Kopfhörerarten: Brauche ich In-Ear, On-Ear oder Over-Ear?

Kopfhörerarten

Welche Kopfhörerarten gibt es eigentlich?

Nicht jeder Kopfhörer ist der genau richtige für den eigenen Anspruch, denn die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kopfhörerarten sind enorm. Wir erklären, welche Kopfhörerarten es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben.

Dank moderner Streamingdienste wie Spotify, Tidal, Qobuz, Deezer und Konsorten sowie hochleistungsfähiger Smartphones ist das Musikhören unterwegs so unkompliziert wie noch nie. Ob in der U-Bahn, im Flugzeug oder im Fitnessstudio, die meisten Menschen genießen Musik mittlerweile (fast) überall. Doch auch zu Hause, auf der Bühne und im Recording-Studio sind Kopfhörer omnipräsent. Dabei ist aber Kopfhörer nicht gleich Kopfhörer – der Musiker hat völlig andere Ansprüche als der Sportler, der Genießer oder der Pendler. Es ist wichtig, die Unterschiede zu kennen, um den richtigen Kopfhörer für die eigenen Zwecke zu finden.

Es gibt zwei verschiedene Kopfhörer-Bauformen

Zunächst unterscheidet man bei der Bauform zwischen Muschelkopfhörern, die einen Kopfbügel besitzen, an denen die Ohrmuscheln befestigt sind, und Ohrhörern, welche direkt in das Ohr gesetzt werden. Alle Kopfhörertypen gibt es dabei jeweils auch mit Bluetooth, also in Drahtlos-Varianten, sowie mit Active Noise Cancelling.

Muschelkopfhörer sind die Klassiker

Die meisten Menschen werden, wenn sie an Kopfhörer denken, sofort einen Muschelkopfhörer mit Kopfbügel vor dem inneren Auge sehen – diese Bauform ist die „klassische“ Kopfhörerart. Die Muschelkopfhörer werden in zwei Unterarten aufgeteilt, nämlich Over-Ear- und On-Ear-Kophörer. Für beide Kopfhörerarten gibt es drei verschiedene Bauweisen, die den Klang massiv beeinflussen.

Kopfhörerarten Over Ear Kopfhörer Onkyo A800
Der Onkyo A800 ist ein offener Kopfhörer mit durchlässiger Rückplatte.

Offene Kopfhörer sind so gebaut, dass der im Kopfhörer erzeugte Schall durch eine durchlässige Rückwand auch nach außen dringen kann. Der Klang ist dadurch für gewöhnlich etwas natürlicher und plastischer als bei geschlossenen Kopfhörern.
Da sie sowohl nach außen als auch nach innen nicht abgeschirmt sind, eignen sie sich vor allem für den Musikgenuss in Ruhe zu Hause, sowie zum Mixen und Mastering im Tonstudio. Neben dem Klang haben offene Kopfhörer den Vorteil, dass ein guter Wärmeaustausch stattfindet und man auch bei langen Hörsessions einen kühlen Kopf bewahrt. Nicht zu empfehlen sind offene Kopfhörer, wenn man in lauter Umgebung konzentriert hören möchte oder sich Mitmenschen durch die Musik belästigt fühlen könnten.

Kopfhörerarten Over Ear Kopfhörer Meze 99 Classics
Der Meze 99 Classics ist ein geschlossener Kopfhörer. Seine Kopfhörermuschel ist durchgehend aus Holz gefertigt.

Geschlossene Kopfhörer sind so gebaut, dass sie keinen Schall nach außen oder innen durchlassen. Für den Gebrauch unterwegs oder im Aufnahmeraum eines Tonstudios sind geschlossene Kopfhörer dadurch ideal. Durch das geschlossene Luftvolumen innerhalb der Kopfhörermuschel wird etwas mehr Druck im Bassbereich aufgebaut, sodass geschlossene Kopfhörer oft als etwas bassstärker empfunden werden als die offene Variante. Der Klang ist meist etwas weniger plastisch als bei offenen Kopfhörern, da der Schall sich nicht so frei entfalten kann. Ein Nachteil von geschlossenen Kopfhörern ist der fehlende Wärmeaustausch am Ohr, durch den es bei langem Hören je nach Modell etwas warm unter den Kopfhörermuscheln werden kann.

