Der Songwriter und Multi-Instrumentalist Paul Johnson produziert unter dem Pseudonym Canyon City in schöner Regelmäßigkeit eine sanfte Mischung aus Indie-Folk und Pop. Bislang hat der in Nashville, Tennesse beheimatete Musiker drei Alben und vier EPs veröffentlicht, dazu einzelne Singles. Mit „Circling the Sun“ ging kürzlich die fünfte EP an den Start.
Unaufdringlich-schöne Winter-Folk-Stücke
Beim Einstieg, dem Stück „Purple Horizon“, bietet Canyon City ein sparsames, atmosphärisches Arrangement aus gezupftem Akustikgitarren-Pattern und Klavier-Akkorden. Die Atmosphäre schwillt behutsam an, mit Orgel, Streichern, Percussion-Sounds und cleaner E-Gitarre – mit Paul Johnsons zwar eher dünnem, aber unaufdringlichem Gesang eine wunderbar herbstliche Mischung, die erreicht und etwa an die Ruhe der Musik von Bear’s Den (zur Plattenkritik von „Fragments“) erinnert. „Wish List“ ist noch dezenter gehalten, die gewohnten Akkorde nagen sich in Richtung Kitschgrenze vor – und trotzdem unterhält die ruhige Aufbruchsstimmung so angenehm wie ein Spaziergang durch eine trocken-kalte, harmonische Winterlandschaft, die wie unter eine Puderzuckerschicht in hellweißen Neuschnee getaucht wurde.
Die ruhige Folkballade „Like the Stars Shine“ setzt ebenso auf ein Gitarren-Fingerpicking-Muster, bedämpfte Klavierklänge und verhaltene cleane E-Gitarren. Der eingängige mehrstimmige Refrain und der ganz behutsame Stomper-Rhythmus machen das Stück jedoch zum Höhepunkt der neuesten EP von Canyon City: Hier verbindet Paul Johnson seine Fähigkeit, unaufdringliche, schöne Kleinod-Atmosphären zu schaffen mit Pop-Hookline-Charakter, ohne sich dem Radiomarkt anzubiedern.
Atmosphären als gelungenes Merkmal
Das ebenfalls ruhige „Ferris Wheels“ fällt durch Oktavsprünge im Refrain auf; dennoch erscheint der Song aufgrund oft gehörter Harmonien am schablonenhaftesten konstruiert auf der vorliegenden EP, wenngleich sich das Ergebnis immer noch ohne Allergien hören lässt. „You Don’t Let This Go“ schließt die fünf Songs der Veröffentlichung: Hier wird Canyon City noch etwas getragener, beschwört Johnson doch den Wert einer Beziehung, bei der man sich gegenseitig in- und auswendig kennt, gleichzeitig bleibt die Komposition nicht wirklich hängen. Das macht nichts, denn bei Canyon City steht die Gesamt-Atmosphäre im Vordergrund, die Johnson verlässlich bedient.
Beim Vorgänger-Album war die Sogwirkung stellenweise noch einen Hauch größer, etwa ergänzt durch experimentellere Klangtupfer, wie dumpfe Effekt-Synthesizer-Flächen und abwechslungsreichere Gitarren-Zupfmuster, sowie insgesamt leicht unvorhersehbarere Song-Strukturen. Und dennoch, allein „Like the Stars Shine“, was auch als eine der Singles veröffentlicht wurde, macht die jüngste EP-Veröffentlichung besonders reizvoll – ein idealer, positiver Weihnachts- und Neujahrs-Soundtrack, wenn reine Stimmung statt Klischee gewünscht ist.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.
Canyon City liefert einhüllendes Klangbild
Der Klang der „Circling the Sun“ EP von Canyon City lässt sich am besten als ‚stimmig‘ beschreiben: Die einzelnen Instrumente sind gut und halbwegs plastisch ortbar, Paul Johnson nutzt das Panorama sinnvoll aus, Halleffekte untermauern die Stimmung, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Gleichzeitig könnte der Gesang etwas fülliger und klarer greifbar im Mix stehen, wirklich voll klingen die einzelnen Instrumente umgekehrt auch nicht – beispielsweise Joshua Hyslops Album „Ash & Stone“ (zur Plattenkritik), in ähnlicher Stilistik gehalten, vermittelt atmosphärisch ein absolut rundes Klangbild.
Davon abgesehen: Der Klang der vorliegenden EP von Canyon City ist differenziert und vermittelt entspannte Durchhörbarkeit, mit großem Dynamikbereich und ohne jegliche Andeutung unangenehmer Frequenzspitzen. ‚Belegt‘ ist das Klangbild ebenfalls nicht. Die Kombination ist alles andere als verkehrt.
CANYON CITY – CIRCLING THE SUN
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 8 |