah am Original (CD und Vinyl), allerdings mit leicht reduziertem Bassfundament und angehobenen Höhen. 1999 und 2003 wurde das Höhenspektrum „zischender“. Die „donnernde“ Akustik des Power Station Studios und die Fulminanz der Aufnahmen wurde dadurch wiederum eingedampft. Die neue Ausgabe klingt ästhetisch voller – gegenüber dem ursprünglichen Transfer und der Vinyl-Version sind die Tiefmitten angehoben, allerdings werden Transienten und Impulse etwas verschluckt, und die Höhen neigen bei einzelnen Songs (etwa „Cat People“) zu einem Ansatz von Schärfe.
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„Let’s Dance“ – Das lauteste Remaster von David Bowie
Verglichen mit den bisherigen Remasters des David Bowie Albums „Let’s Dance“ erscheint die aktuelle Produktion am lautesten, mit eingedampfter Dynamik. Deutliche Artefakte sind nicht zu hören, allerdings ändern sich durch die Kompression die Mischverhältnisse: Bei „China Girl“ tritt die Synthesizer-Fläche im Hintergrund weiter nach vorne, Drum-Fills werden dynamisch „gedeckelt“ und Bowies gesangliche Nuancen wirken mitunter unpassend verdichtet. Durch die Kompressionen werden auch Raumanteile in den Vordergrund „gespült“ – so klingt die Snare im Titel-Track noch räumlicher. Die Klangfülle scheint zunächst reizvoll, im Kontrast dazu steht die „zusammengepackte“ Feindynamik. Die Musik wirkt dadurch bei „Modern Love“ weniger „aus einem Guss“, Klavier und Bläser-Sektion scheinen sich aus dem Mix zu lösen, bei „Let’s Dance“ und „Shake It“ prasseln Stereo-Echos fast abstrakt auf den Hörer ein. „Criminal World“ funktioniert hingegen stimmig.
Ob man das „Eindampfen“ der Mischbalance mag, muss der eigene Geschmack entscheiden – hier repräsentieren die ersten beiden CD-Veröffentlichungen die ursprüngliche Mischung stimmiger, allerdings mit weniger präsenten Tiefmitten.
BEWERTUNG DAVID BOWIE – LET’S DANCE (2018 REMASTERED VERSION)
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 9 |
Klang | 7 |