Halboffene Kopfhörer wollen als Mittelding das Beste aus beiden Welten bieten, also besser nach außen hin abschirmen als offene Kopfhörer, gleichzeitig aber etwas mehr Wärmeaustausch ermöglichen als die geschlossenen Modelle. Um das zu erreichen, kommen meist Dämmmaterialien innerhalb einer eigentlich offenen Konstruktion zum Einsatz.

Over-Ear-Kopfhörer sind beliebt daheim und im Studio

Kopfhörerarten Over Ear Kopfhörer Hifiman HE1000 V2
Der Hifiman HE1000 V2 ist ein Over-Ear-Kopfhörer mit besonders großen Kopfhörermuscheln.

Bei Over-Ear-Kopfhörern, auch ohrumschließende Kopfhörer genannt, umschließen die Kopfhörermuscheln das Ohr komplett. Diese Kopfhörerart wird im Allgemeinen als sehr bequem empfunden, da die Polster das Ohr im Optimalfall nicht berühren, sondern am Kopf anliegen. Durch die Größe der Kopfhörermuscheln sind sie oft etwas schwerer als On-Ear-Kopfhörer. Außerdem sind Over-Ear-Kopfhörer meist insgesamt etwas unhandlicher und dadurch für unterwegs nur bedingt geeignet. Sie kommen häufig für den Musikgenuss zu Hause und in Tonstudios zum Einsatz, wo ein bequemer Sitz über lange Zeiträume gefragt ist. Klanglich galten sie lange Zeit als das Nonplusultra, denn durch den Raum zwischen Ohr und Kopfhörermuschel bieten sie viel Raum zur Klangentfaltung – das gilt insbesondere für offene Over-Ear-Kopfhörer. Mittlerweile gibt es allerdings auch im In-Ear- und On-Ear-Sektor Modelle, die es mit dem Klang eines guten Over-Ear-Kopfhörers aufnehmen können.

Hier finden Sie alle Tests zu Over-Ear-Kopfhörern.

On-Ear-Kopfhörer sind eine gute Wahl unterwegs und für DJs

Kopfhörerarten On Ear Kopfhörer Audeze Sine
Die Kopfhörermuscheln des On-Ear-Kopfhörers Audeze Sine liegen auf dem Ohr auf.

On-Ear-Kopfhörer, auch ohraufliegende Kopfhörer genannt, waren eine Zeit lang aus der Mode gekommen, erleben aber seit ein paar Jahren ein Comeback. Bei dieser Kopfhörerart liegen die Kopfhörermuscheln auf dem Ohr auf. Im Allgemeinen ist der Klang von On-Ear-Kopfhörern etwas weniger plastisch als bei der ohrumschließenden Variante, weil der Schall sich weniger ausbreiten kann. Durch den leichten Druck auf das Ohr empfinden manche Menschen On-Ears als etwas unbequemer als die Over-Ear-Version. Je nach Ohr können On-Ear-Kopfhörer auch etwas lockerer sitzen als ohrumschließende Modelle. Dafür sind sie für gewöhnlich leichter, kompakter und oft sogar faltbar. Damit eignen sich On-Ears perfekt für diejenigen, die einen Bügelkopfhörer für unterwegs suchen. Auch als transportables Arbeitsgerät von DJs kommen sie oft zum Einsatz, denn sie lassen sich leicht vom Kopf nehmen und passen gut in den DJ-Koffer.

Hier finden Sie alle Tests zu On-Ear-Kopfhörern.

Ohrhörer sind praktisch auf Reisen

Ohrhörer, die direkt an oder in den Gehörgang eingesetzt werden, sind weit verbreitet, denn sie sind extrem leicht und passen in jede Tasche. Neben den sehr günstigen Exemplaren, die meistens Smartphones und MP3-Playern beiliegen, gibt es auch erstklassige High-End-Modelle. Man unterscheidet hier grundsätzlich zwischen In-Ear-Kopfhörern und
Earbuds.

