D/A-Wandler Mytek Liberty

Aufmacher Mytek Liberty DAC

Gut Ding will Weile haben: Um die in audiophilen Kreisen renommierte Marke Mytek war es zuletzt verdächtig still. Doch nun liegt mit dem Mytek Liberty ein neuer Wandler mit eingebautem Kopfhörerverstärker vor. Der exzellente Ruf der New Yorker Edelschmiede wird damit eindrucksvoll untermauert.

Die Wandler von Mytek genießen Kult-Status, und das nicht von ungefähr. Bei vielen Musikfreunden stehen die DACs der in den USA ansässigen und in Polen fertigenden Manufaktur hoch im Kurs: darunter sind der achtkanalige AD/DA-Wandler 8×192 ADDA, der Mytek Stereo192-DSD-DAC und zuletzt der Mytek Brooklyn. Der nun neu erschienene Mytek Liberty ist ebenfalls ein DSD-fähiger Stereo-Wandler, den man per USB oder Digital-Schnittstellen – hier stehen S/PDIF, ADAT oder AES zur Wahl –  an die Wiedergabequelle anschließen kann. Die UVP liegt knapp unter der Marke von 1.000 Euro, wo mittlerweile auch der Stereo192-DSD-DAC gehandelt wird. Gegenüber diesem besitzt der Liberty allerdings den bedeutenden Vorteil, dass er genauso wie der Mytek Brooklyn auch Dateien im MQA-Format abspielen kann.

Gehäuse und Ausstattung

Der Mytek Liberty ist in etwa so groß wie ein gebundenes Buch und wiegt rund ein Kilo. Für ein Gerät dieser Größe ist die Anschlussvielfalt beachtlich: Auf der Rückseite stehen neben den digitalen Eingangsoptionen AES/EBU, S/PDIF, SDIF und TOSLINK zwei analoge Stereo-Paare als unsymmetrische Cinch- und symmetrische Klinkenausgänge zur Verfügung. Ein gleichzeitiger Betrieb dieser analogen Ausgänge ist möglich. Ist der Liberty per USB 2.0 angeschlossen, leistet er ein Streaming von bis zu 384 Kilohertz bei 32 Bit. Ein Betrieb als USB-Audiointerface ist jedoch nicht vorgesehen: Die digitalen Eingänge werden stets an die analogen Ausgänge durchgeschleift und stehen nicht als Eingänge einer Software zur Verfügung. Neben dem Anschluss für das mitgelieferte Kaltgerätekabel wartet der Liberty noch mit einer Buchse für ein optional erhältliches 12V-Netzteil auf. Der Hersteller empfiehlt, ein solches zur klanglichen Optimierung einzusetzen.

Vorderseitig gibt sich der Liberty äußerst minimalistisch: neben dem 6,3mm Kopfhörerausgang wird die komplette Bedienung durch einen einzigen Druck-/Drehregler bewerkstelligt: Durch anhaltendes Drücken schaltet man den Liberty an oder aus, ein kurzer Druck bestimmt die Eingangsquelle, die die entsprechende LED anzeigt. Durch Drehen bestimmt man die Lautstärke, die ebenfalls anhand dieser LED-Kette abzulesen ist. Die einzelne LED ganz links gibt Aufschluss über das gelesene Datei-Format PCM, DSD oder MQA.

Mytek_Liberty back
Der Mytek Liberty bietet gleich mehrere Digital-Eingänge. Ein 12V-Netzteil (optional) empfiehlt sich zur klanglichen Optimierung.

Je mehr Bit, desto besser?

Mit den Vorgänger-Modellen Stereo192 und Brooklyn hat der Liberty gemeinsam, dass er die interne Signalverarbeitung mit 32 Bit bewerkstelligt. Der Chip, der im Liberty zum Einsatz kommt, ist der ESS 9018 K2M SABRE32, der auch in der ersten Brooklyn-Generation zum Einsatz kam.

Der Anschluss an den Rechner per USB geht mühelos vonstatten. Apple-User müssen noch nicht einmal einen Treiber herunterladen, hier funktioniert der Liberty direkt per plug & play. Die zusätzliche Control Panel-Anwendung ist für den Betrieb des Liberty nicht unbedingt notwendig, sondern nur dann von Belang, wenn man die Firmware updaten möchte.

Messwerte

Im Messlabor gab der Liberty eine absolut erstklassige Figur ab. Der Noisefloor des FFT-Spektrums bewegt sich fast durchgängig unterhalb der -120dB Marke, was man eigentlich eher von deutlich teureren Geräten erwarten würde. Der Frequenzgang ist derart linear, dass man Abweichungen mit dem Mikroskop suchen müsste. Der Klirrfaktor liegt unterhalb von zwar mess-, aber definitiv nicht hörbaren 0,004%. Dass der Liberty auch allerleiseste Signale souverän zu wandeln versteht, ist aus der Darstellung der Wandlerlinearität ersichtlich. Bis hinab auf -115 Dezibel ist ein absolut linearer Verlauf zu beobachten.

