Der englische Kult-Hersteller Marshall Amplification hat seinen Klassiker und zugleich beliebtesten Kopfhörer, den Major III, neu aufgelegt. Das brandneue Modell Marshall Major III Voice kommt als erstes der Marke mit Sprachassistent und hat zudem einen kräftigen Akku-Boost erhalten. Aufbau und Design wurden dagegen nur marginal verändert.
Doch wie schlägt sich die Neuauflage von Marshalls On-Ear-Klassiker, die zu einem UVP von 169 Euro, und damit für 20 Euro mehr als der Major III Bluetooth, erhältlich ist, in unserem Praxis- und Hörtest? Auf den ersten Blick macht der neueste Marshall-Zuwachs schon einmal den von der Marke gewohnt ansprechenden und wertigen Eindruck.
So ist der Marshall MAJOR III Voice aufgebaut

Rein äußerlich hat sich beim Major III Voice im Vergleich zu seinem Vorgängermodell, wie eingangs erwähnt, nicht viel getan: Auch beim brandneuen Modell der Kultserie, das bislang nur in Schwarz zu haben ist, setzt der Hersteller wieder auf das bewährte Vinyl-Gehäuse in der klassischen Marshall-Retro-Optik. Die Bauweise bleibt dabei größtenteils dieselbe: Auch das neueste Modell der Serie verfügt wieder über den gewohnt flexibel biegbaren Kopfbügel mit der aus der Major-Serie bekannten Polsterung.

Die Ohrmuscheln des geschlossenen On-Ear-Kopfhörers weisen einmal mehr das typisch rechteckige Gehäuse auf und tragen wieder das legendäre Marshall-Logo. Sie sind an ihren Scharnieren erneut zum Kopf hin frei beweglich, stufenlos ausfahrbar und an den Gelenken nach innen hin einklappbar. Lediglich die Ohrpolster des Vorgängermodells hat Marshall zwecks höheren Tragekomforts nochmals optimiert, und den Hörer darüber hinaus mit dickeren Kabelschlaufen samt verstärkten Gummischiebern versehen, um etwaigen Brüchen effizienter vorzubeugen.

Die linke Ohrmuschel verfügt über den bekannten goldenen Bedienknopf, einen kleinen Fünf-Wege-Joystick, der sich in vier Richtungen bewegen und außerdem drücken lässt, um diverse Befehle an den Hörer weiterzugeben. Und auch die rechte Muschel ist fast eins zu eins die alte geblieben: Hier befinden sich in gewohnter Anordnung der Micro-USB-Eingang zum Aufladen des Hörers sowie der 3,5-Millimeter-Eingang zum Anschluss des mitgelieferten Audiokabels und eine LED, die den Ladezustand sowie den Bluetooth-Status anzeigt. Lediglich ein Detail ist hier neu hinzugekommen: die schwarze Voice-Taste, mit welcher der Google Assistant aktiviert wird. Und im Innern des Major III Voice verrichten die bereits aus dem Major III Bluetooth bekannten, dynamischen 40-Millimeter-Treiber ihren Dienst.
Bluetooth, Akku und Funktionalität
Mit einer gigantischen Akkulaufzeit von bis zu 60 Stunden hat sich die kabellose Spieldauer des neuen On-Ears im Vergleich zu seinem Vorgänger mal eben verdoppelt. Und in gerade einmal drei Stunden ist der neue Marshall-Kopfhörer Herstellerangaben zufolge schon wieder vollständig aufgeladen, was sich auch in unserem Test bestätigte. Außerdem verfügt der Major III Voice über Bluetooth mit einer Wireless-Reichweite von 10 Metern und ist mit dem aptX-Codec von Qualcomm ausgestattet.
Neu ist beim aktuellsten Marshall-Kopfhörer auch die Sprachsteuerung via Google Assistant. Per Drücken und Halten der eigens dafür neu hinzugekommenen Voice-Taste wird dieser aktiviert. Sodann können dem Sprachassistenten sowohl unter Android als auch unter iOS Befehle, etwa zur Musikwiedergabe, gegeben sowie Fragen gestellt werden. Damit der Google Assistant nicht versehentlich aktiviert werden kann, reagiert er übrigens nicht auf das Kennwort „Ok Google“, sondern ausschließlich auf das Signal, welches er über den Druck auf die Voice-Taste erhält.
Der MAJOR III Voice in der Praxis