In-Ear-Kopfhörer sind omnipräsent

Kopfhörerarten In Ear Kopfhörer RHA T20
In-Ear-Kopfhörer wie der RHA T20 sitzen besonders sicher im Ohr.

In-Ear-Kopfhörer sind aus verschiedenen Gründen die Kopfhörerart, die man unterwegs am häufigsten sieht: Die meist sehr kompakten Ohrhörer werden direkt in den Gehörgang eingeführt. Dadurch sitzen sie sehr fest und eignen sich beispielsweise auch für die Nutzung beim Sport. Um einen optimalen Sitz zu bieten, werden meist verschiedene Silikon- und manchmal auch Schaumstoffpolster mitgeliefert. Außerdem ist die Abschirmung nach außen durch den geschlossenen Gehörgang sehr gut. Für den Straßenverkehr sind sie damit allerdings weniger geeignet, denn Umgebungsgeräusche nimmt man mit In-Ears kaum wahr. Es gibt hier allerdings auch Sonderformen, die zwar leicht in den Gehörgang eindringen, aber vom Prinzip her eher wie Knöpfe im Ohr sitzen und etwas weniger abschirmen. Das bekannteste Beispiel sind wohl Apples EarPods beziehungsweise die kabellosen AirPods.

Hier finden Sie alle Tests zu In-Ear-Kopfhörern.

Earbuds sind bequem, aber etwas bassarm

Kopfhörerarten Earbuds
Earbuds sieht man heute eher selten, obwohl sie viele Menschen als sehr bequem empfinden.

Waren Earbuds früher sehr weit verbreitet, da sie so gut wie jedem Handy und MP3-Player beilagen (legendär waren beispielsweise die weißen Earphones, die Apple zu seinen iPods mitlieferte), haben sie heutzutage eher Außenseiter-Status bei den Kopfhörernutzern.
Da Earbuds nicht so fest im Ohr sitzen wie In-Ears, liefern sie eine deutlich schwächere Basswiedergabe als alle anderen Kopfhörer-Arten. Beim Sport haben sie den Nachteil, dass sie etwas leichter aus dem Ohr fallen als In-Ear-Kopfhörer.
Von Vorteil ist, dass Earbuds im Straßenverkehr deutlich besser geeignet sind als In-Ear-Kopfhörer, da mehr Außengeräusche durchdringen. Außerdem werden sie von vielen als etwas angenehmer im Tragegefühl empfunden, da sie eben nicht in den Gehörgang eindringen.

Fazit

Die verschiedenen Kopfhörerarten haben alle klare Vor- und Nachteile. Kennt man diese, ist es leicht, den richtigen Kopfhörer für die eigenen Wünsche zu finden. Ist etwa ein leicht verstaubarer Bügelkopfhörer gewünscht, mit dem man auf dem Arbeitsweg in der U-Bahn entspannen kann, ist man mit einem geschlossenen On-Ear-Kopfhörer mit Active Noise Cancelling gut beraten, will man beim Sport richtig abschalten, sollte es ein leichter, fest sitzender In-Ear-Kopfhörer sein. Wer gerne abends zu Hause Musik in bester Qualität hört, für den ist ein bequemer offener Over-Ear-Kopfhörer die richtige Wahl. Mit diesem Wissen gestaltet sich die Suche nach dem optimalen Kopfhörer gleich viel einfacher.

Finden Sie hier den passenden Kopfhörer für Ihre Ansprüche:
Over-Ear-Kopfhörer
On-Ear-Kopfhörer
In-Ear-Kopfhörer
Drahtlos-Kopfhörer

2 Kommentare

  1. Hallo

    Der Kopfhörer schlechthin ist der Jecklin Float ! Dieser ältere Kopfhörer ist der ultimative offene Over-Ear Kopfhörer und ist ein Elektrostat. Es gibt aber heutzutage auch AMT-Kopfhörer (air-motion-transformer), bei der die Membran gefaltet ist. Dieser ist aber ein Magnetostat (HEDD Audio). Diesen habe ich allerdings (noch) nicht gehört.

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