Bill Frisell – Music IS

Das neueste Album von Bill Frisell, „Music IS“, reiht sich in einen schier endlosen Schaffensreigen des amerikanischen Crossover-Gitarristen ein. Der 67-Jährige hat sich zunächst im Jazz-Bereich einen Namen gemacht, lange Jahre unter anderem mit Paul Motian oder John Zorn gespielt, dazu Soloalben im Jazz-, Folk- und Blues-Bereich veröffentlicht – mal eigene instrumentale Stücke, in anderen Fällen intelligente Instrumental-Cover-Versionen.

Nicht zu vergessen Soundtracks und Gastspiele (unter anderem bei Ginger Baker, Lucinda Williams oder Lizz Wright). Sein Gitarren-Sound zeichnet dabei dabei sauberer, gleichzeitig weicher Anschlag aus, der in allzu harmonischen Umtrieben fast harmlos und „zu schön“ klingen kann. Das konterkariert Frisell oft durch schräge Harmonien.
Auf „Music IS“ greift er eigene Stücke aus seinem Backkatalog auf die er dieses Mal ohne Begleitmusiker allein mit mehreren E- und Akustikgitarrenspuren, Loops, gelegentlichem Bass oder einer Spieldose fast „puristisch“ arrangiert.
„Pretty Stars“ klingt mit seinen leicht arpeggierten Melodieverläufen, die nahezu seicht auf die erwartbaren Töne enden, beinahe gefährlich zuckersüß – aber meist eben nur beinahe: Rechtzeitig treten harmonische Erweiterungen auf, sowie ein melancholisch-düsterer B-Teil. Die Instrumentalerzählung „Winslow Homer“ erscheint vergleichsweise schräg-bluesig – erfrischend. „Change In The Air“ klingt atmosphärisch, mit sphärischen Gitarren-Sounds – ein Highlight der Platte. Gleiches gilt für das etwas flottere, nicht minder melancholische „Thankful“. „Think About It“ klingt mit rotziger, verschnipselter Crunch-Gitarre fast schon rebellisch. „Rambler“, in der Urfassung ein ruhiger Folk-Song, wird hier gelungen mit einem Ring-Modulator-Effekt verfremdet. „Kentucky Derby“ wird verzerrt und mit Loopversätzen verschnipselt, und bleibt trotz und wegen ungewohnter Harmonien interessant.

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Bei allen Stücken bleibt Frisell wie immer ein „Song-Spieler“, der als musikalischer Erzähler arbeitet – kein Vergleich zu Soloalben anderer Gitarristen, die ein Lied als Entschuldigung für die Selbstdarstellung nutzen. Und: Die oft problematische „Selbstbefruchtung“ beim Einspielen aller Spuren durch die gleiche Person umschifft Frisell scheinbar mühelos. Die einzelnen Spuren greifen wunderbar ineinander, in keinem Moment stellt sich der negative Eindruck ein, dass sich hier ein Musiker selbst begleitet und „dupliziert“ – wenngleich Frisells Ton immer erkennbar ist. Die sinnvolle Selbstbegleitung stellt bereits für sich gesehen eine Meisterleistung dar.
Durchhänger finden sich bei den 16 Stücken auf dem Album keine. Stattdessen schafft es Frisell, unaufdringlich und spannend zugleich zu unterhalten. Hier hilft vielleicht sogar der Umstand, dass er auf seine „üblichen“ Mitmusiker (etwa Pedal-Steel-Gitarrist Greg Leisz) verzichtet, mit denen er sich zwar hervorragend ergänzt, deren Mitarbeit aber den harmonischen „Kitsch-Faktor“ mancher Frisell-Kompositionen erhöht.
Der Klang ist größtenteils ebenfalls unaufdringlich im besten Sinne, sieht man von Anflügen an Schärfe bei den Songs „Happy Go Lucky“ und „Kentucky Derby“ ab. Lediglich etwas ausgeprägtere Bassimpulse der Gitarrensignale wären reizvoll gewesen – ein Punkt, der Frisells Leistung in keiner Weise schmälert.

BEWERTUNG BILL FRISELL – MUSIC IS

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 9
Klang 8
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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