Der neue Marshall Major III Voice ist zwar grundsätzlich angenehm zu tragen – auch für Nutzer, die das Tragen von On-Ear-Kopfhörern mit dem ihrer Bauweise geschuldeten Druck auf die Ohrmuscheln nicht gewohnt sind. In Sachen Tragekomfort fällt er allerdings trotz seines geringeren Gewichts (185 Gramm) ein wenig hinter dem etwas luxuriöseren Bluetooth-On-Ear Marshall MID A.N.C. (208 Gramm) mit Active Noise Cancelling und dem viel schwereren Audeze Sine (300 Gramm) zurück. Der MID A.N.C. sitzt dank seiner etwas großzügiger ausfallenden Ohrpolster und Bügelpolsterung mit Mikrofaserbezug einfach etwas angenehmer am Kopf. Hierbei handelt es sich allerdings wohlgemerkt auch lediglich um Nuancen. Der, wohlgemerkt deutlich teurere, Sine von Audeze mit seinen für einen On-Ear außerordentlich großzügig bemessenen Muscheln dagegen und übt deutlich weniger Druck auf die Ohren aus und schlägt beide Marshalls in Sachen Tragekomfort – gerade bei ausgedehnten Hörsessions – um Längen.
Leider liegt dem Marshall Major III Voice im Gegensatz zum MID A.N.C. zudem keine Transporttasche bei. Zwar lässt er sich aufgrund seines faltbaren Designs und des flexiblen Kopfbügels auf ein ordentliches Transportmaß schrumpfen, jedoch bleibt er dabei nach außen hin ungeschützt – es sei denn, man verstaut ihn auch unterwegs im Produktkarton. Außerdem dringt unterwegs verhältnismäßig viel Umgebungslärm zu den Ohren durch. Dafür dringt aber auch bei höheren Lautstärkepegeln nicht allzu viel nach außen.

Das Bluetooth-Pairing mit verschiedenen in unserem Test zum Einsatz gekommenen Zuspielgeräten funktionierte dessen ungeachtet schnell und einwandfrei. Der Major III Voice ließ sich dabei außerdem mit bis zu zwei Geräten gleichzeitig koppeln. Und auch die Steuerung mittels des Fünf-Wege-Joysticks ging im Praxistest dank guter Druckpunkte von Beginn an unerwartet leicht und selbstverständlich von der Hand: Play/Pause, die Volume-Regelung, einen Song vor- oder zurückspringen und auch das Vor- und Zurückspulen klappten hiermit spielend leicht. Die Aktivierung der Sprachsteuerung respektive des Google Assistant gelingt mit einfachem Druck auf die Voice-Taste ebenfalls völlig problemlos. Und auch beim Telefonieren mit dem neuen Marshall On-Ear gab es hinsichtlich der Sprachverständigung weder sender- noch empfängerseitig etwas zu beanstanden.
Akustische Signale beim Ein- und Ausschalten, Warntöne bei niedrigem Akkustand und auf Englisch eingesprochene Sprachansagen durch eine sehr angenehme Frauenstimme erleichterten Bedienung des On-Ears außerdem. Und die megalange Akkulaufzeit von bis zu 60 Stunden spricht natürlich für sich: Der Major III Voice läuft und läuft und läuft…, über Tage hinweg wollte er in unserem Test einfach nicht aufhören zu spielen – klasse!
So klingt der neue Marshall-On-Ear

Nachdem der Marshall Major III Voice die übliche Einbrennphase von etwa 72 Stunden überstanden hatte, war auch er bereit für unseren intensiven Hörtest. Hierzu koppelten wir ihn sowohl drahtlos als auch kabelgebunden mit diversen mobilen Zuspielgeräten wie dem Pioneer XDP-300R, dem iBasso DX200 und DX220 sowie dem Questyle QPM. Außerdem betrieben wir den neuen On-Ear von Marshall auch mit dem iPhone SE und dem MacBook Pro. Dabei kristallisierte sich schnell der folgende Klangeindruck heraus:
Der Testkandidat ist vergleichsweise warm abgestimmt und weist einen leicht basslastigen Klang mit druckvollem Tiefbass, klaren, detailreichen Höhen und einem eher zurückhaltenden Mittenbereich auf. Im Test spielte der Marshall Major III Voice die Tiefen knackig und voluminös aus und hatte einen bemerkenswerten Tiefgang. Elektronische Musik wie Farays „Anger“ oder Trentemøllers „Evil Dub“ machten auf diese Weise enorm viel Spaß mit dem neuen Marshall. Im Obertonbereich legte der Marshall-On-Ear eine klare, saubere Höhenwiedergabe ohne Schärfe an den Tag, die besonders hellen Stimmen wie der von Kate Bush oder dem Saxophon-Solo im Foreigner-Klassiker „Urgent“ gut zu Gesicht stand.
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Im Mittenbereich zeigte sich der Major III Voice dagegen etwas schwach auf der Brust und tendenziell etwas zu weich abgestimmt: Gerade die Tiefmitten gab er etwas schwammig und verwaschen wieder, was zum Beispiel das Hörerlebnis bei Mumford & Sons‘ „Little Lion man“ etwas schmälerte. Dem Audeze Sine und dem 1More Triple Driver H1707 zum Beispiel gelang dies besser, sie spielten die Tiefmitten präziser, die Mitten insgesamt griffiger aus und verliehen ihnen deutlich mehr Körper. Hiervon profitierten Jazz-Stücke wie Oscar Petersons „C Jam Blues“ oder das legendäre „Jazz at the Pawn Shop“-Album ganz besonders.

