Ben Watt – Storm Damage

Der preisgekrönte britische Musiker, Sänger, Songschreiber, Autor, DJ und Radiomoderator Ben Watt war eine Hälfte des britischen Duos Everything But The Girl. Mit „Storm Damage“ veröffentlichte der 57-jährige sein viertes Solo-Album in loser Folge – das erste kam bereits 1983 heraus. Darüber hinaus erschienen praktisch zahllose EPs.

Bereits der erste Song des neuen Albums, „Balanced on a Wire“, offenbart einen interessanten Stilmix zwischen akustischem Pop, Synthie-Dub-Sounds und leichter Downbeat-Ästhetik: Trockene R&B-Drum-Sounds, eingewobene Kontrabass-Licks und Klavier-Akkorde, dazu Streicher und Gesang mit Slap-Back-Echo-Kaskaden im Refrain setzen einen schwermütigen und gleichzeitig eingängigen Song um. „Summer Ghosts“ setzt ebenso auf eine Mischung aus trockenen Rim-Click-Sounds, Klavier-Akkorden, Kontrabass sowie Synth-Lead-Sounds. In dem ebenfalls eingängigen Song unterhalten zudem die humorvoll gestalteten Gesangsphrasen von Ben Watt, wie auch der toll aufgehende Refrain, bei dem wieder Echos auf dem Gesang zum Einsatz kommen – ein Anspieltipp.

Downbeat-Folk

Bei „Retreat to Find“ raschelt eine Akustikgitarre über dem akustischen Dub-Bett aus Schlagzeug, dumpf-lieblichem Synth-Kontrabass und dem trockenen Gesang. Das wirkt wie Downbeat-Folk mit weitgehend akustischen Mitteln.

Das flinke „Figures in the Landscape“ stellt einen Höhepunkt dar, mit angenehm verschachteltem Rhythmus und verwobenem Synth-Riff. Das düstere, experimentelle „Knife in the Drawer“ erinnert mit dem langsamen, trockenen Rhythmus und Echo-Synth-Sounds etwa an Massive Attack.

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Electro-Songwriter-Musik

Das minimalistische „Irene“ besticht durch scheinbare Akustikgitarren-Sounds, die allerdings einem Synth-Fleischwolf entspringen. Das fasst Watts Herangehensweise gut zusammen – irgendwo zwischen den klassischen Mitteln direkten Songwritings, umgesetzt mit modernen Hilfsmitteln, allerdings trotzdem schnörkellos im Arrangement.

„Sunlight Follows the Night“ ist wohl der heimliche Evergreen des Albums: Mit ebenfalls gelungen verschachteltem Refrain und der Eingängigkeit eines gelungenen Barry-Manilow-Songs lädt Ben Watt sofort zum Mitwippen ein und bleibt im Ohr. Das langsame „Hand“ bietet eine großartig geschriebene Ballade, die an Everything But The Girl erinnert, untermalt von einem dunkel spukenden Synthesizer-Pad, das atmosphärisch etwa auf Portishead referenziert. Der „Festival Song“ schließt die Sammlung der zehn Stücke mit einer emotionalen, verhallten Klavierballade samt Cello.

Ben Watt liefert einmal mehr gelungenes Songwriting

Insgesamt bietet Ben Watt auf „Storm Damage“ unprätentiöses, melodisches wie eingängiges Songwriting, das angenehm zeitlos und erfrischend wirkt. Die textlichen Erzählungen bieten geerdete, gleichzeitig leicht lakonische Beobachtungen, die Lebenserfahrung vermitteln. Die Kombination akustischer Instrumente samt Kontra- statt E-Bass sowie einzelnen Synth-Experimenten geht hervorragend auf und unterstreicht den Anspruch, etwas Selbstverständliches und gleichzeitig subtil Außergewöhnliches zu schaffen. Ben Watt mischt dabei akustische R&B-, Soul- und Pop-Klangfarben, gepaart mit Electro-Ästhetik. Der 2014er Vorgänger „Hendra“ bot qualitativ ebenso gutes Songwriting, setzte dabei allerdings weniger auf Drums und Effekt-Sounds, stattdessen kamen dort vereinzelt E-Gitarren zum Einsatz.

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Klanglich wird „Storm Damage“ den Songs nur bedingt gerecht: Der merkwürdig trockene Gesang etwa in der Strophe bei „Balanced on a Wire“ klingt nach einem klaustrophobisch kleinen Aufnahme-Raum. Jener Eindruck verliert sich in den Passagen des Albums, bei dem Echo auf dem Gesang eingesetzt wird. Beim Opener wie auch bei „You’ve Changed, I’ve Changed“ zischen die Hi-Hats latent unangenehm, die akustischen Klavier-Sounds sind (bis auf den verhallten „Festival Song“) drahtig dünn gehalten und erinnern fast an Eurodance-Klänge. Umgekehrt verzichtet die Produktion auf ‚zeitgemäße‘ Kompression oder aufdringliche Elemente – was wiederum den Stücken zugutekommt.

BEN WATT – STORM DAMAGE

TESTERGEBNIS Punkte
Musik 8
Klang 7
So testet und bewertet mobilefidelity magazin.

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