Die schottische Alternative-Rock-Band Biffy Clyro wurde bereits 1995 gegründet. Schnell machte sich das Trio um den charismatischen Frontmann Simon Neil in der Indie-Szene einen Namen. Rund zehn Jahre später setzte dann auch breitengängiger Erfolg ein, mitsamt Chart-Hits wie Single „Mountains“ vom „Only Revolutions“-Album und „Black Chandelier“, dem bislang größten Hit der Band vom 2013er-Album „Opposites“. Mit „A Celebration of Endings“ legt die Gruppe nun schon das neunte Studioalbum vor.
Typisch Biffy Clyro: Moderner, effektgeladener Rock
„North of No South“ eröffnet das neueste Album von Biffy Clyro mit einem ‘lauten‘, modernen Rock-Track: direktes Schlagzeug, cleane Effektgitarren und kräftige Basslinien, teilweise verzerrte Gesänge mit leichten Synth-Effekten. Im energetischen Refrain folgt ein eingängiges Riff, ein ruhiger Mittelteil mit Synth-Flächen und Clap-Sounds lädt zum ‚Luftholen‘ ein. Der Zuhörer wird unmittelbar mitgerissen, die Mischung erinnert an die Experimente von MUSE und die Unmittelbarkeit etwa von Incubus.
Ein ähnlich abwechslungsreiches Arrangement liegt bei „The Champ“ vor: Ein Piano und trockener Gesang leiten eine vermeintliche Ballade ein, zu der sich zackige Streicher gesellen – bis schließlich Stakkato-Drums und eine geachtelte Basslinie den Song als treibende Rock-Nummer aufgreifen. Auch hier erinnert das Ergebnis mit den häufigen Wechseln wieder an MUSE, samt dem kurzen verzerrten Melodiegitarren-Lick am Ende. Der Song geht noch ‚ungezwungener‘ ins Ohr als der Opener, auch wenn er kurz davorsteht, in den vielen Wechseln während der dreieinhalb Minuten Spielzeit auseinanderzufliegen – so oder so: ein absoluter Anspieltipp.
Von flinkem Stoner-Rock über Pop-Punk bis Post-Rock
„Weird Leisure“ klingt, als würden MUSE mit den Queens of the Stone Age gekreuzt, um flinken, treibenden Stoner-Rock (eigentlich ein Gegensatz!) abzuliefern. Die vertrackten, langsamen Takte im Refrain warten mit interessanten Harmonien auf – ebenfalls ein Anspieltipp. Beim flotten „Tiny Indoor Fireworks“ mit sehr kontrollierten Sounds samt E-Drum-Ästhetik klingen Biffy Clyro dann mehr nach gelungenem Alternative Rock/Pop-Punk à la Blink 182. „Space“, eine Pop-Ballade im Dreivierteltakt mit Klavier, kurzen Drums, Streichern und Akustikgitarre greift dann entfernt die Ästhetik etwa der Goo Goo Dolls auf. Bei „End of“ dominieren wiederum Alternative-Rock-Sounds mit verzerrten Gitarren und Bass sowie lauten Drums. Die dissonanten Harmonien lösen sich im Refrain angenehm auf, auch Progressive-Rock-Elemente fügen sich unkompliziert ein.
Bei „Instant History“, der ersten Single-Auskopplung von „A Celebration of Endings“, liefert die Band eine mitreißende Pop-Rock-Nummer mit Refrain-Synthesizer-Melodie ab – ein weiterer Anspieltipp. Biffy Clyro erinnern bei der Akustikgitarren-Ballade „Opaque“ samt Streichern grob an Green Day. „Cop Syrup“ schließt die elf Songs des Albums in Richtung lautem Progressive Rock mit Shouter-Gesang in Richtung Beastie Boys und Rage against the Machine, dazu ein harmonischer Refrain. Hier steht ebenfalls Wandelbarkeit im Vordergrund: Ab der Hälfte des Songs erwächst daraus eine langsame Nummer mit Akustikgitarre, cleaner E-Gitarre sowie Streicher- und Holzbläser-Sounds; damit runden Biffy Clyro das Album in Richtung apokalyptischen Post-Rocks ab, bevor die Nummer mit einem vertrackten Rock-Part endet.
„A Celebration of Endings“: Laut und modern
Der Klang von „A Celebration of Endings“ erscheint durchwachsen und lässt sich im besten Falle als ‚zeitgemäß‘ beschreiben: Einzelne Stücke wie „North of No South“ sind stark komprimiert, was zur Musik passt – gleichzeitig sind die präsenten Hochmitten etwas unangenehm zu hören, wirklich Tiefbässe fehlen. Die Höhen etwa der Hi-Hats, der Snare oder der E-Gitarren zirpen leicht im Ohr. „End of“ klingt dünn, ohne klar greifbaren Bass oder Bassdrum – ähnlich die Single „Instant History“, bei der die großen Hallräume und die Kompression nur bedingt die fehlende Klangfülle der einzelnen Elemente kaschieren können. Der verzerrte Gesang ermüdet indes auf Dauer.
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„Opaque“ macht stattdessen einen vergleichsweise hochwertigen Eindruck, wenngleich auch hier Bass-Impulse fehlen und die Hochmitten kurz davor sind, beim Hören zu stören. Die Zerr-Artefakte der Kompression bei den anderen Songs des neuen Longplayers von Biffy Clyro funktionieren zwar einerseits noch als Stilmittel, gleichzeitig erschweren sie das Durchhören des Albums. Die drei Schotten greifen damit die Ästhetik des Vorgänger-Albums, des 2019 erschienenen Soundtrack-Albums „Balance, Not Symmetry“, auf. Die grundsätzlich hochwertige Produktion hätte durchaus von einem ‚zeitloseren‘ Ansatz im Mix profitiert, um das wirklich interessante Songmaterial entsprechend zu untermauern.
BEWERTUNG BIFFY CLYRO – A CELEBRATION OF ENDINGS
TESTERGEBNIS | Punkte |
Musik | 7 |
Klang | 6 |