Erwartungsgemäß machte das Musikhören mit Marshalls jüngstem Kopfhörer-Spross aufgrund der dargelegten Abstimmung am meisten Spaß mit gitarrenlastiger und höhenbetonter Rockmusik, etwa von MUSE oder The Darkness, sowie mit Rock-Klassikern von Deep Purple, Black Sabbath & Co. Hierbei schlug er sich zudem nicht schlecht in Sachen Impulstreue. Und auch Popsongs von Michael Jackson über Whitney Houston bis hin zu Coldplays „Clocks“ gab der neue Marshall-On-Ear souverän zum Besten.
Die Hörbühne fächerte der Marshall-On-Ear in Breite und Tiefe durchschnittlich gut auf. Im Song „Homeless“ von Ladysmith Black Mambazo feat. Paul Simon zum Beispiel waren einzelne Stimmen zwar gut differenzierbar, aber etwa im Vergleich mit der Darstellung des MID A.N.C. etwas weniger greifbar. Ähnlich verhielt es sich mit den Instrumenten in klassischen Orchester-Stücken. Mit den in diesem Genre nicht unüblichen großen Dynamik-Sprüngen hatte der Major III Voice keinerlei Probleme.
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Zwar ist der Major III Voice kein Kopfhörer, der höchsten audiophilen Ansprüchen genügt – das will er aber auch gar nicht sein. Insgesamt konnte uns sein Klangbild im Hörtest über diverse musikalische Stilrichtungen hinweg überzeugen. Den Erwartungen entsprechend klang er darüber hinaus via Kabel noch ein Fünkchen lebendiger als im Bluetooth-Betrieb.
Fazit
Der Marshall Major III Voice tat sich im Hörtest besonders bei Rock, Pop und Electro hervor. Zudem punktete er als nimmermüder Begleiter für unterwegs mit einer überragenden Akkuleistung, verbessertem Tragekomfort, leichter Bedienbarkeit, praktischem Faltmechanismus, integriertem Sprachassistent – und nicht zuletzt mit dem klassischen Retro-Chic, für den die Marke steht.
STECKBRIEF MARSHALL MAJOR III VOICE
Gewicht 185 g (ohne Kabel)
Preis 169 €
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip 1x dynamischer Treiber, 40 mm
Bauweise geschlossen, On-Ear
Frequenzgang 20 Hz – 20 kHz
Anschlusskabel Audiokabel (abnehmbar, einseitig geführt)
Stecker 3,5-mm-Miniklinkenstecker (vergoldet)
Adapter Micro-USB-Ladekabel
Impedanz 32 Ohm
Bluetooth k. A.
Reichweite bis zu 10 Meter
Audio Codec Qualcomm aptX
Akkulaufzeit bis zu 60 Stunden
Akkuladezeit ca. 3 Stunden
Besonderheiten abnehmbares Kabel (einseitig geführt); Multidirektionaler Kontrollknopf; Falt-Mechanismus; Marshall Bluetooth App; Sprachsteuerung via Google Assistant
ZUBEHÖR
abnehmbares Audiokabel mit integriertem Mikro und Kabelfernbedienung; Micro-USB-Ladekabel; User Manual
AUFBEWAHRUNG
/
BEWERTUNG MARSHALL MAJOR III VOICE
KLANG | Punkte |
Neutralität (2x) | 68 |
Feinzeichnung (2x) | 74 |
Impulsverhalten | 77 |
Räumlichkeit | 67 |
Dynamikverhalten | 75 |
Basstiefe | 83 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 73 |
Tragekomfort (25%) | 74 |
Verarbeitung (15%) | 77 |
Ausstattung (10%) | 76 |
Testurteil | 74,2 |
Preis-Leistung | sehr gut |
Der Major III Bluetooth VOICE hat kein aptX.