Ein bleibender Klangeindruck

Um zu einem möglichst verlässlichen Testurteil zu gelangen, testeten wir den Mytek Liberty in unterschiedlichen Umgebungen. Als Computer kam der DAC vor allem an der Workstation Xtreme von Digital AudionetworX zum Einsatz, selbstverständlich nach einer angemessenen Einbrennzeit von gut 24 Stunden. Um die Kompatibilität mit älteren Rechnern zu testen, schlossen wir den Mytek Liberty auch an ein älteres Sony Vaio Notebook mit Intel Duo Core-Prozessor an. Die Analogausgänge verkabelten wir mit den Monitoren APS Germano Acoustics Aeon 2 und Hedd Type 20. Die Leistung des Kopfhörerverstärkers prüften wir nicht nur mit unserem Referenz-Kopfhörer, dem Audeze LCD-X, sondern zusätzlich auch noch mit dem Klassiker Sennheiser HD 600, dem Beyerdynamic T1 (V2) und dem ebenfalls von mobilefidelity-magazin getesteten Hifiman Sundara.

Was der Liberty dabei klanglich zu bieten hatte, braucht sich vor teureren Wandlern nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil. Unter den bei Tidal erhältlichen „Masters“-Alben, die also MQA-Dateien enthalten, ist auch das neue Album „After Bach“ des eigentlich als Jazzpianisten bekannten Brad Mehldau zu finden. Dem Liberty gelingt es hier mit Bravour, eine solch intime Atmosphäre zu kreieren, dass man dem Pianisten alleine zu lauschen glaubt. Feine Nuancierungen des Anschlags wie auch donnernde Oktavschläge arbeitet der neue Mytek-Wandler sauber heraus.

Auch die Dynamiksprünge im Smashing Pumpkins-Hit „1979“ erledigt der Liberty souverän. Das Schlagzeug im Intro ist prägnant, aber nicht zu aufdringlich auf der musikalischen Bühne platziert. Der leicht artifizielle und eher an eine Drum Machine gemahnende Klangcharakter ist hier nicht dem Wandler anzulasten, sondern der Produktion geschuldet.

Gleiches gilt auch für den in den Höhen zu Beginn des Refrains leicht angestrengt wirkenden Gesang. D’Arcy Wretzkys Bassgitarre wiederum ist hier so knorrig zu hören wie selten, was dazu führte, dass wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder die „Single Repeat“-Funktion bei Tidal nutzten.

Um zu testen, wie der Liberty mit elektronischen Klängen umgeht, griffen wir auf „Surf Solar“, den Opener des Albums „Tarot Sport“ von den Fuck Buttons zurück. Die Bassdrumschläge spielt der Mytek-Wandler sauber und knochentrocken ab, die verzerrten Synthesizerflächen sind prägnant, aber scheppern nicht.

Mytek_Liberty front
Die Leuchtdioden auf der Vorderseite des Mytek Liberty geben Aufschluss über die gewählte Eingangsquelle sowie über die Lautstärke.

Der Kopfhörerverstärker des Liberty ist so gut, dass die Anschaffung eines separaten Gerätes im Grunde nicht notwendig ist. Er erreicht zwar nicht die Klasse unserer Referenz, dem Violectric HPA V281, spielt aber dennoch gerade in Kombination mit so leistungshungrigen Kopfhörern wie dem Beyerdynamic T1 groß auf. Die gedoubelten zwölfsaitigen Gitarren im Intro des „Smashing Pumpkins“-Songs „Whir“ erzeugen echtes Gänsehaut-Feeling. Das Klangbild ist so klar und transparent, dass man meint, die Saiten seien über die Membran des Hörers gespannt.

Auch mit dem Hifiman Sundara am Liberty sind die Hörsessions ein purer Genuss. Die DSD-Files des Albums „La Vie Devant Soi“ des französischen Kontrabassisten Renaud Garcia Fons klingen klar und transparent, die Percussions derart präzise, dass man auch die kleinsten dynamischen Unterschiede wahrnimmt. Damit ist der Liberty nicht nur für Musikhörer, sondern auch für Produzenten als Abhöre eine sinnvolle Investition.

Fazit

Der Mytek Liberty ist ein ausgezeichnet klingender Digital-Analog-Wandler, der souverän alle relevanten Digital-Formate mit 32-Bit-Präzision wandelt und sogar MQA-Dateien abspielen kann. Aufgrund seines hochauflösenden und neutralen Klangbildes ist der neue Mytek-Wandler auch als zuverlässige Studio-Abhöre eine überaus sinnvolle Investition. Die Anschlussvielfalt ist für sein kompaktes Format hoch, die Bedienung kinderleicht und der Betrieb überaus stabil. Der Preis unter der 1.000 Euro-Marke ist mehr als fair.

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